Mobile, Social und die Cloud

Diese sieben Trends verändern die ERP-Welt

01.03.2016
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Ertan Özdil ist CEO von weclapp, einem Anbieter von cloud-basierter Business Software. Bereits 2008 sah er das Potenzial von ERP-Systemen aus der Cloud und war damit einer der ersten, die eine echte Cloud-Lösung auf den Markt brachten. Ertan Özdils Schwerpunkte sind Cloud-Computing, Saas und ERP.
Trends wie die wachsende Zahl der Mobilgeräte, Social Media und Cloud Computing haben die private Kommunikation und das Konsumverhalten massiv beeinflusst und schicken sich nun an, auch das klassische Business nachhaltig zu verändern.

In der IT-Welt stellt Cloud-Computing alle bislang gültigen Paradigmen auf den Kopf. Unternehmen müssen keine Hardware und Softwarelizenzen mehr anschaffen, um ERP-Systeme zu nutzen, denn ERP-Software entwickelt sich immer mehr zu einem Software as a Service (SaaS), bei dem der Preis ausschließlich von den Nutzungsgewohnheiten im Unternehmen abhängt. Folgende sieben Trends werden in 2016 die weitere Entwicklung von ERP bestimmen.

Diese sieben Trends verändern die ERP-Welt
Diese sieben Trends verändern die ERP-Welt
Foto: bleakstar - shutterstock.com

1. Collaborative ERP - verbessert die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit

Die Zeiten, als Abteilungen allein für den Zugriff auf bestimmte Daten zuständig waren, gehen zu Ende. Bei Collaborative ERP arbeiten Mitarbeiter abteilungs- und standortübergreifend zusammen. Damit das funktioniert und Mitarbeiter Daten wechselseitig einsehen können, bedarf es modulübergreifender Schnittstellen im ERP-System. Modulübergreifendes Arbeiten fördert die Zusammenarbeit und verkürzt die Informationswege im Unternehmen.

Dazu gehört, dass in zunehmendem Maße auch Social-Media-Funktionen in Business Anwendungen implementiert werden. In kleinen und mittelständischen Unternehmen ist kollaboratives Arbeiten inzwischen selbstverständlicher als in Großunternehmen. Doch auch Großunternehmen sind gezwungen ihre Geschäftsprozesse flexibler zu gestalten und werden in Zukunft nicht mehr um Collaborative ERP herumkommen.

2. Easy ERP - nutzerfreundliche, barrierefreie Systeme legen weiter zu

ERP-Systeme sind nur dann produktiv und effizient, wenn Nutzer damit umgehen können. Im Gegensatz zu Cloud-ERP ist die Installation und Verwaltung von On-Premise-Lösungen in den allermeisten Fällen jedoch recht aufwendig. Nutzer sehen sich mit endlos kaskadierenden Masken und Menüstrukturen konfrontiert und verstehen in der Regel nur Bahnhof. Ohne umfassende Schulung läuft meistens nicht viel. Anders als bei auf eigenen Servern gehostete On-Premise-Systemen setzt Easy ERP in der Cloud auf eine einfache und übersichtliche Bedienerführung.

Moderne Oberflächen unterstützten neben Maus- und Tastatureingaben auch Touchbedienung auf Mobilgeräten. Die Benutzerschnittstellen sind klar strukturiert und erklären sich weitgehend selbst. Zudem sind Easy-ERP-Systeme barrierefrei. Egal von welchem Gerät der Nutzer auf Cloud ERP zugreift - alle Displaygrößen und Auflösungen werden unter anderem durch responsives Webdesign unterstützt. Easy ERP wird auch in 2016 weiter wachsen und Marktanteile hinzugewinnen.

3. Cloud ERP

Immer mehr IT-Verantwortliche erkennen die Vorteile des Hostings von Unternehmensdaten in der Cloud. Zwar gibt es immer noch Sicherheitsbedenken, doch wirtschaftliche Überlegungen zwingen Entscheider zum Umdenken. Besonders skeptische IT-Chefs gehen den Weg über Hybrid-Cloud-Lösungen, bei denen Teile der Unternehmensdaten weiterhin auf Servern im eigenen Rechenzentrum gehostet werden.

Unterm Strich bleibt jedoch festzustellen, dass Cloud ERP wesentlich kostengünstiger ist. Das ist vor allem dann der Fall, wenn Unternehmen ihr SaaS ERP im Abo Modell abrechnen können. Dabei wird der Preis nicht nur vom ausgewählten Paket und der Anzahl der Nutzer bestimmt, sondern auch von der Laufzeit und den Abrechnungsintervallen. So wie es aussieht, wird sich Cloud-basiertes ERP auf Basis von Abo-Modellen durchsetzen und in 2016 weitere Marktanteile gewinnen.

