Eine große Mehrheit von 72 Prozent der europäischen Unternehmen will in den kommenden drei Jahren in das Internet of Things (IoT) investieren. Das belegt die Studie "Digital Industrial Transformation with the Internet of Things" des Marktforschers PAC. Doch die Sicht auf das IoT unterscheidet sich innerhalb der Länder ganz erheblich.
PAC hat rund 250 IT- und Business-Entscheider befragt, darunter 50 Deutsche. Die Teilnehmer stammen aus Automotive, der diskreten Fertigung und der Prozess-Industrie. PAC unterscheidet in Informationstechnologie und Betriebstechnik. Branchenbedingt haben die Studienteilnehmer traditionell mehr Geld für die Betriebstechnik ausgegeben als für die IT.
Das Internet der Dinge lässt die bisher getrennten Bereiche zusammenwachsen. Mehr als sechs von zehn Befragten (63 Prozent) erklären, ihr Unternehmen habe bereits IoT-Initiativen angestoßen. Allerdings verortet PAC mehr als die Hälfte dieser Initiativen noch in einem "frühen Stadium". Im internationalen Vergleich sehen die Marktforscher die skandinavischen Unternehmen vorn.
- Key Findings
Die COMPUTERWOCHE-Studie "Internet of Things 2016" finden Sie in unserem Shop neben anderen Studien der IDG Research Services als PDF-Download. - Bedeutung von IoT
Derzeit bewerten nur 45 Prozent der Unternehmen die Relevanz des IoT als sehr hoch oder hoch, 28 Prozent als eher niedrig oder niedrig. Ganz anders sehen die Werte für die Zukunft aus. 72 Prozent der Unternehmen glauben, dass IoT innerhalb der nächsten drei Jahre für sie wichtig oder sehr wichtig wird. Nur noch sieben Prozent der Firmen stufen die künftige Bedeutung des IoT als eher niedrig oder niedrig ein. - IoT in der Praxis
Bis dato haben insgesamt nur rund 15 Prozent der befragten Unternehmen bereits IoT-Projekte produktiv umgesetzt oder zumindest abgeschlossen. Immerhin ein Fünftel der Firmen will in den nächsten 12 Monaten oder mittelfristig erste IoT-Projekte realisieren, 12 Prozent erarbeiten derzeit eine IoT-Strategie. - IoT ist noch kein Thema, weil...
Wesentliche Gründe für die (noch) abwartende Haltung vieler Firmen sind andere Prioritäten, mangelnde Relevanz oder ein fehlendes Geschäftsmodell. Auch fehlendes Know-how bei den Mitarbeitern oder zu hohe Kosten spielen eine Rolle. - Auswirkungen (1/3)
Fast 60 Prozent der Unternehmen sehen IoT als große Chance. Gleichzeitig verkennen fast 45 Prozent das disruptive Potenzial des IoT, wenn sie glauben, sie sein gut genug für die Herausforderungen positioniert. - Auswirkungen (2/3)
Zumindest 39 Prozent der befragten Entscheider glauben, dass IoT ihre Unternehmen sehr verändern wird. Ein Drittel der Firmen befürchtet, dass sie von Start-Ups mit IoT-Technik überholt oder grundsätzlich von der Entwicklung überrollt werden, wenn sie sich nicht auf das IoT einstellen. - Auswirkungen (3/3)
Knapp 20 Prozent glauben immer noch, dass das Thema IoT für ihr Unternehmen nicht relevant sei. - Was ist IoT?
Die meisten bisherigen Projekte fallen unter die Kategorie Industrie 4.0 mit Themen wie Vernetzte Produktion, Smart Supply Chain und Predictive Maintenance, gefolgt von den Schwerpunkten Smart Connected Products. - Der Nutzen von IoT
Durch die Vernetzung aller Prozessketten, der Erschließung neuer Geschäftsmodelle sowie Kostensenkungen erwarten die Unternehmen als positive Effekte durch IoT. - IoT-Projekte in der Praxis
Neben Kategorien wie Connected Industry und Smart Connected Products gewinnen künftig auch IoT-Projekte aus den Bereichen Gebäudemanagement (Smart Building) und Vernetzte Gesundheit (Connected Health) an Bedeutung. - IoT-Technologien
Als Enabling Technologies für IoT sehen die Entscheider vor allem Cloud Computing und Netz-Technologien wie 5G, Narrowband IoT etc. - IoT-Herausforderungen
Die meisten Unternehmen geben grundsätzliche Sicherheitsbedenken als größte Hürde für IoT-Projekte an, da sie das Internet of Things als neues Einfallstor für Angriffe sehen. - Herausforderungen beim ersten Projekt
Für 57 Prozent der Firmen stellte Security tatsächlich die größte Herausforderung bei ihrem ersten IoT-Projekt dar. Fast die Hälfte der Firmen hatte beim ersten Projekt Probleme mit der Integration von IoT-Devices wie Sensoren und Aktoren in die eigene IT-Infrastruktur. - Hemmnisse bei Projekten
Aber auch in der Komplexität sowie im Know-how der Mitarbeiter sehen zahlreiche Unternehmen Hemmnisse. - Do-it-yourself oder Partner?
