Englisch ist die Sprache der Popmusik, der Diplomatie, des wissenschaftlichen Diskurs, des kulturellen Austauschs, der Politik und … Englisch ist ganz einfach die dominierende Verkehrssprache der Gegenwart. Weltweit sprechen schätzungsweise 1,5 Milliarden Menschen Englisch - und somit ist Englisch am Ende dann doch die meistgesprochene Sprache der Welt.
Daher kommt es wenig überraschend, dass internationale Geschäftsbeziehungen heute erst durch die englische Sprache möglich, arrangiert und gepflegt werden - ein gutes Business-Englisch wird deshalb zum Zwecke der gegenseitigen Verständigung ganz einfach vorausgesetzt.
Wäre da doch bloß nicht diese englische E-Mail-Kommunikation. Hier ist schon der ein oder andere gestolpert. Und nicht selten sind diese Strauchler auch durchaus nachvollziehbar. Denn nicht immer scheint das, was auf den ersten Blick logisch sein mag, am Ende der E-Mail auch tatsächlich sinnvoll. Das sind die häufigsten Fehler in der englischen E-Mail-Kommunikation.
False Friends - Immer diese falschen Freunde
Englisch verstehen ist das eine, Texte auf Englisch verfassen etwas ganz anderes. Das ist zunächst einmal eine ganz grundsätzlich Herausforderung. Jetzt kennt man (vermeintliche) englische Begriffe und verbaut diese voller Überzeugung in der Business-Korrespondenz. Leider existieren diese aber im Englischen überhaupt nicht oder haben zumindest eine vollkommen andere Bedeutung - "False Friends" werden solche Fauxpas genannt. Davon gibt es jede Menge. Falsche Freunde sind beispielsweise actual anstatt topical, current oder recent (aktuell), persons anstelle von people (Plural von person), all day für every day (den ganzen Tag) oder auch rests anstatt leftlovers beziehungsweise remains.
Pseudoanglizismen - Im besten Falle wird geschmunzelt
Ähnlich verführerisch wie die falschen Freunde sind Pseudo- beziehungsweise Scheinanglizismen. Auch da lauern etliche Fettnäpfchen in Sachen Übersetzung und Contentproduktion. Hier werden fälschlicherweise lexikalische Elemente des Englischen benutzt und ein Neologismus kreiert, der für Muttersprachler allerdings völlig sinnfrei erscheint und gänzlich unbekannt ist.
- 1. Beziehen Sie Ihr Publikum ein
Das Publikum muss sich mit Ihren Worten identifizieren können. Geben Sie Ihren Zuhörern ein Problem zum Nachdenken: "Suppose your marketing budget was cut by 99 per cent tomorrow. How would you go about promoting your product?" Oder erzählen Sie Ihrem Publikum eine persönliche Geschichte oder eine Anekdote. Nutzen Sie "enrolling questions": "How many of you want a lot more money in their lives? And how many of you want a lot more freedom in their lives? How many of you want both?" Wichtig hier ist: Sie wollen wirklich von Ihrem Publikum Handzeichen sehen. Deshalb: Wenn Sie die erste Frage stellen, heben Sie den rechten Arm weit nach oben. Bei der zweiten Frage heben Sie den linken Arm ganz nach oben. Halten Sie Blickkontakt zu Ihrem Publikum. - 2. Nutzen Sie Weichmacher
Im Englischen werden viele sogenannte Softeners (Weichmacher) benutzt – Redewendungen, die das Gesagte diplomatischer klingen lassen, Worte wie like‚ quite, a little, fairly, all in all, probably, a bit, more or less. "I sometimes think we are just a little too price-concious." Oder: "It's not quite what we wanted, but it's a little better than their last offer". Sprechen Sie diese Sätze für sich mit und ohne den Softener. Wie fühlt es sich an, wenn Sie die Softener mit einbauen? Üben Sie, Weichmacher in Ihren Sätzen zu benutzen. - 3. Seien Sie meinungsfroh
Gerade in der Zweitsprache ist es oft schwierig, den Mut zu finden, die eigene Meinung selbstbewusst zu vertreten. Lernen Sie Redewendungen, die Ihnen helfen, Ihre Meinung in Meetings und Präsentationen höflich und bestimmt einzuleiten. Auch hier gelten wieder die Regeln der Softeners: I can imagine that..., In my experience ... (niemand kann etwas gegen Ihre Erfahrung sagen), I can honestly say that ... - 4. Keine Angst vor Fragen
