Dass die Marketingprofis von Microsoft bemüht sind, die neuen Features von Windows 11 hervorzuheben, ist normal. Aber für User, die diese neue Betriebssystemversion auf ihrem PC installieren oder im Business-Umfeld zwangsläufig vorfinden, ist es wichtig zu erfahren, welche Apps sie nicht mehr vorfinden und welche Einstell- und Konfigurationsmöglichkeiten gar nicht mehr oder vielleicht an anderer Stelle oder unter einer anderen Bezeichnung zu finden sind (Lesen Sie auch: Läuft Windows 11 auf Ihrem PC?).
Wir haben uns auf der Benutzeroberfläche und in den Einstellungen von Windows 11 umgeschaut und geben in diesem Beitrag einen Überblick über verschwundene Dinge und veränderte Einstellungen. Dabei haben wir uns auf die wichtigen Bereiche beschränkt. Natürlich kann es trotzdem der Fall sein, dass die Entwicklerteams in Redmond mehr verändert haben oder dies mit einem der kommen System-Updates beabsichtigen.
Neu in Windows 11: Oberfläche und Startmenü
Eine Veränderung, die jedem Nutzer sofort ins Auge fällt, betrifft das Startmenü. Dieser Teil des Windows-Betriebssystems ist bei Windows-Versionen traditionell der Bereich, über dessen Optik und Funktionalität am meisten diskutiert wird. Mit den Kacheln im Startmenü hatten die Entwickler in Redmond in der Version 8 des Betriebssystems einen radikalen Schritt unternommen, der auf dem Markt und bei der Anwendergemeinde nicht gut ankam.
Waren die Kacheln unter Windows 10 noch Teil des Betriebssystems und vor allem auch des Startmenüs, wurden sie nun aus Windows 11 verbannt. Auch die Möglichkeit in einen sogenannten "Tablet-Modus" zu wechseln, wurde aus dem System entfernt. Ob das neue Startmenü eine bessere Übersichtlichkeit bietet, muss wohl jeder Nutzer und jede Nutzerin selbst entscheiden. Eine Gruppierung der angezeigten Apps ist im Windows-11-Startmenü nun jedenfalls nicht mehr möglich.
Wie schon für vorherige Versionen des Betriebssystems werden auch für Windows 11 bereits Programme angeboten, die das Aussehen und die Bedienung wieder auf den alten Stand "zurückdrehen". Auch hier mag jeder selbst entscheiden, wie sinnvoll und nützlich das im täglichen Gebrauch ist. Ein Beispiel dafür ist die Software Start11 von Stardock, die in einer 30-Tage-Testversion zur Verfügung steht. Sie bietet umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten bis hin zum nostalgischen Windows-7-Look. Viele diese Änderungen erreicht diese Software über Eingriffe in die Registry, macht sie bis auf ein paar Kleinigkeiten bei der Deinstallation aber auch wieder rückgängig, so dass ein gefahrloses Ausprobieren möglich ist (Lesen Sie auch: Zu Windows 10 zurückkehren - so geht's!).
Win-11-Taskleiste: Weniger ist mehr
Genau wie das Startmenü hat auch die Taskleiste immer wieder Änderungen erfahren. Sie war schon unter Windows 95 Teil des Betriebssystems, und Microsoft hat sie vor allem in den verschiedenen Ausprägungen von Windows 10 mit einer ganzen Reihe neuer Fähigkeiten und Möglichkeiten ausgestattet. Doch mit Windows 11 sind einige dieser Fähigkeit etwas beschnitten worden.
Wer wie wir an sein neues Windows-11-System mit der Vermutung herangeht: "Ist doch alles wie unter Windows 10", der erlebt vor allem bei der Taskleiste Überraschungen: So ist es nun nicht mehr möglich, über einen Rechtsklick auf die Taskleiste ein Kontextmenü zu öffnen, das neben dem Zugang zu den Taskleisten-Einstellungen weitere Möglichkeiten anbot.
Die User konnten unter dort unter anderem Fenster sortieren, zum Task-Manager wechseln oder Symbolleisten ein- oder ausblenden. Auf Windows 11 gibt es nur noch die Möglichkeit, nach einem Rechtsklick den Link anzuwählen, der dann zu den entsprechenden Möglichkeiten in den Windows-Einstellungen führt.
Eine weitere - ziemlich augenscheinliche - Änderung betrifft die Positionierung der Taskleiste auf dem Bildschirm: Konnten Nutzer sie bei Windows 10 noch an alle vier Seiten des Bildschirms anheften und so ein wenig "Apple-Gefühl" auf ihren Bildschirm zaubern, ist das mit der aktuellen Windows-Version nicht mehr möglich. Das einfache "Anfassen und Verschieben" der Taskleiste mit Hilfe der Maus wurde komplett unterbunden. Anwender können die Taskleiste nur noch über die Windows-Einstellungen im Bereich Personalisierung/Taskleiste mittels eines Pulldown-Menüs in den Positionen "Zentriert" oder "Links" auf dem Bildschirm verankern.
