Durch die Ausstattung physischer Produkte mit immer größeren Anteilen an Software und der damit einhergehenden Einbettung von Intelligenz in Maschinen und Anlagen verwandelt sich die bisherige fertigungsorientierte Wertschöpfung schrittweise in eine serviceorientierte Wertschöpfung.
Diese Transformation ist heute bereits in einzelnen Branchen zu beobachten, beispielsweise im Wandel von Rolls-Royce von einem Flugzeugmotorenhersteller hin zu einem Anbieter und Dienstleister für Flugmeilen.
Chancen - aber auch Risiken
Viele Unternehmen verbinden mit dem Internet der Dinge zugleich Chancen und Risiken für das eigene Geschäftsmodell. Allerdings fehlt der Mehrheit von ihnen eine übergreifende Digitalisierungsstrategie und Positionierung, um sich ein klareres Urteil zu bilden und Maßnahmen ableiten zu können. Und dies ist eine Situation, die in nahezu allen Branchen anzutreffen ist.Projekte im Umfeld der Digitalisierung konzentrieren sich heute vor allem auf die Verbesserung eines einheitlichen Nutzererlebnisses über alle digitalen und analogen Kommunikationskanäle hinweg. Um sich hinsichtlich der drastischen Marktveränderungen durch die Digitalisierung erfolgversprechend aufstellen zu können, bedarf es darüber hinaus jedoch einer durchgehenden Restrukturierung der Wertschöpfung.
PAC definiert drei grundlegende Schritte der digitalen Transformation:
1. Digitale Frontend-Transformation,
2. Digital integrierte Unternehmen,
3. Digitale Ökosysteme.
Im ersten Schritt fokussieren sich Projekte zur digitalen Frontend-Transformation vorwiegend auf das Optimieren der kundenseitigen Wertschöpfungsprozesse wie beispielsweise die Integration verschiedener Kommunikationskanäle im Rahmen von Omni-Channel-Strategien. Diese Projekte werden hauptsächlich von den Geschäftsbereichen Vertrieb, Marketing und Kundenservice angestoßen.
Für eine optimale Kundenerfahrung ist neben der Digitalisierung kundenseitiger Prozesse auch die Reorganisation weiterer Unternehmensprozesse notwendig. Denn ein hervorragendes Kundenerlebnis im Frontend kann durch Probleme in den Backend-Prozessen zunichtegemacht werden - beispielsweise bei Verzögerungen in der Supply Chain oder bei der Rechnungsstellung. Eine umfangreiche Kundenfokussierung erfordert daher die durchgehende Digitalisierung und Integration von Backend- und Frontend-Prozessen. Dabei müssen Kundendaten und Nutzungsinformationen bereichsübergreifend ausgewertet und in enger Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche für die Innovation von Serviceprozessen genutzt werden.
In der dritten Stufe der digitalen Transformation werden Unternehmen zunehmend digitale Ökosysteme bilden. Diese zeichnen sich durch gemeinsame Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsnetze aus. Wertschöpfung wird branchenübergreifend generiert, Innovationen werden in kollaborativen Netzwerken entwickelt und vermarktet. Das Internet der Dinge spielt dabei eine entscheidende Rolle. Erste Ansätze für digitale Ökosysteme sehen wir beispielsweise in den Bereichen Smart Home, Smart Health oder Smart City.
Schwieriger, langwieriger Prozess
Die Umsetzung dieser Transformationsschritte in Fertigungsunternehmen, aber auch in Organisationen der öffentlichen Hand oder in Dienstleistungssektoren wie dem Finanzsektor oder der Telekommunikation ist schwierig und langwierig. Unternehmen denken weiterhin in etablierten Prozessen und Werten. Der Erfolg der Vergangenheit und die bestehende, solide Positionierung im Markt machen es bequem, das eigene Geschäftsmodell nicht kritisch zu hinterfragen. Dabei ist genau dies die Stärke vieler aufstrebender Unternehmen aus der Startup-Szene oder aus anderen Regionen der Welt, die nun in die etablierten Märkte drängen.
Die Diskussionen über das Internet der Dinge und die Digitalisierung der Wirtschaft drehen sich aktuell vorwiegend um die technische Machbarkeit. Dabei liegen nicht hier die eigentlichen Herausforderungen, sondern vielmehr in der kompletten Neuausrichtung der Geschäftsmodelle, einer branchenübergreifenden Collaboration und der Digitalisierung der gesamten unternehmerischen Wertschöpfung.
