Ranking der größten IT-Dienstleister

Die Top 25 Systemhäuser in Deutschland 2020

14.08.2020
Von 
Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Die zu Beginn 2020 veröffentlichten Jahresumsätze 2019 der deutschen Systemhäuser waren von der Corona-Krise noch nicht betroffen. Die Entwicklungen im Jahr 2020 deuten allerdings darauf hin, dass IT-Dienstleister von dem durch die Krise verursachten Digitalisierungsschub eher profitieren werden.
Für die zweite Jahreshälfte 2020 und das erste Halbjahr 2021 zeigen sich deutsche IT-Dienstleister vorsichtig optimistisch - was ihre Umsatzerwartungen betrifft.
Für die zweite Jahreshälfte 2020 und das erste Halbjahr 2021 zeigen sich deutsche IT-Dienstleister vorsichtig optimistisch - was ihre Umsatzerwartungen betrifft.
Foto: CONTEXT

Von den ganz großen Verwerfungen blieb die deutsche Systemhausszene 2019 verschont. Auch im vergangenen Jahr gab es Übernahmen und Fusionen, aber nicht in der Größenordnung wie im Jahr 2018. So hat auch Deutschlands größtes Systemhaus, die Bechtle AG, 2019 einige IT-Dienstleister zugekauft.

Bechtle wächst auch in der Krise

Vor allem in der Schweiz hat sich Bechtle 2019 verstärkt - mit der Übernahme von gleich fünf IT-Dienstleistern mit insgesamt über 200 Mitarbeitern. Kumuliert haben diese fünf von Bechtle übernommenen Unternehmen im Jahre 2018 über 40 Millionen Schweizer Franken umgesetzt. Diese Akquisitionen nutzte das Systemhaus dazu, seine Präsenz in der Schweiz in einer neu zusammengeführten Gesellschaft, der Bechtle Schweiz AG, zu bündeln. Davor agierten vier Unternehmen weitgehend eigenständig nebeneinander. Ende 2019 beschäftigte Bechtle etwa 560 Mitarbeiter in der Schweiz und darf daher zurecht als einer der größten IT-Dienstleister in unserem Nachbarland angesehen werden.

Auch im 2021er Ranking der größten Systemhäuser Deutschlands dürfte Bechtle die Nummer 1 bleiben. Denn trotz der Corona-Pandemie konnten die Schwaben im ersten Quartal 2020 ihre gesamteuropäischen Erlöse um 9,3 Prozent auf 1,3557 Milliarden Euro erhöhen. So kam Bechtle der massenhafte Umzug vieler Office-Worker in ihre heimischen Büros entgegen. Denn dafür gab es gar nicht genügend Equipment, wie Notebooks und VPN-Zugänge. So kam es zum unerwarteten Home-Office-Zusatzgeschäft, bei dem sogar Tausende gebrauchter Laptops wiederaufbereitet und den Mitarbeitern der Bechtle-Kunden zur Verfügung gestellt wurden, weil der Nachschub mit neuen Geräten aus China versiegte.

Fast 60 Prozent der von CONTEXT befragten 969 IT-Dienstleister in Deutschland wollen künftig ihren Kunden mehr Cloud-Lösungen und -Services bereitstellen.
Fast 60 Prozent der von CONTEXT befragten 969 IT-Dienstleister in Deutschland wollen künftig ihren Kunden mehr Cloud-Lösungen und -Services bereitstellen.
Foto: CONTEXT

Mit diesen zusätzlichen Projekten im Bereich Home Office und Collaboration konnte Bechtle andere, durch die Pandemie verursachten Ausfälle, etwa bei der Ausstattung von Rechenzentren der Kunden, gut kompensieren. Firmenlenker Thomas Olemotz rechnet damit, dass sich das Geschäft im Laufe des dritten Quartals 2020 wieder normalisieren wird. Denn die Nachfrage nach Lösungen zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen wird anhalten.

