Die Erwartungen an den operativen und wirtschaftlichen Nutzen von BI-Anwendungen sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen und machen eine Überprüfung der bisherigen Produktstrategie und BI-Organisation nötig. Die Wirtschafts- und Finanzkrise gibt hierfür ein aktuelles Beispiel. Sie machte und macht (alte) Probleme bei der Unternehmenssteuerung und Risikoabschätzung schonungslos sichtbar und beschleunigt - verstärkt durch Compliance-Vorgaben - den Wandel hin zu einem strategischen Performance Management sowie die durchgängige Integration der internen und externen Finanzprozesse.
Angesichts dynamischer, globaler und abhängiger Märkte wird es für Unternehmen schwer, eine verlässliche und nachhaltige Planung zu machen sowie rechtzeitig Einblick in die Risiken und Chancen im laufenden Geschäft zu erhalten. "Agile" Anforderungen an die bisherige BI- und Data-Warehouse-Umgebung in Unternehmen, die sich aus dieser Situation ergeben, reichen vom Wunsch nach durchgängigen und transparenten Berichtsprozessen über eine integrierte Planung einschließlich Nutzung von Simulationen bis hin zum Aufbau von Frühwarnindikatoren und der Integration von BI in operative Abläufe. Hinzu kommt die Forderung nach schnellerer Bereitstellung relevanter Geschäftsinformationen etwa über Dashboards. So müssen Organisation, fachliche Inhalte, Werkzeuge und technische Architektur diesen Agilitätsanforderungen standhalten, was häufig zu Änderungen am Status Quo in Unternehmen erfordert.
- Top100-2012 Business Intelligence
Top100-2012 BI - Auch im BI-Segment sind die Verhältnisse klar. SAP liegt in Deutschland...
- genauso unangefochten wie in Emea...
- ... und weltweit an der Spitze.
- Auch die Zusammensetzung der Top-Anbieter verändert sich in den verschiedenen Regionen nicht wesentlich.
- Fast die gleichen Unternehmen sind in Deutschland, Emea und weltweit vertreten.
- Ausnahmen sind Corporate Planning, Tibco und Information Builders.
Jäger und Gejagte
Hinzu gesellt sich ein weiterer Meta-Trend: Die "Consumerization" der IT. Beim Einsatz von BI-Lösungen müssen IT-Abteilungen und Hersteller künftig auf technische Innovationen und Nutzungsarten aus dem Endverbrauchermarkt (Smartphones, Tablets, Spielekonsolen, Apps) reagieren, die in die IT-Landschaft der Unternehmen vordringen. Aus den Treibern der Innovationen werden so Getriebene. Endanwender - insbesondere im Management - erwarten beispielsweise einen Bedienkomfort, wie sie ihn privat durch mobile Devices wie Smartphones und Tablets sowie moderne Internetanwendungen erleben. Damit einher geht unter dem Schlagwort "Self-Service BI" der Wunsch nach größeren Freiheitsgraden bei der Datenauswahl und Report-Gestaltung, verbunden mit der alten, bislang vor allem taktisch getriebenen Forderung nach einer schnelleren Bereitstellung neuer Features und Anwendungen. Self-Service-Anwendungen in Form von Ad-hoc-Reporting, Data Discovery/Explorative Analysis, Visual Analytics, Self-service-Dashboards oder Datenmodellierung werden sich aber nur dann erfolgreich einführen lassen, wenn Unternehmen und Industrie die bisherige BI-Frontendentwicklung und Datenbewirtschaftung (Architektur) überdenken. Gleiches gilt für den Trend zu "Mobile BI", der auf eine benutzerfreundliche und sichere Nutzung von Berichten und Analysefunktionen auf mobilen Geräten wie Tablets abzielt.
Datengetriebene Unternehmen
Zur Forderung nach mehr Agilität und dem Druck der Verbraucher auf die IT gesellt sich als dritter Meta-Trend Big Data. Was zunächst nach einem Hype klang, wird mittlerweile selbst im Vorstand und vom CIO diskutiert: Die Entwicklung hin zu einem datengetriebenen Unternehmen. Angesichts zahlreicher, heute intern und extern vorhandener Datenquellen, beginnen Unternehmen auch außerhalb der traditionellen ERP-Systeme nach dem Wert ihrer und im Markt zugänglicher Daten zu forschen. Es geht dabei nicht um die schiere Menge der Daten, wie oft zu lesen ist, sondern vielmehr um ihre Handhabe und den potenziellen Nutzen. Big Data bezeichnet für BARC aus technischer Sicht Methoden und Technologien für die hochskalierbare Erfassung, Speicherung und Analyse polystrukturierter Daten. Es geht nicht nur um Tools, wenngleich es durchaus einige neuen Werkzeuge für Big Data gibt, sondern vor allem um die Herausforderung der Skalierbarkeit der IT-Systeme hinsichtlich Datenmengen, Anwenderzahl, schnelle Bereitstellung neuer Daten und analytische Komplexität. Big Data betrifft entsprechend alle Ebenen einer BI- und Datenmanagement-Infrastruktur sowie die gesamte Prozesskette - von der Akquisition und Integration von Daten bis hin zur Auswertung und Präsentation für den Anwender.
Vorbereiten auf die Meta-Trends
Die skizzierten Meta-Trends und die von ihnen beeinflussten Einzelentwicklungen im BI-Markt, aber auch die weiter bestehenden laufenden Anforderungen an die BI-Landschaft (siehe Grafik), sorgen aktuell für viel Gesprächsstoff, aber auch erste spannende neue Ansätze bei der Weiterentwicklung und dem Einsatz von Software und Projekten für Reporting, Analyse, Planung und Data Warehousing.
Mit dem Self-Service Gedanken und einer eher explorativen, visuellen Analyse von Daten fordern dabei Firmen wie Comma Soft, QlikTech, Tableau Software oder Tibco Spotfire das Establishment am Frontend heraus. Gerade auch die agilen und erfolgreichen deutschen Anbieter für BI wie Arcplan, Bissantz, Cubeware, Evidanza oder Prevero sind hier innovativ. Die eher aus dem Reporting kommenden internationalen Anbieter Actuate, Information Builders, Jaspersoft oder MicroStrategy haben inzwischen ebenfalls ein deutlich erweitertes Portfolio zur Abdeckung der BI-Trends, ebenso Analyse- und Planungsanbieter wie Board oder Panorama. Aber auch die Großanbieter Infor, Microsoft, Oracle und SAS bringen sich mit Produktinnovationen in Stellung. Im Backend ist die Diskussion um den Einsatz und das Management Analytischer Datenbanken und Big Data voll entbrannt, wobei Verfahren wie "Sandboxes", Virtualisierung oder Volltextsuche ins Spiel kommen. Doch auch die traditionelle Planung und Datenqualität bleiben auf der Agenda.
Klar ist auch, dass neue Anwendungsgebiete, Produkte und "disruptive" Techniken im BI-Markt nicht nur Freude bei IT, Fachbereich und CIOs auslösen, sondern bisherige Investitionen in Frage stellen oder neue Aufgaben und zusätzliches Wissen nach sich ziehen. Ebenso ist zusätzliches Know-how bei der Produktauswahl und dem Information Design sowie bei der Weiterentwicklung der BI-Architektur dringend gefragt, auf dem Beratermarkt aber schwer zu finden. Industrie und BI-Verantwortliche sind daher umso mehr selbst in der Verantwortung, sich mit den Meta-Trends auseinanderzusetzen. (wh)