Die geplante Übernahme von Juniper Networks durch Hewlett Packard Enterprise ist diese Woche einen großen Schritt vorangekommen, nachdem die Europäische Kommission die Übernahme ohne Auflagen genehmigt hat.
HPE hatte im Januar die Übernahme von Juniper Networks für 14 Milliarden Dollar angekündigt, wodurch sich das Netzwerkgeschäft durch die Hinzufügung einer bedeutenden, wenn auch etwas überlappenden Produktpalette für Campusnetze und Rechenzentren effektiv verdoppelte.
KI-Technologie im Fokus
Im Fokus der Akquisition stand in erster Linie der Zukauf von KI-Technologie. HPE erhält damit Zugang zu Junipers Cloud-basierter KI-Familie Mist, zu der auch der virtuelle Netzwerkassistent Marvis gehört. Marvis ist in der Lage, eine Vielzahl von Netzwerkproblemen zu erkennen, zu beschreiben und zu beheben, darunter ständige Ausfälle von verkabelten oder drahtlosen Clients, schlechte Verkabelung, Lücken in der Abdeckung von Access Points, problematische WAN-Verbindungen und unzureichende Funkkapazität.
Neben der Technologie von Juniper hat HPE kürzlich ein Portfolio von KI-Produkten und -Dienstleistungen angekündigt, das gemeinsam mit Nvidia entwickelt wurde und Unternehmen dabei helfen soll, die Produktivitätsvorteile von generativer KI zu nutzen, idealerweise durch den Einsatz der Produkte vor Ort oder in hybriden Clouds.
Auch Juniper hat kürzlich seine KI-Kapazitäten erweitert. Das Unternehmen ergänzte seine Plattform um eine Reihe von Funktionen, die unter dem Namen "Operations for AI (Ops4AI)" bekannt sind. Die Erweiterungen ermöglichen Überlastungsmanagement, Lastausgleich und Verwaltungsfunktionen für Systeme, die von der zentralen Junos- und Juniper Apstra-Software für Intent-basierte Netzwerke des Anbieters gesteuert werden.
EU sieht kaum Wettbewerbsverzerrung
Bei der Überprüfung des Deals hatte die EU- Kommission die Auswirkungen des Vorhabens auf vier Kernmärkte untersucht:
den weltweiten Markt für WLAN-Geräte,
den weltweiten Markt für drahtlose Zugangspunkte,
den EWR-weiten Markt für Ethernet-Campus-Switches und
den weltweiten Markt für die Bereitstellung von Data Center Switches.
Das Resultat: Auf der Grundlage ihrer Marktuntersuchung stellte die Kommission fest, dass "der Zusammenschluss in der angemeldeten Form den Wettbewerb auf diesen Märkten nicht erheblich verringern würde". Das fusionierte Unternehmen werde im europäischen Wirtschaftsraum... "weiterhin dem Wettbewerb einer Vielzahl von Konkurrenten ausgesetzt sein und auf jedem der Märkte auch mit starken und etablierten Marktteilnehmern konkurrieren."
Die Kommission stellte ferner fest, dass die Kunden über eine gewisse ausgleichende Nachfragemacht verfügten, die es ihnen ermögliche, im Falle von Preiserhöhungen bei WLAN-Ausrüstung und Ethernet-Campus-Switches zu reagieren. Darüber hinaus sehen die Experten HPE und Juniper nicht als enge Konkurrenten - zudem "hätte das fusionierte Unternehmen keinen nennenswerten Vorteil davon, seine Rechenzentrums-Switches im Paket mit den Servern oder HPC-Systemen von HPE anzubieten", und "Wettbewerber könnten gekoppelte oder gebündelte Produkte imitieren und herausfordern".
Neben dem Okay von der EU-Kommission müssen sich noch die britischen Regulierungsbehörden und die US-amerikanische Federal Trade Commission zu der Übernahme äußern, die voraussichtlich Anfang 2025 abgeschlossen sein wird. (mb)