Fragt man Geschäftsführer, Chief Information Officers (CIOs) sowie die Mitarbeiter eines Unternehmens, was „Digitalisierung“ eigentlich bedeutet, erhält man höchst unterschiedliche Antworten. Für die einen ist es bereits der Einsatz einer Customer-Relationship-Management-Lösung (CRM), für die anderen die Nutzung von Social-Media-Tools. Fertigungsunternehmen verstehen unter „Digitalisierung“ wiederum die Vernetzung von Produktionsumgebungen und den Aufbau von IT-gestützten Lieferketten (Supply Chains), und für mittelständische Fachhandelshäuser ist die „Digital Economy“ bereits gleichbedeutend mit dem Einstieg in den Online-Vertrieb der Produkte.
Jede dieser Einschätzungen ist richtig, trifft aber nur einen Teil dessen, was Digitalisierung wirklich umfasst. Die Digitale Transformation geht viel weiter. Zu den zentralen Kennzeichen zählen die nachfolgenden Punkte:
Daten werden in einen neuen Kontext gestellt
Daten zu erfassen und zu speichern, reicht nicht aus. Besser ist, wenn sie in Diagramme umgesetzt werden, um beispielsweise Umsatzprognosen zu ermöglichen. Noch besser ist, wenn externe Daten hinzugezogen werden, und das am besten in Echtzeit. Ein Beispiel: Die Auswertung von Wetterdaten ermöglicht es einem Energieversorger, die Nachfrage nach seinen Produkten genauer vorherzusagen. Dadurch kann er seine Dienstleistungen und Tarife entsprechend anpassen.
Es werden neue Geschäftsmodelle aufgebaut:
Die proaktive Nutzung von Daten lässt neue Geschäftszweige und Produkte entstehen. Ein Beispiel aus dem Bereich Industrie 4.0: Ein Anbieter aus dem Maschinen- und Anlagenbau erfasst mithilfe von Sensoren und IoT-Komponenten (Internet of Things) Daten über den Abnutzungsgrad von Verschleißteilen der Maschinen, die ein Kunde einsetzt. Diese Informationen kann der Maschinenbauer dazu nutzen, um ein maßgeschneiderte Wartungsmodelle für den Kunden zu entwickeln. Solcherlei Initiativen werden unter dem Stichwort „Predictive Maintenance“ zusammengefasst.
Der Kundennutzen rückt in den Mittelpunkt:
Kunden eines Logistikdienstleisters können online den Status von Warenlieferungen abfragen; Veranstaltungsagenturen ermöglichen es Kunden, vom Smartphone aus Tickets für ein Konzert zu reservieren. Dies sind Beispiele dafür, dass die Digitalisierung wesentlich stärker als bislang den Kunden und dessen Ansprüche in den Mittelpunkt stellt. Das kann "disruptive" Geschäftsmodelle zur Folge haben, dazu zählt der Taxivermittlungsservice Uber.
Es erfolgt eine Reaktion auf potenzielle Bedrohungen:
Auch die Abwehr von möglichen Gefahren ist Teil einer digitalen Geschäftsstrategie. Das gilt beispielsweise für einen Hersteller von Werkzeugmaschinen, der seine Produkte mit Sensoren bestückt. Dadurch kann er Ausfallzeiten reduzieren.
Alle Abteilungen und Mitarbeiter werden eingebunden:
Digitalisierung „von oben“ funktioniert nicht. Ein „Chief Digital Officer“ kann wenig ausrichten, wenn Bereichsleiter, Mitarbeiter und Partnerunternehmen nicht mitziehen. Nur wenn alle miteinander, nicht gegeneinander arbeiten, wird Digitalisierung zum Erfolg.
Digitalisierung bringt Vorteile – und ist unvermeidbar
Dass Unternehmen durchaus von der Digitalisierung profitieren, belegt eine Studie des Digitalverbandes Bitkom. Demnach gaben 79 Prozent der befragten deutschen Unternehmen an, dass sich durch die Digitalisierung die Kommunikation mit Kunden verbessert hat. Auch der Informationsaustausch zwischen Mitarbeitern laufe nun deutlich besser, sagten 75 Prozent. Fast zwei Drittel der Vorstände und Geschäftsführer gaben zudem an, dass ihr Unternehmen als Folge der Digitalisierung flexibler agiert, und rund 55 Prozent verzeichnen eine höhere Effizienz.
Unternehmen ist sehr wohl bewusst, dass die Digitalisierung ihre Branche nachhaltig verändern wird. So rechnen nach der Bitkom-Erhebung 77 Prozent der Geschäftsführer von Unternehmen im Bereich „Professional Services“ in den kommenden zwölf Monaten mit drastischen Veränderungen durch die Digitalisierung von Geschäftsprozessen.
Sich diesem Trend zu verschließen, ist kein Ausweg. Im Gegenteil: 75 Prozent der Unternehmen sind sich der Tatsache bewusst, dass die Chief Information Officers die digitale Transformation vorantreiben müssen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Unternehmen den Anschluss verlieren.
Problem: Nichtwissen in Verbindung mit Komplexität
Allerdings lässt sich eine digitale Strategie nicht aus dem Stand definieren und umsetzen. Ein Problempunkt ist laut einer Studie des Management-Magazins „Harvard Business Review“ die Komplexität von Geschäfts- und Entscheidungsprozessen im Unternehmen. 86 Prozent der Führungskräfte sind der Auffassung, dass umständliche interne Entscheidungswege und komplexe Geschäftsprozesse den Erfolg ihrer Unternehmen in einer digitalen Wirtschaftsform gefährden.
