Basierend auf Projekterfahrungen und Branchenkenntnissen hat BearingPoint sechs wesentliche thematische Handlungsfelder als Leitplanken zur Erstellung von ganzheitlichen Digitalisierungsstrategien identifiziert: Kunde, Technologie, Prozesse, Markt, Daten und Kultur.
In diesem Artikel wird der Fokus auf den Bereich Technologie gelegt. Die technologischen Fortschritte werden immer kurzlebiger. Umso wichtiger ist die ständige Observation der relevanten Entwicklungen für ein Geschäftsmodell. Die Einführung neuer Technologien bringt neue Herausforderungen mit sich. Dennoch ist das Risiko einer Verweigerung vor neuen Impulsen wesentlich größer - die Zukunftsfähigkeit des bestehenden Geschäftsmodells kann gefährdet sein und damit zu klaren Wettbewerbsnachteilen führen.
Die entscheidende Säule der Digitalisierung
Wichtig ist für Unternehmen, die Integration der vernetzten Maschinen mit hohem Automatisierungsgrad umzusetzen. Dabei stehen Themen wie IT Security, Datenschutz und Minimierung von technologischen Störanfälligkeiten im Fokus. Eine Security-Studie von BearingPoint kommt zum Ergebnis, dass sich die Kunden - neben härteren Gesetzen zur Bekämpfung von Cyberkriminalität durch die Politik - höhere Standards für IT-Sicherheit und Datenschutz in Unternehmen wünschen.
Zusätzlich bestehen hinsichtlich der Kostenreduktion durch eine technologische Standardisierung und Harmonisierung ökonomische Skaleneffekte, die vermehrt zum Unternehmenserfolg beitragen. Ein aktuell politisches Thema ist der ansteigende Stromverbrauch durch den vermehrten Einsatz von Technologien. Unternehmen sind angehalten - neben der ökonomischen - auch die ökologische Perspektive (unter anderem Reduzierung von CO2-Emissionen) zu betrachten. Durch eine multidimensionale Planung und Steuerung ist es möglich, die Kalkulation von Emissionen im Verhältnis zu Transportkosten und Stromkosten durchzuführen.
Zukünftig werden Unternehmen intensiver durch neue Technologien beeinflusst. Die technologischen Entwicklungspotenziale sind die treibende Kraft für Innovationen. Beispielsweise werden vernetzte Roboter die Produktionsabläufe ohne menschliche Interaktionen durchführen, Künstliche Intelligenz wird Datenanalysen nahezu vollständig autonom erledigen. Die Datenspeicherung wird zu einem großen Anteil über verteilte Datensysteme (Distributed-Ledger-Technologien) stattfinden. Neuartige Quantencomputer werden zudem die herkömmliche Computertechnologie ablösen und werden die oben genannten Herausforderungen noch effizienter bearbeiten.
Digitalisierung ohne Strategie?
Zu den typischen Fehlern, die am Markt zu beobachten sind, zählt, dass Initiativen zur digitalen Transformation in erster Linie zur Automatisierung von vorhandenen Prozessen und Ablösung von analogen Medien genutzt werden. Eine reine Automatisierung der "alten Welt" ist nicht zeitgemäß und entspricht nicht dem Grundgedanken der Digitalisierung - der Vernetzung und dem Aufbau von digitalen Ökosystemen.
Durch eine eindimensionale Sichtweise erhöht sich zudem die Gefahr, dass viele Umsatzpotenziale nicht ausgeschöpft werden. Der Grund dieses Vorgehens hat damit zu tun, dass viele Unternehmen und Organisationen - insbesondere in der Finanzindustrie - die Welle der dritten industriellen Revolution (Automatisierung durch den Einsatz von Computermedien) schlichtweg verschlafen haben.
