Wer seine Wohnung oder sein Haus effektiv gegen Einbrecher schützen will, kann bislang die entsprechenden Beratungsstellen der Kriminalpolizei in Anspruch nehmen. Das wird sich künftig zwar nicht ändern, aber die Chancen stehen gut, dass die Beratung künftig wesentlich flexibler, effizienter und digitaler abläuft. Und zwar für alle Beteiligten. Denn in der Schweiz wurde diese polizeiliche Leistung vollständig digitalisiert - eine Premiere im öffentlichen Sektor.
Und so funktioniert‘s: Mittels iPad können Kunden Schutzobjekte anlegen, deren Schutzbedarf ermitteln und Problemstellen dokumentieren. Mit Hilfe von Datenbanken, Vorschlagsfunktionen und Video-Tutorials ist die Beratung für die Kunden nicht nur transparenter, sondern motiviert auch wirksamer. Das zeigen zumindest erste Erfahrungswerte der Initiatoren: Zwei Drittel der Ratsuchenden haben ihren Einbruchsschutz nach der digital gestützten Beratung auf Vordermann gebracht. Zuvor lag diese Quote bei einem Drittel. Und die Berater? Die sind dank der Erfolgsquote ebenfalls zufrieden und können zudem flexibler auf Kundenbedürfnisse eingehen. Von der effizienteren Ressourcennutzung ganz zu schweigen.
Collaboration für die Einbruchsprävention
Die Initiative für das Projekt ging von Beamten der Züricher Stadtpolizei aus, die - selbst in der Einbruchsprävention tätig - das große Potenzial einer Digitalisierung ihrer Beratungsleistung schnell erkannt hatten. Nachdem die Idee an der Universität Zürichin Form eines Prototypen weiter gereift war, übernahm dieEwerk-Gruppe nach einer Ausschreibung die professionelle Umsetzung des Projekts. Dazu arbeitete ein elfköpfiges, interdisziplinäres Team des Leipziger Unternehmens eng mit einem Projektteam des HPi und einem Berater der Universität Zürich zusammen. Gemeinsam machten sich die Spezialisten Anfang Januar 2016 an die Arbeit. Sie setzten auf die Projekt-Management-Methode Hermes und zahlreiche Collaboration-Tools. Das Ergebnis ist auf technischer Ebene eine dreistufige Lösung: Die iPad-App dient der Datenerhebung, ein Java-Enterprise-Backend als zentraler Speicher mit Nutzerverwaltung. Administriert wird über ein Browser-Frontend. Großen Wert legten die Entwickler auf die Datensicherheit.
In Zukunft könnte die White-Label-Lösung auch für andere Beratungen eingesetzt werden, beispielsweise im Brandschutz. Ebenfalls erwähnenswert: Der finanzielle Aspekt stand bei der Entwicklung der App im Hintergrund. Der gesellschaftliche Nutzen und das Vorantreiben der Digitalisierung im öffentlichen Sektor waren die maßgeblichen Beweggründe für das Projekt.
Auch in Deutschland könnte die App demnächst zum Einsatz kommen. Denn auch die Polizeibehörden von Hessen und Baden-Württemberg testen die digitale Präventionsmethode gegen Einbrecher bereits. Erstes Feedback: Positiv.
Wenn Sie Interesse an der Einbruchspräventions-App haben, wenden Sie sich direkt an Ihre Polizeibehörde. Oder besuchen Sie die offizielle Webseite zur Applikation.
Die größten Herausforderungen des Projekts
Die interkulturelle Zusammenarbeit zu koordinieren, um einen gewinnbringenden Einsatz aller Fähigkeiten und Kompetenzen zu gewährleisten.
Auf technischer Seite waren die Umsetzung der Offline- und Mandantenfähigkeit der App, sowie eine möglichst hohe Usability die größten Herausforderungen.
Da personenbezogene Daten verarbeitet werden, war auch die Gewährleistung eines entsprechend hohen Datenschutzniveaus eine Herausforderung.
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