Fehlprognosen

Die spektakulärsten Irrtümer der IT-Geschichte

16.08.2024
Von  und Kevin Fogarty
Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.
Staubsauger laufen mit Atom-Antrieb, fünf Computer reichen für die ganze Welt, ein totgesagter Gigant, der sich bester Gesundheit erfreut und der Untergang des Internets – wir stellen Ihnen die kuriosesten und spektakulärsten falschen Prophezeiungen der Technikgeschichte vor.

"Das Internet wird wie eine spektakuläre Supernova im Jahr 1996 in einem katastrophalen Kollaps untergehen". Diese ganz offensichtlich falsche Vorhersage stammt ausgerechnet von Robert Metcalfe, dem Gründer von 3Com und Erfinder der Ethernet-Verbindung, die heute der Standard für kabelbasierte Netzwerke ist.

Einige IT-Orakler lagen gründlich daneben.
Einige IT-Orakler lagen gründlich daneben.
Foto: Gow27 - shutterstock.com

"Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt". Das prognostizierte Thomas Watson, Chairman von IBM, im Kriegsjahr 1943. Und dann war es ausgerechnet IBM, das dem PC, wie wir ihn heute kennen, zum Durchbruch verhalf und ihn zum Massenprodukt machte.

"Dieses Telefon hat zu viele Schwächen, als dass man es ernsthaft für die Kommunikation in Erwägung ziehen kann". Internes Memo von Western Union aus dem Jahr 1876. Heute sind Telefone in Form von Smartphones dabei PCs überflüssig zu machen.

"Noch hat ein Rechner wie der ENIAC 18,000 Vakuum-Röhren und wiegt 30 Tonnen. Doch die Computer der Zukunft werden nur noch 1.000 Vakuum-Röhren besitzen und vielleicht nur noch 1,5 Tonnen wiegen". Diese verlockende Prophezeiung machte Popular Mechanics im März 1949. Mit diesem vorhergesagten Gewicht wären Notebooks nur schwerlich ein Erfolg geworden. Doch es kam bekanntlich anders.

"Es gibt keinen Grund, warum jeder einen Computer zu Hause haben sollte" behauptete Ken Olsen, Gründer von Digital Equipment Corp. im Jahr 1977. Naja, so ganz Unrecht hat Olsen ja nicht einmal, mitunter reicht ja auch ein Tablet.

"In fünf Jahren wird das Tablet in den USA die beliebteste Form eines PCs sein". Der Satz klingt gar nicht mal so falsch, er könnte durchaus bald Realität werden. Wenn, ja, wenn ihn nicht Bill Gates im Jahr 2002 gesagt hätte. Damals versuchte Microsoft seine Vorstellung von einem Tablet-PC mit Stiftbedienung durchzusetzen. Und scheiterte kläglich - das Windows-Tablet-PC war schwerfällig zu bedienen und absolut unsexy. Wie man es richtig macht, zeigten 2010 Steve Jobs und Apple mit dem intuitiven iPad. Es reicht eben nicht, eine gute Idee zu haben, man muss sie auch gut umsetzen.

"Das Abonnement-Modell für den Kauf von Musik ist gescheitert" meinte Steve Jobs am dritten Dezember 2003. Nun ja, auch der iTunes Store brauchte einige Jahre, bis er richtig boomte.

"In zwei Jahren wird das Spam-Problem gelöst sein" versprach Bill Gates im Jahr 2004. Wie viele Spammails haben Sie heute erhalten? Derzeit macht Spam zirka 90 Prozent des weltweiten Mailverkehrs aus.

Das denkt Bill Gates über Intel

"Dieses Kartell-Ding wird sich in Wohlgefallen auflösen" sagte Bill Gates gegenüber Intel-Verantwortlichen im Jahr 1995. 1991 begann die Federal Trade Commission der USA mit der Untersuchung darüber, ob Microsoft seine marktbeherrschende Stellung gegenüber anderen Betriebssystemen ausnützen würde. 2002 kam es zu einemfür Microsoft negativen Urteil. Und 2008 gerieten Microsoft und US-Behörden erneut aneinander.

"Apple ist bereits tot" meinte Nathan Myhrvold, ehemaliger Microsoft CTO im Jahr 1997. Für einen Toten schlägt sich Apple aber durchaus wacker, alle lebenden Unternehmen können nur davon träumen, die wertvollste Firma der Welt zu sein. Zumal der Zombie Apple für sich in Anspruch nehmen kann, zwei Märkte überhaupt erst erfunden zu haben: Den für Smartphones und den für Tablets.

"Es gibt praktisch keine Möglichkeit, um Kommunikationssatelliten im Weltall zu verwenden, um besser Telefon-, Telegraph-, Fernseh- und Radiodienste in den USA zu ermöglichen". Das sagte T. Craven, FCC Commissioner im 1961. Obwohl die UdSSR 1957 einen Satelliten ins All geschossen hat.

"Staubsauger, die durch Kernkraft angetrieben werden, sind vermutlich in zehn Jahren Realität". Diese gruselige Vorhersage stammt von Alex Lewyt, dem Präsidenten von Lewyt Corp Vacuum Company. Jede Hausfrau und jeder Hausmann saugt also mit dem eigenen Atomkraftwerk in den eigenen vier Wänden, aha. Wobei: Einen kleinen Fortschritt gibt es bei Staubsaugern in der Tat - die Staubsaugroboter nämlich.

Übrigens: Das unvermeidliche "Niemand braucht mehr als 640kB RAM in seinem PC" haben wir bewusst nicht in die obige Liste aufgenommen. Erstens ist Bill Gates als gescheitertes Orakel ohnehin oft genug vertreten. Und zweitens stammt diese Aussage vermutlich gar nicht von ihm. (PC WELT)