NAS-Systeme für Profis

Die private Cloud für jedermann

27.08.2015
Von   IDG ExpertenNetzwerk und
Wolfgang Emmer ist Co-Founder des Netzwerks E2 Online Marketing. Zu seinen Schwerpunkten zählen Webstrategie, Performance Marketing und Social Media. Als IT-Publizist mit soziologischem Hintergrund widmet er sich nicht nur Themen wie Arbeit 4.0 sondern gibt auch Einblicke in die smarte Welt des Internet of Things.
Alexander Roth leitet als Geschäftsführer die Geschicke und die Redaktion von Evernine. Der mit Prädikatsdiplom ausgestattete Volkswirt wechselte 2004 in die Medienbranche, wo er zuerst beim Wirtschafts- und Polittalksender Air America Radio in New York City in der Recherche tätig war und in einem weiteren Schritt, wieder zurück in Deutschland, eine zweijährige Festanstellung beim Medienhaus IDG (u.a. PC Welt, Computerwoche, ChannelPartner) inklusive Volontariat absolvierte. Auch ein Besuch der Akademie der Bayerischen Presse (ABP) gehörte zu seiner Ausbildung. 2007 gründete der Münchner (geb. 1977) das Redaktionsbüro Alexander Roth, das er zwischen 2010 und 2011 in die Evernine GmbH umwandelte.
Sie wollen die Daten Ihrer Firma zentral und sicher speichern? Dafür muss man heute kein Vermögen mehr ausgeben. PC-Welt nennt die besten Lösungen und erklärt, worauf es bei der richtigen NAS-Wahl ankommt.

Daten müssen heute von überall aus zugänglich sein – am besten auf einem mobilen und schnellen Gerät. Gleichzeitig werden die Datenmengen immer größer. So ist es nur die logische Konsequenz, dass zentrale Speicherlösungen immer beliebter werden. Kein Wunder, dass NAS-Systeme am Storage-Markt zu dem Bereich gehören, der am schnellsten wächst. Während laut IDC im EMEA-Raum große Server in den letzten beiden Jahren nicht wirklich zulegen konnten, verzeichneten die Marktforscher bei NAS-Systemen ein zweistelliges Wachstum.

Ein eigener Datei-Server mit Internetanbindung für das Architekturbüro oder die Schreinerei könnte dieses Dilemma lösen. Doch lohnt sich der Aufwand? Was sich vor fünf Jahren nach aufwendigen Installations- und Instandhaltungsarbeiten anhörte, das konfiguriert der IT-affine Kleinunternehmer heute in wenigen Minuten selbst. Längst besitzen nicht mehr nur Großkonzerne einen eigenen Dateiserver. Oft gibt es passable Geräte schon für unter 200 Euro im Netz als Komplettpaket.

Doch am Markt ist nicht alles Gold was glänzt. Bei der Auswahl des richtigen Dateiservers kann man viel falsch machen – was gerade im Business-Alltag schnell den Nutzen trübt und sogar richtig Geld kosten kann. PC-Welt verschafft Ihnen einen Überblick der interessantesten NAS und verrät Ihnen, worauf es beim Kauf des richtigen Netzwerkspeichers ankommt.

Mehr als eine Dropbox: Network Attached Storages (NAS)

Was Dropbox, Google Drive und Co. im großen Stil im World Wide Web machen, das ermöglichen Network Attached Storages (NAS) in Firmen- oder Heimnetzwerken. Die Minicomputer, bestehend aus Festplatte und Netzwerkanschluss, machen im Grunde nichts anderes, als Nutzern Dateien im Netzwerk bereitzustellen und auszutauschen.

Aber nicht nur zwischen den PCs und Notebooks ermöglicht ein NAS den Dateiaustausch: Auch Smartphones, Tablets, moderne TV-Geräte und Musikanlagen bindet der „am Netzwerk angeschlossene Speicher“ – wie man NAS wörtlich übersetzt – an. Besonders praktisch für Unternehmen: Ein NAS versorgt heute nicht mehr nur die Geräte im eigenen Netzwerk. Mit der entsprechenden Internetverbindung greifen die Anwender heute auch von unterwegs aus mit ihren ThinClients auf die Unternehmensdaten zu.

Komplettpaket oder selbst konfigurieren?

Die Installation vieler Geräte ist heute denkbar einfach: NAS-Systeme besitzen immer intuitivere Oberflächen und es sind keine tiefgründigen IT-Kenntnisse mehr notwendig, um sich die Hardwarekomponenten selbst zusammenzustellen. Dennoch ist beim Kauf darauf zu achten, welche Variante man wählt: Ein Komplettsystem, wie es beispielsweise Western Digital anbietet, gibt es bereits für 120 Euro im Web und ist out of the box einsatzfähig. Die Build-Your-Own-Device-Variante (BYOD) von Herstellern wie Synology und Seagate starten ohne Speichermedien bereits bei 140 Euro, wobei für die Spitzenmodelle der NAS-Systeme mit SSD-Speichern um die 2000 Euro fällig werden.