Falls doch über diese Aspekte nachgedacht wird, dann eher unkritisch und mit einem flexibleren Zeithorizont als bei den technischen Aspekten. Doch wie viel Zeit bleibt Unternehmen in Deutschland, ihre innovativen Geschäftsmodelle und digitalisierten Wertschöpfungsprozesse umzusetzen, bevor sie neuen, starken und digitalisierten Wettbewerbern im Markt begegnen werden, die vor allem eines können: den Kunden besser verstehen?
Im Zeitalter der Digitalisierung müssen Unternehmen neue strategische Leitlinien definieren und ihre bisherigen Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen. PAC definiert dazu drei konzeptionelle Säulen, auf die sich die digitale Transformation fokussieren sollte:
Konsequente Kundenorientierung: Die Digitalisierung schafft eine neue Generation mündiger Kunden, die einen unmittelbaren Einfluss auf die Markenwahrnehmung und die Umsätze von Unternehmen ausüben kann, beispielsweise über soziale Medien. Deshalb ist es eine wirtschaftliche Notwendigkeit, Strategien und Prozesse aller Unternehmensbereiche auf die Kundenbedürfnisse auszurichten und eine Kultur der konsequenten Kundenorientierung zu schaffen. Die Fähigkeit, ein durchgehendes Kundenerlebnis und eine hochgradig innovative und personalisierte Dienstleistung zu erbringen, gilt im digitalen Zeitalter nicht nur als Wettbewerbsvorteil - sie wird zur Daseinsberechtigung. Die ganzheitliche Optimierung der Kundenerfahrung muss in den strategischen Fokus rücken.
Intelligente Nutzung von Daten: Die enorme Zunahme digitaler Kommunikationskanäle und die steigende Anzahl mit dem Internet verbundener Geräte und Maschinen sorgt für einen explosionsartigen Anstieg an Daten, mit denen das Kundenverhalten analysiert und treffsicher vorhergesagt werden kann. Die Domäne der Business Analytics ist mittlerweile zu einer Grundvoraussetzung geworden, um ein herausragendes und personalisiertes Nutzererlebnis zu ermöglichen und kundenspezifische Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Gleichzeitig erlaubt der enorme Bestand an verfügbaren Daten völlig neue Formen der Entscheidungsfindung und strategischen Unternehmensausrichtung in Echtzeit und ermöglicht neue, datengetriebene Geschäftsmodelle. Künftig werden nur solche Unternehmen Bestand haben, denen es gelingt, Daten sowohl als strategische Ressource als auch als Grundlage der eigenen Wertschöpfung zu begreifen und in der Organisation durchgehend verfügbar zu machen. Datenbasierte Innovationen und Entscheidungsprozesse müssen
Teil der Unternehmens-DNA werden.
Agilität und Innovationskraft: Die Fähigkeit, sich flexibel und zeitnah neuen Trends anzupassen sowie Innovationen zu entwickeln und zu vermarkten, entscheidet über den Erfolg von Unternehmen im digitalen Zeitalter. Die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen erfordert ein kreatives Arbeitsumfeld, in dem Mitarbeiter Ideen in multidisziplinären und interkulturellen Teams entwickeln, neue Dinge ausprobieren und dabei durchaus auch Risiken eingehen können. Die Schaffung eines innovationsfreundlichen Umfelds erfordert dabei sowohl einen Arbeitsplatz, der technisch flexible Formen der Zusammenarbeit und des Netzwerkens ermög-licht, als auch eine Führungs- und Firmenkultur, die Innovationsfähigkeit fördert und fordert. Traditionelle Management-Ansätze und Steuerungsmechanismen sowie hier-archische Organisationsstrukturen erweisen sich immer häufiger als nicht mehr zeitgemäß.
Den Kunden fest im Blick
Nur wenn es Unternehmen also gelingt, ihr Handeln konsequent auf ihre Kunden auszurichten und flexibel an deren Bedürfnisse anzupassen, werden sie sich erfolgreich im Zeitalter der Digitalisierung positionieren können. Die Basis dafür bildet die intelligente Auswertung und Nutzung von kunden-, produkt- und prozessbezogenen Daten. Vor allem aber müssen Unternehmen den kontinuierlichen Wandel und die hohe Innovationsgeschwindigkeit als Chance begreifen. Und hier liegt vielleicht die größte Herausforderung.
Digitale Transformation in Deutschland
In der aktuellen Studie "Digital Transformation in Deutschland" hat PAC untersucht, mit welchen Strategien deutsche Organisationen den neuen Anforderungen des digitalen Zeitalters begegnen, welcher Handlungsbedarf besteht, wo Investitionsschwerpunkte gesetzt werden und welche Rolle externe Partner spielen. Für die Studie wurden 150 Marketing- und IT-Entscheider in deutschen Unternehmen und Behörden mit mehr als 500 Mitarbeitern befragt.
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