Weiterhin wurden auch einige Darstellungsmöglichkeiten auf der Taskleiste verändert. So stehen die Kontakte nun nicht mehr direkt als App zur Verfügung, womit natürlich auch dieses Symbol von der Taskleiste verschwunden ist. Die Kontakte sind nun nur noch da zu finden, wo sie die meisten Anwender wohl auch brauchen werden: In der Mail- und Kalender-App.
Während unserer Tests mussten wir zudem feststellen, dass die Kontakte in der offiziellen Version 21H2 (Build 22000.348) sowohl in der Professional- als auch in der Enterprise-Edition des Betriebssystems nach wie vor nur in englischer Sprache zur Verfügung steht. Erst in der Insider-Version konnten wir dann kurzzeitig eine deutsche Version der Kontakte aufrufen, die dann aber mit dem nächsten Update auch gleich wieder verschwand. Hier sind die Entwickler in Redmond also noch bei der Arbeit.
Insgesamt wurden die Konfigurationsmöglichkeiten der Taskleiste unter Windows 11 deutlich reduziert. Wir haben es begrüßt, dass es nicht mehr jeder neu installierten Software eines Drittanbieters standardmäßig gestattet wird, seine Icons für Benachrichtigungen dort zu platzieren. Was uns weniger gefällt, sind Einschränkungen bei der Darstellung der Standardprogramme. So war es bis hin zu Windows 10 problemlos möglich, die Anzeige von Uhrzeit und Datum im System Tray (Benachrichtigungsfeld) am rechten Rand der Taskleiste mit Hilfe der Windows-Einstellungen auszublenden.
Das kann unter anderem für Videoaufzeichnungen sinnvoll sein. Diese Möglichkeit wurde aus dem Betriebssystem herausgenommen: Es ist nicht mehr möglich, die Anzeige auszublenden. Auch der Weg über die lokalen Gruppenrichtlinien oder die Registry funktioniert hier nicht mehr. Sowohl die Richtlinie als auch der entsprechende Schlüssel sind unter Windows 11 noch vorhanden, ihre Änderung zeigt aber keine Wirkung. Es bleibt für uns unverständlich, warum Redmond derartige Entscheidungen fällen. Uns scheint es eher so zu sein, dass solche Kleinigkeiten eher durch "Zufall" aus dem System herausfallen.
Windows-11-Neuerungen: Cortana fehlt
Ein Feature, das ebenso wie Kacheln kontrovers diskutiert und von vielen Anwendern nicht sonderlich geschätzt wurde, war die Sprachassistentin Cortana. War es bei der Erstinstallation von Windows 10 noch so, dass Cortana mit eingerichtet werden sollte und sich dabei ziemlich in den Vordergrund drängte, ist das nun vorbei. Auch nach der Installation oder einem Update ist Cortana nun nicht mehr zwangsweise auf dem System installiert.
Wer Cortana unbedingt nutzen will, kann die App auf dem System suchen und deren Einrichtung starten. Eine weitere Software, die nun unter Windows 11 endgültig auf das Altenteil geschickt wurde, ist der Browser Internet Explorer. Das Standardprogramm Edge, das auf Googles Chromium aufsetzt, bietet aber nach wie vor einen sogenannten "Edge-Modus" an. Das ist besonders deshalb sinnvoll, weil es noch viele große Unternehmen gibt, die eigene Programme einsetzen, deren Darstellung und Zugriffe auf den Internet Explorer aufsetzen.
War es bisher möglich, über die Synchronisation der Einstellungen zwischen Windows-Systemen beispielsweise auch den Desktop-Hintergrund einheitlich zu halten, so kann dieser nun nicht mehr zu oder von einem Gerät übertragen werden, wenn der Nutzer mit einem Microsoft-Konto angemeldet ist. Kennwörter und Spracheinstellungen können hingegen auch weiterhin synchronisiert werden.
Windows-10-Zeitachse: Unpopulär muss gehen
Ein Feature, das erst unter Windows 10 in die Windows-Systeme integriert wurde, war die sogenannte "Zeitachse". Durch sie konnten die Anwender auch über mehrere Windows-Rechner hinweg, den Verlauf ihrer Tätigkeit verfolgen und reproduzieren. Auch diese Synchronisation zwischen Windows-Rechnern ist nicht mehr möglich und seit der Verfügbarkeit von Windows 11 erhalten auch User mit Windows 10 die Nachricht, dass diese Daten zum Aktivitätsverlauf nur noch auf dem lokalen Gerät angezeigt und gespeichert werden können. Laut Microsoft war dieses Feature nur wenig populär und wurde deshalb aus dem Betriebssystem entfernt.
Wer von Windows 10 mittels eines Upgrades auf Windows 11 wechselt, wird auch danach die Anwendungen 3D-Viewer, Paint 3D, OneNote für Windows 10 und Skype auf seinem Rechner finden. Sie werden allerdings nicht mehr automatisch bei einer Neuinstallation von Windows oder bei der Installation auf neuer Hardware installiert. Allerdings stehen diese Apps nach wie vor auch unter Windows 11 im Microsoft Store zum kostenlosen Download bereit.
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