Was das Wall Street Journal berichtet, liest sich wie ein klassischer Mafia-Krimi. In der Hauptrolle als Pate: Tesla-Gründer Elon Musk. Er soll dem Bericht zufolge über Schein- und Tarnfirmen in Texas tausende Hektar an Land heimlich gekauft haben. Die Verkäufer wurden dabei wohl vertraglich zum Schweigen verpflichtet.
Utopia am Colorado River
Die geplante Stadt soll wohl 35 Meilen entfernt von der texanischen Hauptstadt Austin in Bastrop County entlang des Colorado Rivers entstehen. Allerdings ist mehr als fraglich, ob die Lage am Fluss auch wirklich erstrebenswert ist. Denn erst kürzlich beantragte Musks Tunnelbohr-Unternehmen Boring bei den staatlichen Umweltbehörden, bis zu 140.000 Gallonen Industrieabwasser pro Tag in den Fluss einleiten zu dürfen.
Günstige Mieten
Bewohnen sollen die neue Stadt Mitarbeiter von Musk-Unternehmen wie Boring, Tesla oder SpaceX. Ködern will man die Mitarbeiter mit Mietpreisen von etwa 800 Dollar pro Monat für eine Zwei- oder Dreizimmerwohnung beginnt, wie die das Wall Street Journal vonmit den Plänen vertrauten Personen erfahren haben will. Das wäre deutlich günstiger als die Durchschnittsmiete in Bastrop. Sie liegt nach Angaben des Immobilienunternehmens Zillow Group Inc.bei etwa 2.200 Dollar pro Monat. Allerdings hat die Sache einen Haken: Verlässt ein Angestellter das Unternehmen oder wird entlassen, so muss er oder sie das Haus innerhalb von 30 Tagen räumen., sagten diese Personen.
Die geplante Stadt grenzt an die derzeit im Bau befindlichen Anlagen von Boring und SpaceX. Auf dem Gelände gibt es bereits eine Gruppe von Modulhäusern, einen Pool, einen Sportplatz im Freien und ein Fitnessstudio. Auf Schildern, die an Masten hängen, steht "welcome, snailbrook, tx, est. 2021." Snailbrook ist eine Anspielung auf das Maskottchen von Boring. Als Musk das Tunnelbauunternehmen gründete, forderte er seine Mitarbeiter auf, Bohrmaschinen zu bauen, die sich "schneller als eine Schnecke" bewegen. Zudem hätten Beamte des Bezirks Bastrop bereits Straßennamen wie "Boring Boulevard", "Waterjet Way" und "Cutterhead Crossing" genehmigt. Die geht laut Wall Street Journal aus den Sitzungsunterlagen des Bezirks hervor.
Musks Flucht vor den Gesetzen
Angeblich plant Musk in Bastrop County auch sein eigenes Haus beziehungsweise Anwesen zu bauen. Status und der Standort des potenziellen Hauses konnten bislang nicht bestimmt werden. Musk hatte vor mehr als zwei Jahren seine langjährige Heimat Kalifornien verlassen, weil er nach eigenen Angaben die Geduld mit den Regeln und Vorschriften in diesem Bundesstaat verloren habe. "Kalifornien sei das Land der Überregulierung, der übertriebenen Rechtsstreitigkeiten sowie der Überbesteuerung", zitiert ihn das Wall Street Journal mit einem Statement aus dem Dezember 2021.
Diesbezüglich dürfte Texas für den Multimilliardär ein Paradies sein. In Texas gibt es weniger Flächennutzungsgesetze und weniger Umwelt- und Arbeitsschutzauflagen, und das Land ist in weiten Teilen nicht so stark reguliert. Im Gegensatz zu Kalifornien gibt es in Texas zudem weder eine Körperschaftssteuer noch eine Einkommens- oder Kapitalertragssteuer für Privatpersonen.