Die digitale Revolution ist auch hierzulande bereits in vollem Gange. Allerdings hängt die Messlatte deutlich höher und auch die Entwicklung schreitet wesentlich schneller voran als bisher angenommen. Die Zeit, in der einzelne Projekte und Initiativen zur Digitalisierung ausreichten, ist vorbei. Für Unternehmen, die auch in Zukunft weiterhin wachsen wollen, die digitale Transformation längst zur strategischen Notwendigkeit geworden.
CIOs bietet sich in diesem Zusammenhang eine einzigartige Chance, ihre Verantwortungsbereiche deutlich zu erweitern und ihre Organisationen durch diese von Geschwindigkeit geprägte Phase der digitalen Transformation zu führen. CIOs, die sich dieser Herausforderung stellen, dürfen sich auf eine erfolgreiche Zukunft freuen. Allerdings bedarf es eines neuen Führungsansatzes, den IDC als "Leading in 3D" bezeichnet. CIOs sollten sich dabei auf folgende Aufgaben konzentrieren:
Innovate: Hier geht es darum, Innovationen zu fördern, indem die bereichsübergreifende Zusammenarbeit mit den Fachbereichen gestärkt wird.
Integrate: Die Integration neuer Technologien und Plattformen in die vorhandene IT-Landschaft steht hier im Fokus.
Incorporate: Neue Fähigkeiten und eine neue Kultur der Zusammenarbeit sollte in der IT-Abteilung etabliert werden, um diese für ihre Aufgaben im Rahmen der digitalen Transformation fit zu machen.
Zudem sieht IDC zudem drei erfolgskritische Faktoren, die es zu beachten gilt:
Die Dinge entwickeln sich schneller als gedacht. Geschwindigkeit wird in jeder Hinsicht zum Kernerfolgsfaktor jeglicher Anstrengungen und gehört daher auf die CIO Agenda der nächsten Jahre.
Der End-Kunde muss in den Mittelpunkt aller Aktivitäten gerückt werden, das gilt auch für traditionelle B2B-Unternehmen. Ohne den Endkunden die Mehrwerte, Produkte und Services des eigenen Unternehmens näher zu bringen, wird es kaum mehr möglich sein, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Geschäftliche Ökosysteme werden so wichtig wie das ureigene Intellectual Property.
CIOs, die sich also weiterhin nur auf die operativen Abläufe in ihren Organisationen fokussieren, werden über kurz oder lang an den Rand gedrängt werden - und ihre Unternehmen im schlimmsten Fall gleich mit.
Die CIO-Agenda 2017
Die folgenden globalenTrends sollten CIOs im kommenden Jahr im Auge behalten:
1. Digitale Transformation
Bis 2019 werden 75 Prozent der IT-Ausgaben für Technologien und Services der Dritten Plattform (Cloud, Mobile, Big Data und Analytics, Social) aufgewendet. Die Investitionen werden durch die weitere Evolution der Kerntechnologien der Dritten Plattform befeuert sowie von der schnellen Akzeptanz der Innovationsbeschleuniger wie etwa kognitive Systeme, künstliche Intelligenz (KI), Augumented Reality/Virtual Reality (AR/VR) und NextGen Security.
40 Prozent der IT-Projekte werden dabei neue digitale Services und Umsatzströme generieren, die vor allem auf der Nutzung von Daten basieren. Eine solide Daten- und Plattformstrategie ist damit unersetzlich.
2. Von Cloud-First zu Cloud-Only
Bis 2020 werden 67 Prozent der Aufwendungen für IT-Infrastruktur und Software in Cloud-basierende Angebote fließen. Die heutige "Cloud First"-Strategie ist dabei, sich hin zu einer "Cloud Only"-Strategie zu entwickeln. Hinter diesem Wandel steht, dass sich fast jedes Unternehmen durch innovative Services selbst zum Cloud-Service-Provider für den eigenen Markt entwickelt. Die Cloud-Fähigkeit ist damit nicht länger ein reines IT-Thema mehr, sondern ein wesentliches Element der Business Operations.
Eine ebenso wichtige Rolle dabei spielt die Veränderung der Cloud. Sie wird verteilter, vertrauenswürdiger, intelligenter, branchenorientierter, vermehrt durch den Channel vertrieben und unterstützt. Zudem wird die Marktkonzentration steigen. Bis 2020 werden die Top 5 der Iaas/ PaaS-Anbieter mindestens 75 Prozent Marktanteil auf sich vereinen.
3. Daten und Plattformen
Bis 2018 werden 45 Prozent der CIOs eine Plattformstrategie etablieren. Traditionelle Ansätze bei der Einführung von Technologie können mit der Geschwindigkeit nicht mehr Schritt halten, so dass CIOs den Plattform-Gedanken und Architekturen künftig in Betracht ziehen werden. Allerdings geht diese Entwicklung weit über rein technische Aspekte hinaus.