4. Social ERP ist auf dem Vormarsch

Social Media hat die Kommunikationsgewohnheiten in der Geschäftswelt grundlegend verändert. Unternehmen kommunizieren über soziale Netzwerke mit Kunden, Mitarbeiter tauschen sich darüber untereinander aus und teilen Inhalte in Echtzeit. Die nachrückenden Generationen empfinden Social Media Kommunikation ohnehin längst als Selbstverständlichkeit. Sieht man sich einmal bei Business-Applikationen um, so gewinnt man jedoch den Eindruck, dass viele Hersteller solche Social-Media-Features noch immer lediglich als nettes Add-on einstufen.

Erst wenige Hersteller von ERP-Systemen haben Social Features in ihre Business-Software integriert. Das wird sich ändern, denn der Trend zu Social ERP wird sich nicht mehr aufhalten lassen. Mitarbeiter werden künftig immer öfter über Unternehmensbereiche und Prozessketten hinweg zusammenarbeiten. Social Media Funktionen unterstützen kollaboratives ERP, dem zweifelsfrei die Zukunft gehört. Vor diesem Hintergrund dürfte das Jahr 2016 spannend werden. Es ist davon auszugehen, dass viele renommierte Anbieter von Business Software nunmehr verstärkt auf den Social-Zug aufspringen, um den Anschluss nicht zu verpassen.

5. Mobile ERP - Mobilität ist Trumpf

Der Anteil bei der mobilen Nutzung des Internets ist nach 2014 auch in 2015 stark angestiegen. Für Softwarehersteller gilt jetzt generell, dass sie sich noch stärker auf die Bedürfnisse mobiler Nutzer einstellen müssen. Nicht nur der Vertriebsaußendienstler will über sein CRM von überall in Echtzeit auf aktuelle Kundendaten zugreifen. Auch Controller und Marketingmitarbeiter brauchen Werkzeuge, mit denen sie Entscheidungen auf der Basis tagesaktueller Daten und Berichte ortsunabhängig treffen können. Mobile Zugriffe erfordern indes nutzerfreundliche und barrierefreie Frontends für Mobilgeräte. Durch responsive Webdesign lässt sich die Usability für Mobilgeräte optimieren. Cloud-basierte ERP-Systeme, die mobile Zugriffe erlauben, werden auch in 2016 weiter wachsen.

6. Integration CRM & ERP wird weiter voranschreiten

Auch wenn die Aufgaben verschieden sind, werden ERP und CRM weiter zusammenwachsen. Während CRM-Systeme Sales, Marketing und Service unterstützen, steuern ERP Systeme zentrale Prozesse wie Materialwirtschaft, Rechnungswesen und Controlling. Die Kopplung beider Systeme bringt zahlreiche Vorteile. Von der durchgängigen und effizienteren Gestaltung von Prozessen bis hin zur Vermeidung von Redundanzen durch doppelte Datenpflege. Bei der Anlage eines neuen Auftrags können beispielsweise Kundendaten aus dem Auftragskopf direkt ins ERP System überführt werden.

Auf diese Weise werden doppelte Datenpflege und mögliche Inkonsistenzen vermieden. Auf der anderen Seite benötigt der Vertrieb laufend Daten aus dem ERP System, um Kunden optimal betreuen zu können. Neben Kundenstammdaten sind dies auch Angebote, Preislisten und Daten über bereits erfolgte Lieferungen an den Kunden. Eine Integration beider Systeme hilft, die Produktivität zu steigern und Kosten zu senken. Dies zwingt Hersteller von ERP-Systemen zu weiterer Systemintegration mit CRM-Lösungen.

7. Das Internet der Dinge lässt sich nicht mehr aufhalten

Das Internet der Dinge (internet of things / IoT) nimmt immer stärkeren Einfluss auf unseren Alltag. Von Heizungsanlagen, die sich übers Smartphone steuern lassen, bis hin zu Wearables, die unsere Körperfunktionen messen uns senden - immer mehr Lösungen verbinden die reale mit der digitalen Welt und schaffen neuen Nutzen. Auch in Geschäftsprozessen hat das IoT Einzug gehalten. Man denke hier an Zutrittskontrollen, Verfolgung von Sendungen im Bereich der Transportlogistik, Füllstandkontrollen von Druckerpatronen und vieles mehr.

Die für die Umsetzung erforderliche Hardware wie Strichcodes, Sensoren und RFID-Chips sind inzwischen längst kein Kostenfaktor mehr. Dies wird die weitere Entwicklung des IoT beschleunigen. Die große Herausforderung besteht in Erfassung und Analyse der bei IoT anfallenden Daten, damit sie in Lieferketten- und Fertigungsprozessen (Industrie 4.0) produktiv genutzt werden können. ERP-Systeme müssen sich für diese zahlreichen neuen Datenquellen rüsten.

Fazit

Cloud ERP lässt sich nicht mehr aufhalten. Nicht nur KMUs, sondern auch Großunternehmen werden sich dieser Herausforderung stellen müssen. Andernfalls könnten sie den Anschluss verlieren. Mobile Zugriffe, Collaborative ERP und Social ERP werden 2016 im ERP-Business zu den beherrschenden Themen gehören.