Mit skalierbaren und modularen Landschaften kennt sich Volker Dirksen aus. 2012 wurde er im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" in der Kategorie Mittelstand prämiert. Geehrt wurde er, damals noch in der Funktion des CIO des Landwirtschaftsverlages Münster, für sein Projekt "Trusted Agility", einer SOA-Applikationslandschaft. Auf dem 2. IT-Gipfel der Verlagsbranche am 15. September in München bricht Dirksen nun eine Lanze für die Bedeutung flexibler und modularer Rechenzentrumsleistungen auf dem Weg der Verlage in Richtung Digitalisierung.
CIO.de: In der allgemeinen Wahrnehmung wird die Wertschöpfung der Digitalisierung vor allem mit Software in Verbindung gebracht. Für den 2. IT-Gipfel in München haben Sie sich das Thema Unified Data Center ausgesucht. Wieso sollten sich IT-Leiter in Verlagen nicht nur mit Applikationen sondern auch mit dem Rechenzentrum auseinandersetzen?
Volker Dirksen: Im Kontext der Transformation von Verlagen zu digitalen Unternehmen spielt der Auf- und Ausbau von digitalen Geschäftsmodellen eine zentrale Rolle. Eine der großen Herausforderung im klassischen Rechenzentrumsumfeld vieler Verlage liegt in den immensen Rüstzeiten und Remanenzkosten, die für die Entwicklung und den Betrieb digitaler Geschäftsmodelle nicht zielführend sind. Im digitalen Verlagsumfeld geht es darum, neue Produktideen kurzfristig umzusetzen und notfalls auch genau so schnell wieder einzustampfen.
Wie schaut dies konkret im Hause Axel Springer aus?
Volker Dirksen: Axel Springer will der führende digitale Verlag werden und fokussiert sich dabei auf Bezahl-, Rubriken- und Vermarktungsangebote. Tradierte Rechenzentrumsstrukturen sind für uns zu starr und träge. Es geht hier konkret um die Beschleunigung von Entwicklungsprozessen, wie sie in der digitalen Zeitrechnung für Verlage notwendig ist.
Mit welchen Ansätzen holen Sie diese Flexibilität in das Axel Springer Rechenzentrum?
Volker Dirksen: Die auf den ersten Blick einfachste Strategie liegt natürlich im Weg in die Public Cloud. Viele der bestehenden Dienstleistungen sind allerdings nicht für eine Übertragung in die Public Cloud geeignet. Darüber hinaus gibt es Rahmenbedingungen wie Compliance-Anforderungen und Datenschutz, die eine Sourcing-Strategie maßgeblich beeinflussen. Unser Ansatz lautet deshalb 'Unified Data Center'. Gemeinsam mit einem starken Partner will Axel Springer Strukturen im Bereich der Rechenzentrumsleistungen etablieren, die es erlauben, Kapazitäten bei Bedarf auf- und abzubauen - schnell und kosteneffizient und mit definierten Rahmenbedingungen z.B. hinsichtlich Datensicherheit und Compliance.
"Die Remanenzkosten für klassische IT-Infrastrukturen sind immens"
Diese Flexibilität ist in Anbetracht der Vielzahl der Akquisitionen und Verkäufe, die das Haus Axel Springer tätigt, sicherlich auch von Vorteil?
Volker Dirksen: Richtig. Wie wir erst jüngst bei dem Verkauf der Regionalzeitungen sowie der Frauen- und Programmtitel der Axel Springer SE durch die Funke Mediengruppe erfahren mussten, sind die Remanenzkosten für klassische IT-Infrastrukturen immens: die Services verlassen das Rechenzentrum, die Kosten hingegen verbleiben weitestgehend. Auch hier versprechen wir uns von einem Unified Data Center einen stärker atmenden und damit kostenflexibleren Ansatz für die Bereitstellung von Rechenzentrumskapazität.
Was bedeutet dieser zentrale Ansatz für die Konsolidierung der bestehenden Infrastrukturen?
Volker Dirksen: Neben dem Betrieb von internen Rechenzentren in Hamburg und Berlin, bestehen einige Verträge mit unterschiedlichen Rechenzentrumsdienstleistern. Dies hat zu einer heterogenen Landschaft geführt, was die Qualität und das Pricing dieser Services anbetrifft. Und natürlich ließen sich auf diese Art und Weise keine größeren Skaleneffekte heben. Unified Data Center konsolidiert die wichtigen und businesskritischen Dienste innerhalb eines Rechenzentrums, mit definierten Service-Qualitätsstufen und einheitlichen Preismodellen. Bei weitem nicht alle unserer Töchter und Beteiligungen sind in dem Projekt aktiv berücksichtigt, aber mit dem UDC wollen wir einen Bausteinkasten anbieten, der jeder der Axel Springer Units die Möglichkeit gibt, auf für die einzelne Unit wichtige Services zuzugreifen. Für unsere Units kann dies vor allem wirtschaftlich sehr attraktiv sein.
Welche Services beinhaltet dieser Bausteinkasten?
Volker Dirksen: Vom Scope her versuchen wir den Bauchladen so groß und tief wie möglich zu halten. Von Webservices über Commodity Services bis hin zu SAP-Diensten beinhaltet das Rahmenwerk alles, was die einzelnen Units des Hauses Axel Springer potentiell benötigen, um ihre unterschiedlichen Geschäftsmodelle zu betreiben.
Volker Dirksen ist seit 2013 Leiter der Corporate IT der Axel Springer SE. Er verantwortet neben den Bereichen IT-Strategie, IT-Governance und Enterprise-Architektur die Schnittstellen zu den internen Fachbereichen und die Steuerung interner sowie externer Dienstleister. Von 2009 bis 2013 war er als CIO des Landwirtschaftsverlages Münster tätig, wo er sowohl die gesamte IT als auch die Weiterentwicklung der Online-Auftritte verantwortete. Zuvor zeichnete er unter anderem als Manager im CIO Office von Gruner + Jahr und als IT-Managementberater bei Cap Gemini Ernst & Young verantwortlich.