World Password Day 2020

Ein starkes Passwort ist nicht genug

Kommentar  07.05.2020
Von 
Michael Heuer ist Vide President DACH beim IT-Sicherheitsanbieter Proofpoint.
Die Sicherheit von Anwendern und ganzen Unternehmen ist nicht zuletzt eine Frage sicherer Passwörter. Das allein genügt jedoch nicht.

Ein Passwort will nicht nur richtig gewählt sein - auch der sichere Umgang von Anwendern mit selbigen darf dabei nicht vernachlässigt werden. Insbesondere in der aktuellen Situation, in der sich Gruppen von Cyberkriminellen geradezu darin überbieten, Anwender beispielsweise mit Phishing-Kampagnen hinters Licht zu führen, ist ein sorgsamer Umgang mit Zugangsdaten unerlässlich.

Das beste Passwort bleibt wirkungslos, wenn die Anwender sorglos damit umgehen.
Das beste Passwort bleibt wirkungslos, wenn die Anwender sorglos damit umgehen.
Foto: Alexsander Ovsyannikov - shutterstock.com

Starkes Passwort erstellen - so geht's

Anwender sind weiterhin angehalten, für ihre Online-Aktivitäten und -Dienste starke Passwörter zu verwenden. Diese sollten neben einer Groß- und Kleinschreibung von Buchstaben auch Zahlen und Sonderzeichen aufweisen sowie über eine ausreichende Länge von mindestens acht Zeichen verfügen - besser mehr. Ein regelmäßiger Wechsel des Kennworts ist jedoch nicht zwangsläufig zu empfehlen, da viele Anwender bei einer solchen Vorgabe eher dazu neigen, Passwörter nach gleichem Muster zu verwenden, was die Integrität der gewählten Passwörter gefährden könnte. Diese Ansicht teilt seit Kurzem auch das BSI.

Darüber hinaus gilt der Grundsatz: Kennwörter jeweils nur für einen Dienst zu benutzen, um zu vermeiden, dass ein Datenleck bei einem Dienst auch die Sicherheit weiterer Accounts gefährden könnte. An dieses Prinzip halten sich hierzulande jedoch lediglich 32 Prozent der Anwender, wie die kürzlich veröffentlichte Proofpoint-Studie "State of the Phish 2020" zeigt. 16 Prozent der professionellen Internetnutzer gaben sogar an, dass sie nur ein oder zwei Passwörter für all ihre Online-Konten nutzen.

Diese Ergebnisse scheinen zu belegen, dass bei der Vielzahl von Online-Services, die Internetnutzer heutzutage sowohl privat als auch geschäftlich nutzen, eine ganze Reihe von ihnen dazu neigt, leicht den Überblick zu verlieren und daher zu unsicheren Methoden greift. Hier können Passwortmanager eine hilfreiche Ergänzung sein, die dem Anwender einen sicheren Umgang mit seinen Passwörtern ermöglichen. Wie die Studie ferner zeigt, nutzen in Deutschland aktuell jedoch nur 23 Prozent der Befragten diese Art von Tools - in den USA sind es hingegen bereits 44 Prozent und damit fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer.

Wie Hacker Ihr Passwort stehlen

Doch mit sicheren Passwörtern allein ist es nicht getan. Speziell die Frage, wie sorgsam Anwender Zugangsdaten handhaben, hat einen großen Einfluss darauf, wie sicher ihre Accounts sind. Denn Cyberkriminelle gehen zumeist den Weg des geringsten Widerstands. Anstatt mühsam Passwörter auszuprobieren, ist es für sie in der überwiegenden Zahl der Fälle einfacher, die Passwörter schlicht zu stehlen. Sie setzen dabei auf die meist schwächste Stelle in der Cybersecurity: Den Menschen. Hierfür gehen Online-Betrüger verschiedene Wege, um an ihr Ziel zu gelangen. Neben spezieller Malware, sogenannten Information Stealern, versuchen sie vornehmlich mittels Phishing und anderer Social-Engineering-Techniken Zugangsdaten zu erbeuten.

Daher ist insbesondere Vorsicht im Umgang mit E-Mails geboten, die einen Anwender dazu auffordern, eine Handlung auszuführen - und sei es nur auf einen Link zu klicken. Gerade Unternehmen sollten dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter umfassend geschult sind, wenn es um Fragen der IT-Sicherheit geht. Dabei reicht es bei weitem nicht, nur auf Webinare und Prüfungsfragen zu setzen. Simulierte Angriffe, bei denen die Geschulten legitime von illegitimen Mails zu unterscheiden haben, sind hier weitaus nachhaltiger und sichern so den Erfolg der Maßnahme. Denn nur wenn Anwender für die Gefahren sensibilisiert sind, stellen sie nicht mehr länger das größte Einfallstor in die Unternehmens-IT dar. (fm)