Bei der BYOD-Variante legt der Nutzer in der Regel selbst Hand an und stellt sich NAS-Gehäuse und Festplatten zusammen. Der Vorteil: Die Flexibilität. So lassen sich auch ältere Festplatten oder portable 2,5-Zoll-Modelle nutzen. Darüber hinaus kann der Nutzer den Speicher erweitern, Datensicherungen auf dediziert voneinander getrennte Speichermedien ablegen und gegebenenfalls defekte Platten einfach austauschen. Bei der eigenen Zusammenstellung sollte man jedoch darauf achten, auf spezielle langlebige NAS-Festplatten zu setzten. Drei Gigabyte gibt es beispielsweise von Western Digital schon ab 130 Euro im Netz. Hier gilt: Die Effizienz sollte höher gewichtet werden als die Performance, da in der Regel das NAS-Gerät selbst einen Flaschenhals darstellt.

Nicht nur eine Frage der Größe

Wenn es um Speicherlösungen geht, stellt sich auch immer die Frage nach der Größe. Das ist bei NAS-Systemen zwar auch so – auch wenn die die funktionsreichen Minicomputer weitaus mehr können. Ob Ihrem Unternehmen ein kleines NAS mit einem Festplatteneinschub reicht oder es eine große Variante mit bis zu fünf Racks sein soll, ist zunächst eine Frage der Datensicherheit und des Speicherplatzes. Das Grafikbüro, deren Kapital die Fotos und Videos sind, entscheidet sich vermutlich für ein leistungsstärkeres NAS mit mindestens zwei großen 3,5 Zoll-Festplatten, um für den Notfall die Daten doppelt zu sichern.

Aber nicht nur als bequeme Backup-Lösung sind Netzlaufwerke für Unternehmen interessant. Moderne Geräte von Synology, D-Link, Onap oder Western Digital haben USB-Anschlüsse oder DVB-TV-Empfänger an Board und fungieren als FTP-, Web-, Print- oder Medien-Server. So lässt sich beispielsweise im Nu die zuvor bearbeitete PowerPoint-Präsentation auf dem TV im Besprechungsraum streamen.

Die Big Player am Markt

Auf der Suche nach dem richtigen NAS führt am Markt kein Weg an Synology vorbei. Der Hersteller hat es in den letzten Jahren geschafft, sich mit einer Reihe produktiver Lösungen einen Namen zu machen. Aber auch die Geräte anderer Hersteller wie QNAP, HP und Western Digital sollte man auf der Suche nach einem leistungsfähigen NAS genauer unter die Lupe nehmen.

Synology DS214+
Synology DS214+
Foto: Synology

Der preiswerte Alleskönner

Ein nicht zu Unrecht beliebtes NAS ist das 300 Euro teure DS214+ aus dem Hause Synology. Das Gerät wird von einer performanten 1,33 GHz Dual Core CPU angetrieben, lässt sich mit zwei SATA (II/III) HDD/SSD mit bis zu maximal 8 Terabyte bestücken und besitzt 512 MB DDR3 RAM, zwei USB 3.0-Anschlüsse sowie eine RJ45-Buchse. Alle gängigen Funktionen wie Web-, FTP-, und Printserver werden unterstützt.

Der Speichergigant

Der Hersteller D-Link zeigt, dass ein gutes Business-NAS nicht teuer sein muss. Das 260 Euro teure ShareCenter Quattro II DNS-345 besitzt zwar nur eine 1,6 Gigahertz schnelle CPU, ermöglicht aber multiples Streaming, unterstützt MAC OS und ist mit bis zu vier 3.5 Zoll S-ATA-Festplatten bestückbar, so dass eine Gesamtspeicherkapazität von bis zu 12 Terabyte möglich ist.

QNAP TS-221 Turbo
QNAP TS-221 Turbo
Foto: QNAP


Der Datenturbo

Das QNAP TS-221 Turbo schlägt mit fast 300 Euro zu Buche. Dafür erhalten Unternehmen ein relativ leistungsfähiges NAS mit einer 2.0 Ghz schnellen CPU aus dem Hause Marvell, ein Gigabyte DDR3 RAM, zwei Laufwerkseinschübe für SATA-Festplatten, zwei USB 3.0 Anschlüsse und zahlreiche einfach zu handhabende Features für Sicherheit und Multimedia, darunter beispielsweise auch ein iTunes-Server.

