Ein Wachstum von 21,4 Prozent prognostiziert das Marktforschungs- und Beratungshaus Gartner für das laufende Jahr im weltweiten Markt für Public-Cloud-Services. Aktuellen Berechnungen zufolge können sich die Provider auf Einnahmen in Höhe von 186,4 Milliarden Dollar freuen, 2017 waren es 153,5 Milliarden Dollar. Größter Wachstumstreiber ist das Segment Infrastructure as a Service (IaaS), für das die Auguren ein Umsatzwachstum von 35,9 Prozent auf insgesamt 40,8 Milliarden Dollar erwarten.
Dass der anhaltende Boom im Cloud-Geschäft für die Nutzer nur Vorteile bringt, stellen die Analysten allerdings in Frage. Die zehn größten IaaS-Provider werden bis zum Jahr 2021 fast 70 Prozent des Markts unter sich aufteilen, so eine weitere Prognose. 2016 lag der Wert noch bei 50 Prozent. "Die wachsende Dominanz der Hyperscale IaaS Provider birgt für Endbenutzer und andere Marktteilnehmer enorme Chancen, aber auch große Herausforderungen", kommentiert Sid Nag, Research Director bei Gartner.
Einerseits könnten Unternehmen von Kosten- und Effizienzvorteilen der großen IaaS-Anbieter profitieren. Andererseits müssten sie darauf achten, dass die Cloud-Riesen nicht zu viel Einfluss auf Kunden und ganze Märkte nähmen. Mit Blick auf die wachsende Popularität von Multicloud-Umgebungen erwartet der Experte ein verändertes Verhalten der Cloud-Nutzer: Sie würden von ihren Providern verstärkt einfachere Möglichkeiten fordern, um Workloads, Anwendungen und Daten ohne Einschränkungen auf die Plattform eines anderen IaaS-Anbieters zu transferieren.
Cloud-Giganten investieren massiv in IT-Infrastruktur
Wie die Marktforscher von Synergy Research beobachten, investieren die großen Cloud- und Internet-Konzerne massiv in den Ausbau ihrer IT-Infrastruktur. 2017 steckten die sogenannten "Hyperscale Operators" demzufolge fast 75 Milliarden Dollar in die IT-Ausstattung, eine Steigerung um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein großer Teil der Finanzmittel floss in den Ausbau oder die Erweiterung von Rechenzentren.
Am meisten investierten laut Synergy Research die "Big Five" Google, Microsoft, Amazon, Apple und Facebook. In jedem Quartal des abgelaufenen Jahres gaben sie zusammen mehr als 13 Milliarden Dollar aus. Die höchsten Wachstumsraten hinsichtlich der IT-Investitionen sehen die Auguren bei Facebook und Amazon. Aber auch andere Player wie Alibaba, IBM, Oracle, SAP und Tencent steckten viel Geld in IT. So habe etwa der chinesische Internet- und Cloud-Gigant Alibaba seine Ausgaben 2017 mehr als verdoppelt.
"In den vergangenen vier Jahren haben viele Unternehmen versucht, es mit den führenden Cloud-Providern aufzunehmen, und sind damit gescheitert", berichtet John Dinsdale, Chief Analyst und Research Director bei Synergy Research. In den enormen IT-Investitionen sieht er einen entscheidenden Grund für die Marktdominanz der Hyperscaler: "Können Sie es sich leisten, jedes Quartal mindestens eine Milliarde in Ihre Data Center zu investieren?"
SaaS bleibt das größte Cloud-Segment
Neben dem boomenden Infrastrukturgeschäft bleibt Software as a Service (SaaS) unterm Strich das größte Segment im Cloud-Markt. Gartner erwartet für 2018 weltweite Umsätze von 73,6 Milliarden Dollar, eine Steigerung um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bis zum Jahr 2021 sollen 45 Prozent aller Ausgaben für Application Software auf SaaS-Dienste entfallen. "In vielen Bereichen hat sich SaaS als bevorzugtes Delivery-Modell durchgesetzt", kommentiert Gartner-Experte Nag. Kunden forderten inzwischen verstärkt auf spezielle Geschäftsanforderungen zugeschnittene Lösungen.
Datenbank-Services wachsen besonders schnell
Im Segment Platform as a Service (PaaS) wachsen den Auguren zufolge Datenbank-Services besonders schnell. Gartner nennt diesen Bereich Database Platform as a Service (dbPaaS) und prognostiziert dafür einen weltweit Umsatz von fast zehn Milliarden Dollar im Jahr 2021. Vor allem die großen Cloud-Provider verbreiterten ihr Portfolio in diesem Bereich. Nag rät Unternehmen, sich auch mit den Datenbank-Diensten alternativer Anbieter zu beschäftigen, um eine zu große Abhängigkeit zu vermeiden.