Im laufenden Jahr 2020, mitten in der Corona-Pandemie, gelang es Bechtle, den Rahmenvertrag mit dem Land Niedersachsen zu verlängern und die Regierung des Saarlandes als Kunden zu gewinnen. Der öffentliche Sektor ist für das Systemhaus aus Neckarsulm von immenser Bedeutung. Mit öffentlichen Auftraggebern erzielt die Bechtle-Gruppe etwas mehr als ein Drittel ihrer Umsätze. Da lässt sich schon ein IT-Investitionsrückgang bei anderen Kunden, etwa in der Automobil- und Maschinenbaubranche, leichter verkraften.

Und so war Bechtle auch in der Lage, von Unternehmen, die in Kurzarbeit sind oder Mitarbeiter entlassen haben, zumindest einige der Auszubildenden zu übernehmen, damit sie ihre Lehre beenden können. Und auch zweiten Quartal 2020 konnte Bechtle wieder zulegen.

Computacenter mit leicht rückläfigem Umsatz 2020

Deutschlands zweitgrößtes Systemhaus, die Computacenter AG, konnte ihre Umsätze in Deutschland im Jahr 2019 um 5,3 Prozent erhöhen. Das ist zwar bei Weitem nicht der Zuwachs von Bechtle (fast 17 Prozent!), reichte Computacenter aber locker aus, um den zweiten Platz im ChannelPartner-Ranking der größten Systemhäuser Deutschlands zu halten.

In der ersten Jahreshälfte 2020 sanken die zwar die Umsätze des Systemhauses aus Kerpen um 2,8 Prozent - von 994,3 auf 966,4 Millionen Euro - dafür erhöhte sich aber der Halbjahresgewinn - von 35,1 auf 40,5 Millionen Euro. Diese Entwicklung lässt sich unter anderem durch gesunkene Kosten erklären, etwa aufgrund der verringerten Vertriebsaufwände in Zeiten des Lockdowns und in Zeiten der anschließenden Kontaktbeschränkungen.

SoftwareOne neue Nummer 3

Dafür gibt es eine neue Nummer drei in der Top-25-Rangliste - es ist Software One. Zum ersten Mal gab der Large Account Reseller (LAR) die Höhe seiner Umsätze in Deutschland bekannt, und das waren 2019 beachtliche 1,720 Milliarden Euro. Dabei sind schon die in Deutschland erzielten Umsätze der Ende 2018 von SoftwareOne übernommenen Comparex AG eingeschlossen.

Die weltweit vertretene SoftwareOne Holding AG hat 2019 insgesamt 7,3139 Milliarden Schweizer Franken umgesetzt, das ist mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2018. Verantwortlich dafür sind hauptsächlich die 2019 inkludierten Erlöse der Comparex AG, die mit Niederlassungen auf fast allen Kontinenten aktiv war. Dabei ist der Hunger der SoftwareOne Holding AG noch nicht gestillt: Allein in den vergangen zwölf Monaten hat das Systemhaus gleich fünf größere IT-Dienstleister übernommen, zum Beispiel den australischen AWS-Experten GorillaStack, das ebenfalls in Australien ansässige Unternehmen BNW, den niederländischen SAP-Spezialisten B-lay und Teile der lateinamerikanischen InterGrupo.

Im Juli 2020 hat Gartner SoftwareOne zu einem von weltweit nur vier "Leadern" im Markt für Software Asset Management, Bereich "Managed Services", erklärt.

Cancom mit neuem (alten) Chef

Ins Jahr 2020 ist Cancom noch besser als Bechtle gestartet: Im ersten Quartal 2020 konnte das Münchner Systemhaus seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 27,3 Prozent auf 453,8 Millionen Euro erhöhen. Die Steigerungsrate bei Bechtle lag im gleichen Zeitraum "nur" bei 9,3 Prozent. Cancom hat vor allem im März 2020 eine sehr hohe Nachfrage nach Software-Lizenzen und Hardware für das mobile Arbeiten zu Hause erlebt, Kunden benötigten vor allem Laptops und Tablets.