WD My Cloud
WD My Cloud
Foto: WD

Der Preishammer

Die WD My Cloud mit zwei Terabyte und der langen Produktbezeichnung WDBCTL0020HWT soll besonders Einsteiger ansprechen. Das NAS gibt es bereits für 130 Euro samt fest integrierter Festplatte in einem stylischen Design. Damit ist es der günstigste Vertreter in unserer Auflistung. Dem verlockenden Preis stehen auf der anderen Seite relativ langsame Transferraten und ein geringer Funktionsumfang gegenüber.

Der Low Budget-Preis-Leistungstipp

Eine weitere Netzwerkfestplatte für Einsteiger ist die Buffalo Linkstation 210. Sie schont zwar mit 150 Euro auch den Geldbeutel, doch ist sie der WD My Cloud in einigen Bereichen voraus – besonders in Sachen Performance und Lautstärke. Die fest verbaute 3-Terabyte-Festplatte lässt sich mit einer externen USB 2.0-Festplatte erweitern. Allerdings müssen sich die Benutzer auf einen vergleichsweise hohen Stromverbrauch im Standby und einen geringen Feature-Umfang einstellen.

Die private Cloud für lau

Ein Aspekt, der die Netzwerkspeicher für viele Kleinunternehmen so attraktiv macht, betrifft die Datenhaltung und Compliance. Fragen nach der Transparenz und dem Serverstandort der schnellen Cloud-Lösungen aus dem Internet werden sekundär. Denn für bereits unter 200 Euro gibt es die private Cloud, die im Gegensatz zu Dropbox & Co. meist mit einem funktionsreichen Dateimanager – samt Berechtigungsverwaltung und Bandbreitenregulierung – punkten kann, einen Virenscanner mit an Bord hat und bestimmte Verschlüsselungsstandards erfüllt. Die Nutzer müssen in der Regel keine Abstriche beim Komfort machen. Mittels spezieller Apps und selbsterklärenden Browser-Interfaces kommen die Anwender genauso bequem an die Daten. Darüber hinaus sehen Admins in den Protokollen genau, wer auf was zugreift und können bei Bedarf handeln.

Die Funktionen sind vielfältig. Dennoch sollten Sie bei der Wahl des Funktionsumfangs darauf achten, dass CPU-Geschwindigkeit und Arbeitsspeicher im Vergleich zu einem ausgewachsenen PC bei den stromsparenden NAS-Geräten meist knapp bemessen sind. Hier lohnt es sich – vor allem wenn Ihr Unternehmen viele Funktionen nutzt - sich nicht am unteren Preissegment zu orientieren. Denn langsame Transferraten und Ausfälle, wie die Anwender beispielsweise über einige All-in-One NAS-Systeme von Western Digital berichten, trüben schnell den Spaß am neuen Dateiserver. Darüber hinaus muss sollte der Internetanschluss Ihres Unternehmens auch über genügend Upload-Bandbreite verfügen, denn wenn jemand von außerhalb mit seinem Tablet mehr als nur eine kleine Word-Datei von Ihrem NAS laden möchte, sollte das für beide Seiten nicht wirklich spürbar sein

Oder doch im WWW speichern?

Obwohl funktionsreiche NAS heute ein breites Spektrum an Anwenderbedürfnissen abdecken, sind Public Cloud-Speicher wie Google Drive und Dropbox heute beliebter denn je. Und das vermutlich aus zwei Gründen: Die Anwender müssen bei der Bedienung nicht lange überlegen und sie funktionieren. Dass diese Dienste jedoch oft gegen Compliance- und Datenschutzrichtlinien verstoßen, vor allem wenn es um sensible Kundendaten geht, steht für viele Startups auf einem anderen Blatt geschrieben.

Bei der Kaufentscheidung eines NAS sollten sich Unternehmen daher drei Fragen stellen: Spielt die Frage der Datenhaltung in meinem Unternehmen eine zentrale Rolle, brauche ich spezielle Funktionen, wie eine zentrale Dateiberechtigungsverwaltung, und wie groß ist das Datenvolumen, dass ich zentral ablegen will?

Zur Preisfrage: Die 50 Gigabyte große Telekom Cloud gibt es beispielsweise schon für rund fünf Euro monatlich, die ein Terabyte große Dropbox ab zehn Euro - funktionsreichere Lösungen, wie Citrix ShareFile, sind teurer und variieren je nach Bedarf und Anwenderzahl.

Trotz der Konkurrenz aus dem World Wide Web erfreuen sich NAS-Systeme heute zurecht immer größerer Beliebtheit – vorausgesetzt sie funktionieren zuverlässig. Nur so können Sie gegen die intuitive Konkurrenz aus dem Netz bestehen. Wie bei jeder technischen Neuanschaffung lohnt es sich hier, sich einen guten Überblick zu verschaffen und zu investieren. Denn Daten müssen immer griffbereit sein.

(pc-welt.de/mhr)