Vor allem in Back-Office-Prozessen wird heute noch überwiegend manuell und papierbehaftet gearbeitet. Um jetzt zügig den Anschluss zu finden, sind diese Unternehmen dabei, diesen Schritt in die Digitalisierung miteinzubeziehen und überstürzt zur Automatisierung zu greifen. Das kann dazu führen, dass sich das Unternehmen keine tiefgreifenden Gedanken um die Möglichkeiten ihrer Transformation machen und die wesentlichen Stärken, die im Rahmen eines digitalen Transformationsprozesses gehoben werden können, auf der Strecke bleiben.
- KI und Automation
Auf Einladung der Computerwoche diskutierten Ende November 2018 in München Experten über Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning und Automation. - Bernhard Mandutz, Business Unit Manager Valuemation bei der USU GmbH: „Bei Serviceprozessen wird KI in Zukunft die zentrale Rolle spielen, egal ob es um Automatisierung, Predictive Maintenance oder Chatbots geht.“ Die USU GmbH ist ein Spezialist für Enterprise Service Management.
- Santiago Cabrera-Naranjo, Consulting Director bei Teradata: „Data Science ist heute allzu oft ein Prozess, bei dem neue Erkenntnisse und Modelle als einmalige Anstrengung entwickelt oder ad hoc in der Produktion eingesetzt werden. Sie erfordern deshalb ein regelmäßiges Babysitting zur Überwachung und Aktualisierung. Wir wollen das ändern.” Das ehemals vor allem als Data Warehouse Anbieter bekannte Unternehmen Teradata widmet sich längst vorrangig Themen wie Business Analytics und Big Data.
- Stefan Gössel, Managing Partner beim IT-Dienstleister Reply: „Wenn Sie Arbeitsplätze mit zwei Bildschirmen haben, haben wir etwas zu tun.“ Reply ist ein Spezialist für Geschäftsmodelle, die auf Paradigmen wie Big Data, Cloud-Computing oder dem Internet der Dinge basieren.
- Tobias Mirwald, Geschäftsführer beim CRM-Hersteller Adito Software: „An die Daten kommt man oft schwer ran, weil sie in Silos liegen. Erst muss man vernetzt denken, bevor man mit KI die Daten nutzen kann.“
- Sven Munk, Partner Technical Sales Lead EMEA LATAM, bei Informatica: „Das Datenvolumen explodiert, mehr und mehr Datentypen werden erzeugt. Unternehmen müssen diese Daten strategisch nutzen, um Innovationen zu erzeugen und ihre digitale Transformation voranzutreiben.“ Informatica ist ein führender Anbieter von Enterprise Cloud Data Management Lösungen.
- Thorsten Urbanski, Head of Communication beim Security-Anbieter ESET, schätzt die Herausforderungen und das Potenzial im Bereich Automation und IoT gleichermaßen hoch ein. Im Zuge der digitalen Automatisierung werde es von essentieller Bedeutung sein, sich vor Manipulation der relevanten Daten zu schützen: „Wenn wir uns die Folgen im Bereich Robotic und Industrie 4.0 oder Autonomes Fahren vorstellen, wären die Auswirkungen mehr als fatal.“
- Kristina Appelt, Manager Systems Engineering bei Cisco: „Es ist wichtig, den Anwenderunternehmen eine performante, validierte Infrastruktur für KI und Automation bereit zu stellen.“
- Alexander Hartmann, Mitglied des Vorstands bei SYSback: „Wir deutschen Unternehmen sind viel zu zurückhaltend in der Vermarktung von KI.“ SYSback ist Service-Provider für Holistische Automation und orchestriert und automatisiert mit diesem Ansatz verschiedenste Prozesse und IT-Ressourcen.
Die Zusammenarbeit von BearingPoint mit Kunden aus den verschiedensten Industrien hat gezeigt, dass eine frühzeitige Ausarbeitung einer Digitalisierungsstrategie essenziell für den Unternehmenserfolg ist. Dabei müssen unterschiedliche Technologien bewertet und getestet werden, damit die für das Unternehmen passenden Technologien für die digitale Transformation zum Einsatz kommen. Analog sind die Handlungsfelder Kunde, Prozesse, Markt, Daten und Kultur stets bei der Umsetzung zu berücksichtigen und ebenfalls mit einzubeziehen.