Alle Geschäftsprozesse und Services müssen auf den Prüfstand gestellt werden aber nicht unter dem Blickwinkel der "Rationalisierung" und der "Kostenreduktion" sondern vor allem in Bezug auf ihren monetären Wertbeitrag. Daher geht der Plattformansatz auch über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg und bildet die Basis für das eigene geschäftliche Ökosystem.
4. Cognitive Systems
Bis 2019 werden 40 Prozent aller Initiativen im Bereich digitale Transformation und alle IoT-Projekte durch kognitive Systeme und KI unterstützt. Die Datenflut, die durch IoT-Geräte und DX-Initiativen erzeugt wird, hat ohne KI-Technologien nur eingeschränkten Nutzen. Erst durch den Einsatz von KI können wichtige Erkenntnisse aus diesen Daten gewonnen werden.
Bis 2018 werden 75 Prozent der Entwickler-Teams kognitive Funktionen und KI in einer oder mehreren Anwendungen nutzen. Mit der zunehmenden Verbreitung dieser Technologien in der Entwicklung wird um die Gunst der Entwickler künftig noch stärker gekämpft werden.
5. Industry Collaborative Clouds
Bis 2018 wird sich die Zahl der Industry Collaborative Clouds (ICC) auf über 450 verdreifachen. ICCs sind Cloud-basierende Plattformen, bei denen verschiedene Unternehmen einer Branche in irgendeiner Form für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten, etwa für bessere Brancheneinblicke und/oder mehr Leistungsvermögen.
IDC erwartet, dass diese "Industrie-Treffpunkte" in den kommenden Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen werden. Die Zahl der ICCs mit Fokus auf Information und Daten wird sich von 50 im Jahr 2016 auf über 150 bis Ende 2018 verdreifachen.
6. NextGen Security - "Detect and Respond" statt "Prevent and Protect"
In 2017 werden 80 Prozent der CIOs ihre Strategien für Security, Compliance sowie gegen Geschäfts- und Katastrophenbedrohungen anpassen und damit das Global Risk Management ihrer Unternehmen unterstützen. Für Unternehmen wird es immer wichtiger, Angriffe frühzeitig zu erkennen und die Gründe der Attacken zu verstehen. Nur dann sind sie in der Lage, ihre Schutzmechanismen anzupassen.
Durch die digitale Transformation liegen der größte Nutzen, aber auch die größten Risiken in den Daten und Anwendungen, die immer häufiger aus geschäftlichen Ökosystemen von Partnern, Lieferanten und Kunden bestehen. Die relativ offenen Systeme erfordern permanentes Monitoring, kontinuierliche Analyse von Aktivitäten und - falls erforderlich- schnelle Reaktionen.
Die Aufsteiger 2017
Im Jahr 2017 wird vor allem die Akzeptanz von Augumented Reality/Virtual Reality (AR/VR) deutlich steigen. Die Unternehmen zeigen sich offen für neue Technologien und treiben die Einführung auch aktiv voran. Heute schon beobachten wir zum Beispiel Einsatzszenarien wie beispielsweise die Unterstützung eines Service-Technikers mittels Datenbrille und Augmented Reality oder "Hinweise zur Fertigung des nächsten Teils" auf einer Smart Watch eines Fließband-Mechanikers.
Im Rahmen des Marketings werden im Jahr 2017 bereits 30 Prozent der Consumer-fokussierten Global-2000-Unternehmen mit AR/VR experimentieren. Benutzerschnittstellen sind ein essentielles Mittel zu Kundenakquise und -bindung. Sie entwickeln sich deutlich schneller weiter als von Vielen erwartet.
