Kartellverfahren

EU erwägt Klage wegen Microsoft Teams

05.07.2023
Die EU will wohl eine kartellrechtliche Untersuchung gegen Microsoft Video- und Collaboration-Plattform Teams einleiten. Es drohen Strafen von bis zu zehn Prozent des Umsatzes.
Aufgrund einer Bschwerde von Slack aus dem Jahr 2020 erwägt die EU nun, Microsoft wegen Teams zu verklagen.
Aufgrund einer Bschwerde von Slack aus dem Jahr 2020 erwägt die EU nun, Microsoft wegen Teams zu verklagen.
Foto: Ascannio - shutterstock.com

Microsoft droht erneut Ungemach in der Europäischen Union. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters könnte die EU eine kartellrechtliche Untersuchung von Microsofts Video- und Messaging-Plattform Teams einleiten. Sollte die EU einen entsprechenden Verstoß gegen Kartellvorschriften feststellen, könnte es für Microsoft teuer werden. Es drohen Geldstrafen von bis zu zehn Prozent des weltweiten Konzernumsatzes.

Slack-Beschwerde

Grundlage für die Untersuchung ist eine von Konkurrent Slack - mittlerweile von Salesforce für 27,7 Milliarden Dollar aufgekauft - eingereichte Beschwerde im Juli 2020. Darin wirft Slack unter anderem Microsoft eine "illegale und wettbewerbswidrige Praxis des Missbrauchs seiner Marktdominanz zur Auslöschung des Wettbewerbs unter Verletzung des Wettbewerbsrechts der Europäischen Union" vor.

Zur Erinnerung: 2009 gegründet, bediente Slack schon 2013 relativ früh das Thema Collaboration erfolgreich mit einer eigenen Plattform. So erfolgreich, dass Microsoft wohl Anfang 2016 überlegt hatte, Slack für acht Milliarden Dollar zu übernehmen, bevor der Konzern im Oktober 2016 seine eigene Teams-Plattform vorstellte.

Vom Nachzügler zum Marktführer

In der Folge kaufte Microsoft seinem Konkurrenten den Schneid ab. Teilten sich 2020 Teams, das von Cisco entwickelte Webex sowie Zoom den Großteil des Marktes zu dritt, sah das während der Corona-Pandemie im Jahr 2021 schon anders aus: Cisco kam nur noch auf einen Marktanteil von 13 Prozent, Teams auf 27,5 Prozent und Zoom war noch Champion mit knapp 30 Prozent. Mittlerweile gilt Teams als unangefochtener Marktführer.

Illegale Praktiken?

Eine Marktführerschaft, die Teams in den Augen von Slack jedoch weniger seiner Produktqualität als vielmehr illegalen Methoden verdankt. So behauptet das Unternehmen, dass Microsoft "sein Produkt Teams illegal in seine marktbeherrschende Office-Produktivitätssuite eingebunden hat, indem es Millionen von Unternehmen zur Installation gezwungen, die Entfernung blockiert und die wahren Kosten für Unternehmenskunden verschleiert hat".

Microsoft blitzt bei der EU ab

Eine entsprechende Untersuchung der EU versuchte Microsoft durch ein vorläufiges Angebot von Zugeständnissen abzuwenden - etwa durch eine Preissenkung für Office ohne die Teams-App. Diese Preissenkung war allerdings, so ist aus EU-Kreisen zu hören, nicht so hoch, wie man sich seitens der EU erhoffte. Deshalb werde man sich nicht auf den von Microsoft vorgeschlagenen Deal einlassen und nun wahrscheinlich eine Untersuchung einleiten