Das berichtet die "New York Times" - obwohl das Traditionsblatt eigentlich befangen sein müsste, denn es gehört dem Bericht zufolge zu den Publishern, mit denen Facebook verhandelt und denen diesbezüglich Stillschweigeabkommen auferlegt wurden. Facebook möchte, dass seine aktuell 1,4 Milliarden Nutzer weltweit Medieninhalte direkt in dem Online-Netzwerk lesen und nicht länger Links anklicken, die sie auf externe Webseiten leiten.
Medienhäuser sind es bisher eher gewohnt, ihre Leser möglichst innerhalb ihrer eigenen "Ökosysteme" zu halten und dort möglichst viele wertvolle Daten über sie zu sammeln. Dies aus der Hand zu geben versuche Facebook ihnen so schmackhaft wie möglich zu machen, heißt es weiter unter Berufung auf Insider. Zu den ersten Partnern für das neue Facebook-Projekt sollen neben der "NYT" demnach noch "Buzzfeed" und "National Geographic" gehören (kontaktiert worden sein sollen außerdem die "Huffington Post" und "Quartz"). "Buzzfeed"-Gründer und -CEO Jonah Peretti hat sich übrigens gerade erst beim SXSW in Austin dafür ausgesprochen, dass Publisher ihre Inhalte gleich bei den reichweitenstarken Plattformen direkt einstellen statt nur Hyperlinks in den Newsstream der Nutzer zu setzen, wie das Fachblog "Online Marketing Rockstars" berichtet.
Entgegenkommen würde Facebook den Verlagen unter anderem mit Möglichkeiten, an Werbung im Umfeld ihrer bei Facebook gehosteten Inhalte zu verdienen. Nutzer sollen diese außerdem deutlich schneller zu Gesicht bekommen als bisher - werde ein externer Link im Browser geöffnet, dann dauere das im Schnitt acht Sekunden und damit speziell auf mobilen Endgeräten viel zu lange. Eine Beschleunigung mittels Facebooks Hyperscale-Infrastrukur könnte nach Einschätzung von Edward Kim, Chef des Analytics- und Auslieferungsspezialisten Simplereach, die Nutzerzufriedenheit und in der Folge auch den Traffic signifikant steigern. "Es gibt aber eine Menge Implikationen für die Publisher", gibt der Experte zu bedenken. "Letztlich kommt es darauf an, wie Facebook dies strukturiert und wie sie es sicherstellen, dass beide Seiten davon profitieren."
Das dürfte insbesondere für Anbieter wie die "New York Times" gelten, die versuchen, ihre Inhalte im Digitalen mit Bezahlschranken und Abonnements zu refinanzieren. Für sie gilt es abzuwägen, ob Werbeeinnahmen beim reichweitenstarken Netzwerk die Klickverluste auf den eigenen Web-Properties wettmachen oder übertreffen könnten. Ohnehin könnten sich nicht alle Medienfirmen für Facebooks Ansinnen erwärmen - Mitarbeiter des britischen "Guardian" etwa hätten sich bei Kollegen in anderen Häusern für einen Schulterschluss mit dem Ziel stark gemacht, Deals für die ganze Branche auszuhandeln und dabei die Kontrolle über die Werbung zu behalten, egal ob bei Facebook oder anderswo. Der "Guardian" hat sich gerade mit der "Financial Times", CNN und Reuters zu einer Werbeallianz gegen Facebook, Google und Co zusammengetan.