Bei der Umsetzung der IoT-Projekte sind die Optionen gleich verteilt. 51 Prozent der Firmen haben ihre IoT-Lösung eigenständig entwickelt, 49 Prozent gemeinsam mit externen Partnern. - In- und Outsourcing
n jeweils knapp einem Drittel der Unternehmen ging die Initiative für das erste IoT-Projekt entweder vom CIO und der IT-Abteilung oder von der Geschäftsführung aus, letzteres vor allem bei den kleinen Unternehmen. In elf Prozent der Firmen war ein eigenes IoT-Team die treibende Kraft für die ersten IoT-Aktivitäten, etwas seltener der CTO oder Fachabteilungen wie Vertrieb, Entwicklung oder Produktion - Wahl des IoT-Partners
Bei der Wahl eines IoT-Anbieters legen die Unternehmen vor allem Wert auf technisches Know-how, Vertrauen in den Anbieter sowie Branchenkompetenz. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis steht hinter Prozess-Know-how überraschend nur an fünfter Stelle im Anforderungskatalog. - Den IoT-Erfolg messen
Ein Viertel der Unternehmen konnte bislang noch keinen Mehrwert wie höhere Effizienz, niedrigere Kosten oder höhere Umsätze feststellen. In zwei Prozent der Unternehmen sind die IoT-Projekte gescheitert. Erstaunlicherweise gibt es in fast einem Fünftel der Unternehmen überhaupt keine Erfolgsmessung.
Mehrere Treiber für IoT-Projekte
Auf die Frage nach den Haupttreibern für IoT-Projekte nennen fast sieben von zehn Managern (69 Prozent) das Senken von Kosten und die Steigerung der Effizienz. Mit großem Abstand folgen Predictive Maintenance und die damit verbundene Reduktion von Ausfallzeiten sowie verbesserte Prozessautomatisierung (jeweils 48 Prozent). Auch die Digitalisierung der Workforce und verbesserte Mobilität (47 Prozent) sowie bessere Zeitplanung (42 Prozent) sind Treiber.
Unternehmen suchen Hilfe bei IT-Dienstleistern und Beratern
Nicht alle Unternehmen stemmen den Weg ins IoT allein. 56 Prozent der Befragten aus der Prozessindustrie sowie 51 Prozent aus Automotive und diskreter Fertigung holen sich externe Unterstützung ins Haus. Diesen externen Support hat sich PAC näher angesehen. Demnach beauftragen die Entscheider meist IT-Services-Anbieter und Consulting-Firmen (jeweils 51 Prozent). Außerdem kooperieren sie mit Software-Firmen beziehungsweise Plattform-Anbietern (47 Prozent) und mit Hardware-Herstellern (44 Prozent) sowie Telkos (40 Prozent).
Zusammenarbeit mit Agenturen, Universitäten und Marktforschern
Seltener genannt werden Digital-Agenturen (33 Prozent), Industrieunternehmen (30 Prozent) und Universitäten sowie Marktforscher (26 Prozent). Allerdings beziehen sich diese Prozentzahlen nur auf die Angabe einer "engen Zusammenarbeit". Werden die Nennungen einer "loseren Zusammenarbeit" dazugezählt, steigen die Prozentzahlen erheblich. Beispiel IT-Services-Anbieter und Beraterfirmen: Lediglich dreizehn Prozent aller Befragten geben an, "in keiner Weise" mit ihnen zu kooperieren. 36 Prozent sagen das in Bezug auf Universitäten und Marktforscher.
Manager aus Österreich und der Schweiz ziehen besonders häufig Rat von außen hinzu, ihre Kollegen aus Großbritannien auffallend selten. Französische Entscheider wollen am stärksten in das Internet of Things investieren, die aus den Benelux-Staaten am geringsten.
Deutschland und der Datenschutz
Über diese länderunabhängigen Daten hinaus beschreibt PAC einige nationale Besonderheiten. So bestätigt die Studie das Stereotyp von der "German Angst". Deutsche Entscheider achteten überdurchschnittlich stark auf Datenschutz, so PAC.