Bereits jetzt wirkt sich dieser Faktor negativ aus. So gaben 60 Prozent der Unternehmen an, dass sich wegen der hohen Komplexität die Kosten des operativen Geschäfts um mindestens 11 Prozent erhöht haben. Diese Werte gelten im Übrigen nicht nur für Großunternehmen: Im Rahmen der Studie befragte „Harvard Business Review“ auch mittelständische Unternehmen in Europa mit rund 500 Mitarbeitern.
Dass Entscheidungsprozesse zu einer Bremse werden können, hat vor allem zwei Gründe:
• Zu viele Management- und Entscheidungsebenen: Das gilt vor allem für größere Unternehmen, in denen bis zu 20 dieser Ebenen anzutreffen sind.
• Mangel an validen Informationen: Entscheidern stehen keine Echtzeit-Informationen zur Verfügung. Das wiederum ist maßgeblich darauf zurückzuführen, dass Daten aus unterschiedlichen Datenbanken extrahiert und zusammengeführt werden müssen. Hinzu kommt, dass in vielen Unternehmen die Performance der Datenbanklösungen und ERP-Systeme zu wünschen übrig lässt.
Schwerer wiegt das Fehlen von verlässlichen Daten. Die Finanzplanung basiert in vielen Unternehmen auf Kennzahlen, die bereits vor Wochen oder gar Monaten ermittelt wurden. Das kann die Handlungsfähigkeit und Agilität eines Unternehmens erheblich beeinträchtigen.
Die Lösung: Ein "Digitaler Kern"
Damit ein Unternehmen von der Digitalisierung nicht überrollt wird, benötigt es eine moderne Technologieplattform, gewissermaßen einen „digitalen Kern“. Vereinfacht gesagt, hat eine solche digitale Business-Plattform zwei Hauptaufgaben: Zum einen vereinfacht und optimiert sie bestehende Prozesse in Verbindung mit der digitalen Wertschöpfungskette.
Zum anderen stellt eine digitale Plattform sicher, dass allen Mitarbeitern aktuelle Informationen umgehend zur Verfügung stehen. Das schließt alle relevanten Daten von Kunden, Lieferanten, Partnern und Abteilungen im Unternehmen mit ein. Zudem müssen solche Informationen über die Grenzen von „Technologie-Silos“ hinweg bereitstehen. Das bedeutet beispielsweise, dass die Plattform in der Lage sein muss, sowohl Geschäftsdaten als auch Informationen in Verbindung mit dem Internet der Dinge sowie strukturierte und unstrukturierte Daten zu erfassen und aufzubereiten.
Technische Details einer digitalen Business-Plattform
Damit eine digitale Business-Plattform ihr Potenzial entfalten kann, müssen alle Daten in einer In-Memory-Datenbank vorgehalten werden, und das in spaltenorientierter Form. Konventionelle Datenbanktechniken sind nicht in der Lage, Informationen in der erforderlichen Geschwindigkeit zu verarbeiten. Weiterhin sind möglichst einfache Daten- und Datenbank-Modelle erforderlich - aus Performance-Gründen und um zudem die Datenmengen zu reduzieren. Empfehlenswert ist, aktuelle und historische Daten zu trennen und die historischen Informationen beispielsweise in ein Hadoop-Cluster auszulagern. Dadurch lässt sich der Speicherplatzbedarf eines ERP-Systems bis um den Faktor 10 reduzieren.
Ein vereinfachtes Datenmodell und der Verzicht auf die Aggregation von Transaktionsdaten erhöhen nicht nur die Flexibilität und verkürzen die Reaktionsgeschwindigkeiten. Beide Faktoren erhöhen zudem die Robustheit der digitalen Business-Plattform. Dazu trägt der geradezu dramatisch vereinfachte Code von Applikationen bei.
Mit Partnern geht Digitalisierung einfacher
Es liegt auf der Hand, dass nur wenige mittelständische Unternehmen eine anspruchsvolle Aufgabe wie die Digitalisierung im Alleingang bewältigen können. Die Konsolidierung von Datenbanken und der Datenbasis oder die Einbindung externer Informationsquellen wie Sensoren, Maschinen, Terminals am Point of Sale (PoS), erfordert ein spezielles Technik- und Branchenwissen. Unternehmen greifen daher auf die Hilfe von Systemhäusern und Fachhändlern zurück denn die technische Expertise solcher Lösungspartner kann die Umsetzung einer Digitalstrategie beschleunigen oder überhaupt erst ermöglichen. Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen mit ihren schlanken IT-Abteilungen können mithilfe von Partnern die digitale Transformation einfacher und schneller bewältigen. Hinzu kommt, dass ein unverstellter, neutraler Blick „von außen“ hilfreich ist, um Widerstände im Unternehmen gegen die digitale Transformation zu überwinden.
Und: Digitalisierung macht Spaß!
Unternehmen, die auf die Digitalisierung setzen, profitieren nicht nur von ökonomischen Faktoren wie der höheren Flexibilität, einfacheren betrieblichen Abläufen, der optimierten Kommunikation und einer verbesserten Konkurrenzfähigkeit. Laut der Studie des Branchenverbandes Bitkom verzeichnen 27 Prozent der Unternehmen, die eine Digitalisierungsstrategie umsetzen, eine höhere Motivation der Beschäftigten. Noch höher ist dieser Prozentsatz mit 36 Prozent in kleineren und mittelständischen Unternehmen. Digitalisierung erhöht somit nicht nur die Leistungsfähigkeit von Unternehmen, sie macht sogar Spaß – den Mitarbeitern, dem Management, den Kunden und den Geschäftspartnern.