Digital Journey von PepsiCo

Die Transformationschefin gibt den Ton an

06.12.2022
Von 
Paula Rooney schreibt für unsere US-Schwesterpublikation cio.com.
PepsiCo setzt als multinationaler Konzern auf einen Mix aus Cloud, Analytics und Automatisierung, um sich für die digitale Zukunft aufzustellen.
PepsiCo setzt nicht nur in Sachen Werbung auf digitale Technologien.
PepsiCo setzt nicht nur in Sachen Werbung auf digitale Technologien.
Foto: Zyabich - shutterstock.com

Für jede IT-Führungskraft, die neu in ein Unternehmen kommt, ist von entscheidender Bedeutung, das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen. Ganz besonders, wenn man wie Athina Kanioura mit der Aufgabe betraut wurde, die Arbeitsweise bei einem multinationalen Konzern grundlegend zu verändern.

Die Managerin hatte der Nahrungsmittel- und Getränke-Großkonzern vor zwei Jahren von der Unternehmensberatung Accenture abgeworben und sie zu seinem ersten Chief Strategy and Transformation Officer ernannt. Kanioura - zuvor auch bereits verantwortlich für die Digital Journeys von P&G und Adidas - soll PepsiCo zu einem Next-Generation-Unternehmen machen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet sie mit rund 1.000 Data Engineers, Softwareentwicklern und Datenwissenschaftlern an einem menschenzentrierten Transformationsmodell.

"Wir wollen antizipieren, statt nur zu reagieren"

"Es geht darum, die Menschen in erfolgreiche Arbeitsweisen einzubetten", erklärt die PepsiCo-Transformationschefin und fügt hinzu: "Wenn ich von außen mit so vielen, tiefgreifenden Veränderungen im Gepäck ankomme, müssen die Mitarbeiter und das mittlere Management gestärkt werden. Das ist der schwierigste Aspekt bei jeder Art von Transformation." Nachdem PepsiCo seine Digital Journey, die für fünf Jahre geplant ist, zur Hälfte absolviert hat, sind laut der Managerin bereits viele wichtige Ziele erreicht - etwa die Akzeptanz innerhalb der Belegschaft: "Denn jeder Mitarbeiter im Unternehmen nutzt auf die eine oder andere Weise ein Derivat unserer digitalen Transformation - egal ob in den Fabriken, Rechenzentren, Data Warehouses oder Ladengeschäften."

Das 247 Milliarden Dollar schwere Genussmittel-Konglomerat entwickelt im Rahmen seiner Transformation auch eine modernisierte Daten- und Cloud-Infrastruktur mit automatisierten Prozessen und Workflows. Bis heute hat PepsiCo bereits circa 5.000 Anwendungen auf Microsoft Azure migriert - künstliche Intelligenz, Predictive Analytics, Robotik und Prozessautomatisierung kommen in vielen weiteren Geschäftsprozessen zum Zug.

Athina Kanioura ist Chief Strategy and Transformation Officer bei PepsiCo. Die Managerin war zuvor unter anderem bei Accenture, P&G und Adidas tätig.
Athina Kanioura ist Chief Strategy and Transformation Officer bei PepsiCo. Die Managerin war zuvor unter anderem bei Accenture, P&G und Adidas tätig.
Foto: PepsiCo

Laut Kanioura habe sich die Cloud-Migration des Konzerns in vielerlei Hinsicht ausgezahlt, unter anderem konnte die Zeit für On-Demand-Prognosen von Wochen auf Tage bis Stunden gesenkt werden: "Unser Ziel war es, sicherzustellen, dass die monetäre Wertrealisierung auf breiter Front erfasst wird. Bisher sind wir mit den finanziellen KPIs sehr zufrieden, die uns einen positiven ROI bescheinigen", erklärt die Managerin und fügt hinzu: "Aber es gibt noch viel zu tun. Wir gehen davon aus, dass wir innerhalb der nächsten drei Jahre den Großteil unserer Anwendungen in die Cloud verlagern werden."

Darüber hinaus verfeinere PepsiCo auch seine Data-Analytics-Prozesse und setze auf fortschrittliche Fertigungsverfahren - etwa mit Hilfe von IoT-Devices und KI-gestützter Robotik, offenbart Kanioura und ergänzt: "Wir wollen auch unsere Netzwerkmodellierung weiterentwickeln, um Ereignisse besser antizipieren und entsprechend besser planen zu können - statt nur zu reagieren."