- Oculus-Rift
Die spezielle VR-Brille in Kombination mit Sound über Kopfhörer schirmt den Betrachter der virtuellen Welt komplett von der realen Umgebung ab. Die virtuelle Welt lässt sich rundum im 360-Grad-Blickwinkel erkunden und der Anwender kann mit ihr interagieren. - HTC Vive
Gemeinsam mit dem Software-Unternehmen Valve entwickelte HTC die VR-Brille HTC Vive. Obwohl Valve ein Unternehmen für Spiele-Software ist, strebt HTC den Einsatz der Brille auch im geschäftlichen Bereich an, etwa im medizinischen Umfeld und in der Automobilbranche. - Oculus-Rift
Die VR-Brille Oculus Rift entwickelte die Firma Oculus VR. Sie gilt allgemein als der Pionier unter den Herstellern von VR-Brillen. Nachdem das erste Entwickler-Modell im Jahr 2013 vorgestellt wurde, ist die endgültige Version seit März dieses Jahr für den Endverbraucher verfügbar. Die Brille gibt es unter den Bezeichnungen Oculus Rift für den Anschluss an einen PC und Oculus Gear zur Verwendung mit einem Samsung-Smartphone. - Samsung Gear-VR
Diese Samsung VR-Brille entstand in Zusammenarbeit mit Oculus VR. Bis heute wurden mehrere Versionen vorgestellt. Sie ist ausschließlich für Smartphones der Modelle Samsung Galaxy Note 4, Galaxy S6, Galaxy S6 Edge (+) und Note 5 zu verwenden. Auch die Software der Brille stammt von der Firma Oculus VR. - Microsoft HoloLens
Die Brille von Microsoft wird für Augmented Reality im privaten und industriellen Einsatz entwickelt. Die bisher gezeigten Anwendungen sind spektakulär. - Google Cardboard
Eine der einfachsten VR-Brillen, aber eine geniale Idee, um preiswert und schnell in die VR-Welt einzutauchen. Für rund 20 Euro erhält man ein Stück Pappe, aus dem nach Faltanleitung eine VR-Brille entsteht, und ein optisches Linsensystem aus Plastik. Die Cardboardbrille ist ausschließlich für Smartphones als Display geeignet. Dazu wird das Smartphone in die Pappbrille eingeschoben und die gewünschte VR-App gestartet.
IDC geht davon aus, dass AR/VR bis 2021 in der Fläche angekommen ist. Dann werden über eine Milliarde Menschen weltweit regelmäßig auf Apps, Inhalte und Daten mittels AR/VR zugreifen. Diese neu entstehenden Use Cases können für Unternehmen einen Meilenstein in der Wettbewerbsdifferenzierung darstellen.
Die Absteiger
Speziell deutsche Unternehmen führen neue Technologien der Dritten Plattform vor allem mit dem Ziel der Effizienzsteigerung und Optimierung ein. Wenn auch diese Zielsetzungen ohne Frage wichtig sind, so dürfen sich Unternehmen damit nicht den Blick auf die Chancen verstellen, die ihnen die neuen Technologien bieten, nämlich die Möglichkeit, neue Produkte und Services, Geschäftsmodelle und Umsätze zu schaffen, um langfristig im Wettbewerb zu bestehen. In Zeiten der beschleunigten digitalen Transformation wird die reine Optimierung zum "Absteiger" und es gilt "Transform und Perform".
Die größten Aufsteiger in den kommenden Jahren
Die 4. Plattform wird langsam sichtbar am Horizont: Bis 2020 werden ein Drittel der Unternehmen im Bereich Gesundheitswesen, Life Science und Consumer-Produkte damit beginnen, die erste Welle von Produkten und Services zu entwickeln, die die Technologien der Dritten Plattform (Cloud, Cognitive / AI, IoT, 3D Printing) eng mit dem menschlichen Körper zu verbinden.
Die "Augumented Humanity"-Angebote werden bis Mitte der 2020er-Jahre Mainstream werden. Die kommenden vier Jahre werden nach unserer Einschätzung die Proto-Phase mit Machbarkeitsstudien und Prototyen.
Die wichtigsten Trends 2017
Bis 2019 werden 75 Prozent der IT-Ausgaben für Technologien und Services der Dritten Plattform aufgewendet und 40 Prozent der IT Projekte werden neue digitale Services und Umsatzströme generieren.
Cloud-Only: Bis 2020 werden 67 Prozent der IT-Aufwendungen Cloud-basiert sein.
Bis 2019 werden 40 Prozent aller Initiativen im Bereich digitale Transformation alle IoT-Projekte durch kognitive Systeme und KI unterstützt.
Bis 2018 werden 45 Prozent der CIOs sich auf "Digital" fokussieren und sich weg von Optimierung und BPM hin zu Geschwindigkeit, Scale, Predictibility bewegen
Bis 2018 werden 45 Prozent der CIOs Plattformen in den Mittelpunkt stellen.
Bis 2018 wird sich die Zahl der Industry Collaborative Clouds (ICC) auf über 450 verdreifachen.
Bis 2018 werden 65 Prozent der IT-Abteilungen neue Services einführen, die den Kunden und das geschäftliche Ökosystem adressieren.
In 2017 werden 80 Prozent der CIOs ihre Strategien für Security, Compliance sowie gegen Geschäfts- und Katastrophenbedrohungen anpassen - weg von "Detect und Respond" hin zu "Prevent und Protect". Bis 2019 werden 75 Prozent der CIOs einen neuen Führungsansatz verfolgen (Leading in 3D)
Bis 2019 werden 70 Prozent der CIOs in ihren Organisationen eine Startup-Kultur mit agilen Praktiken und Open Source verordnen.