Einen Paukenschlag gab es gleich zu Beginn des Jahres 2020: Am 8. Januar verkündete der Vorstandsvorsitzende Thomas Volk seinen Abschied bei Cancom - mit ungewöhnlich deutlichen Worten: Man sei sich über die zukünftige strategische Entwicklung des Unternehmens uneinig. Neuer Vorstandsvorsitzender wurde am 1. Februar 2020 Rudolf Hotter, der schon seit 15 Jahren Mitglied des Vorstands ist und auch schon bei den von Cancom übernommenen Unternehmen Computer Partner AG, Einsteinet und ECS in führender Position tätig war.

An den Kennzahlen des Jahres 2019 konnte diese plötzliche Demission nicht liegen: Cancoms Umsätze sind im Vorjahresvergleich in Deutschland um fast 13 Prozent auf 1,294 Milliarden Euro angestiegen. Dieses Wachstum war nicht nur organisch, sondern ist einigen Akquisitionen und Partnerschaften zu verdanken.

Im Oktober 2019 übernahm Cancom den britischen Managed Service Provider Novosco und schloss in den folgenden zwei Monaten Partnerschaften mit zwei weiteren IT-Dienstleistern, die Cancoms Cloud-Management-Plattform AHP in den Niederlanden (Detron) und in Nordamerika (ExactlyIT) vertreiben sollen. Im Cloud-Geschäft wächst das Münchner Systemhaus schnell. Im ersten Quartal 2020 betrug die Steigerungsrate im Konzernsegment "Cloud Solutions" 35 Prozent.

Rangliste der 25 größten Systemhäuser Deutschlands 2020

Rang

Unternehmen

2019
Inlandsumsatz
(in Millionen Euro)

2018
Inlandsumsatz
(in Millionen Euro)

1

Bechtle AG

3.336,5

2.854,9

2

Computacenter AG & Co. oHG

2.227,0

2.115,0

3

SoftwareOne Deutschland GmbH

1.720,0

4

T-Systems International GmbH 2)

1.600,0

1.500,0

5

Cancom SE

1.294,8

1.147,0

6

SVA System Vertrieb Alexander GmbH

887,0

713,0

7

Axians in Deutschland 1)

825,0

553,0

8

msg systems AG 2)

758,0

693,7

9

Atos IT Solutions and Services GmbH 2)

710,0

645,0

10

ACP Gruppe 1)

680,0

550,0

11

Infosys Ltd. 2)

550,0

500,0

12

Allgeier SE 2)

485,9

481,5

13

Itelligence AG 1)

474,7

14

Arvato Systems GmbH 2)

379,2

338,0

15

Adesso SE 2)

361,0

308,7

16

Ratiodata GmbH

329,8

296,0

17

Datagroup SE 3)

320,5

269,3

18

Controlware Gruppe 3)

309,0

281,0

19

All for One Group SE 2)

306,5

284,5

20

Materna SE 2)

282,0

249,6

21

Logicalis GmbH

233,0

208,0

22

MR Datentechnik GmbH

185,5

178,0

23

Profi Engineering Systems AG

151,4

163,1

24

Concat AG

147,54

134,0

25

26

Valantic GmbH 2)

IT-Haus GmbH

137,0

130,0

123,0

115,0

27

Insight Technology Solutions GmbH

129,0*

128,0

28

29

Conet GmbH 2)

MCL IT GmbH

124,2

112,0

115,9

1) Umsatz in DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz)
2) Laut Lünendonk-Liste 2020, IT-Beratung und Systemintegration
3) Laut Lünendonk-Liste 2020, IT-Services
* von ChannelPartner geschätzt

keine Management-Beratung und Wirtschaftsprüfung, also ohne Accenture, Capgemini, Deloitte, EY, KPMG, Roland Berger und PwC
Geschäftsjahr weicht zum Teil vom Kalenderjahr ab
Quelle: ChannelPartner, Juli 2020

Das Ranking der Vorjahre:
Die Top 25 Systemhäuser 2019
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