Upskilling für die digitale Zukunft

Nahezu alle Geschäftsprozesse digital zu überarbeiten, dürfte auch maßgeblich zu den Geschäftsergebnissen von PepsiCo beigetragen haben: Gegenüber dem Geschäftsjahr 2021 konnte der Konzern seinen Umsatz in diesem Jahr um zwölf Prozent steigern. Doch mit zunehmender Automatisierung kommen auch bei PepsiCo Fragen darüber auf, welche Jobrollen in Zukunft noch relevant sein werden.

An dieser Stelle betont die Transformationschefin, dass es bei der Umstrukturierung nicht darum gehe, Stellen zu streichen. Vielmehr sei der Konzern, der weltweit mehr als 300.000 Mitarbeiter beschäftigt, dabei, sein gesamtes Humankapital im Sinne des digitalen Zeitalters umzuschulen: "Wir bilden jeden Mitarbeiter von PepsiCo weiter, unabhängig davon, welche Beziehungen er zum Management hat und welche Position er oder sie im Unternehmen einnimmt", unterstreicht Kanioura.

Das wird auch maßgeblich durch die im Jahr 2021 ins Leben gerufene PepsiCo Digital Academy erreicht: Das Kursprogramm soll den Mitarbeitern ein gemeinsames Grundverständnis über den Wert von Data und Analytics vermitteln - und dafür, wie diese sie in ihrer jeweiligen Rolle unterstützen können. Bis heute haben nach Angaben des Unternehmens rund 27.000 Mitarbeiter an digitalen Schulungen teilgenommen und dabei knapp 140.000 digitale Schulungsinhalte konsumiert.

Dabei haben einige Mitarbeiter bereits neue, interessante Rollen für sich im Unternehmen entdeckt. Etwa Ashley McCown, die als Personalerin bei PepsiCo anfing - und dann einige Datenanalyse-Schulungen absolvierte: "Ich habe mich schon immer für Advanced Analytics interessiert und dann einige Kurse besucht, um meine digitalen Skills auszubauen. Das hat mir ermöglicht, eine neue Rolle als leitende Datenanalystin in unserer People-Analytics-Abteilung zu übernehmen. Hier kann ich Analytics nutzen, um HR-Probleme zu lösen."

Wie andere Unternehmen, die digitale Talente inhouse entwickeln, ist jedoch auch PepsiCo darauf angewiesen, neue Mitarbeiter mit digitalen Skills anzuziehen. Zu diesem Zweck hat der Getränke-Riese zwei Digital Hubs eingerichtet (in Dallas und in Barcelona). Damit will PepsiCo eigenen Angaben zufolge in den nächsten drei Jahren mehr als 500 neue Arbeitsplätze im Bereich Daten und Digitalisierung schaffen und die Entwicklung kritischer, digitaler Skills unternehmens- und damit weltweit beschleunigen.

Analytics und KI verschmelzen

Um die Dateninfrastruktur von PepsiCo voranzubringen, nutzte Kanioura die Expertise, die sie als Chief Analytics and AI Officer bei Accenture entwickelt hat unter anderem, um einen Data Lake und - in Kooperation mit Partnern wie Microsoft und Databricks - KI-Funktionen aufzubauen. Analytics und KI sind integrale Bestandteile der Strategie der Managerin, die auf die Optimierung dreier wesentlicher Säulen fokussiert:

  • Consumer Experience,

  • Commercial Excellence und

  • Operational Excellence.

"Jeder Datensatz, jeder Daten-KPI und jedes Datenfeld ist genauso wichtig wie die App selbst. Daten sind der Schlüssel, aber erst mit MLops dreht man letzteren um. Wir versuchen, all unsere analytischen und algorithmischen Bibliotheken zu operationalisieren", erklärt Kanioura.

Laut der Transformationschefin hat der Erfolg der vergangenen beiden Jahre die Grundlage für ein weiterentwickeltes, erkenntnisorientiertes PepsiCo gelegt. Als wichtigste Errungenschaft stuft Kanioura dennoch ein, das Vertrauen der Belegschaft gewonnen zu haben: "Ich hatte mehr Widerstand erwartet. Das Schwierigste ist, mit dem Change zu wachsen. Wenn Sie Teile Ihres Unternehmens und einen Teil Ihres kritischen Geschäfts transformieren, müssen Sie auch davon überzeugt sein, dass das Ihren Wachstumspfad nicht kannibalisieren oder stören wird." (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.