Machen Sie sich klar, dass Fragen nichts Schlimmes sind. Gerade wenn Sie in der Zweitsprache präsentieren, ist die Angst vor Fragen noch größer als in der Muttersprache. Zunächst einmal gilt: Bedanken Sie sich für jede Frage. "Thank you for posing that question" oder einfach nur "Thank you, great question". Leiten Sie auch Ihre Antwort kurz ein. I think I answered that earlier.. oder Well, as I said ... (Sie haben den Sachverhalt schon vorher erwähnt). I'm afraid I don't have that information with me. Can I get back to you on that? Oder I don't know that off the top of my head. Can I get back to you on that? (Sie haben die Antwort nicht an der Hand.) Irrelevante Fragen können mit "Good question and I am glad you asked that but I think that raises a different issue" beantwortet werden. Oder geben Sie die Frage an den Sprecher und das Publikum zurück: "Interesting (question). What do you think?" Oder: "Interesting (question). Does anybody have an answer for that?" - 5. Nobody is perfect
Verabschieden Sie sich von Ihrem deutschen Perfektionsdenken. Es ist wichtiger, dass Sie als authentisch und menschlich wahrgenommen werden, als dass Sie mit perfekter Grammatik einen langweiligen Vortrag halten. Nordamerikaner wollen unterhalten werden. Wenn Sie merken, Sie werden nicht verstanden, sprechen Sie es an: "I have a feeling I am not being clear? Is that true?" Wenn Sie merken, Sie haben etwas ungünstig ausgedrückt, sagen Sie einfach: "I think I was not clear. Let me rephrase that..." Im Englischen wird dies als 'as-ising' (telling it as it is) bezeichnet. - 6. Achten Sie auf korrekte Anhänge
Fragen werden im Englischen nicht einfach nur mit Yes oder No beantwortet, es gibt immer einen Anhang. "Do you like your hotel?" – "Yes, I do. (Thanks for asking)" Oder :"Yes, very much (Thanks for asking)." "Could you say that again?" – "Yes, of course!" "Do you agree with me?" – "No, I am sorry, I (really) don't." - 7. Publikumskontakt
Lieben Sie Ihr Publikum! Anders als die Deutschen haben Nordamerikaner keine Angst vor dem Erfolg des anderen. Ihr Publikum möchte, dass Sie erfolgreich sind. Halten Sie auch während Ihrer Rede immer Blickkontakt. Sprechen Sie Ihr Publikum direkt an. Ihre Zuhörer wollen gesehen werden. Sie wollen sich von Ihnen angesprochen fühlen und nicht als lästiges Übel wahrgenommen werden.
Wenn nächstes Jahr die Fußball-Europameisterschaft die Nation zum gemeinsamen Public Viewing einlädt, könnte der ein oder andere nicht-deutsche Geschäftskunde eventuell verwirrt ob des Events sein. Was in Deutschland als Massenveranstaltung bekannt ist und sich auch niemand pikiert zeigt, ist im Englischen die Leichenschau. Ebenso kennt der Native Speaker weder Mobbing (Bullying) noch - und das kann dann im Business-Alltag schon mal für Schulterzucken sorgen - den Beamer (Projector). Als Beamer wird der bajuwarische Automobilkonzern BMW bezeichnet. Und Vorsicht, wenn es um Vorgesetzte geht. Der deutsche Chef ist im Englischen ein (Chef-)Koch und der Chief nichts anderes als das Stammesoberhaupt (Häuptling). Ein Vorgesetzter heißt Manager oder einfach Boss.
"Lost in Translation" - Weniger ist mehr
Um unnötige Fehler zu vermeiden, sollten die einzelnen Sätze sowie der gesamte Inhalt ganz allgemein nicht unnötig in die Länge gezogen werden. Zudem kann man auf übertriebenes Imponiergehabe aus den falschen Gründen, zum Beispiel der Versuch die E-Mail besonders intellektuell zu gestalten, getrost verzichten. Grundsätzlich gilt: Die Rhetorik in der englischen E-Mail-Konversation muss beileibe nicht der Qualität eines Parlamentsabgeordneten entsprechen. Das braucht es nicht. Die Balance aus Diplomatie, Klarheit und Geradlinigkeit bestimmt den (guten) Ton der Konversation. Ein Pauschal- oder Patentrezept ist zwar nur schwer zu definieren, wer sich jedoch an die KISS-Formel - keep it short and simple - hält, macht schon mal viel richtig. Wo Sätze kurz und einfach gehalten sind, ist auch wenig Spielraum für Fehler.
"I'm foxdevilswild" - Bloß keine deutschen Sprichwörter und Redewendungen übersetzen
Zugegeben: Es ist nicht immer so einfach, den Sinn und die Bedeutung deutscher Redewendungen auf Englisch zu kommunizieren. Und doch werden eben diese häufig zum Opfer von 1:1-Übersetzungen. Im besten Falle wird geschmunzelt und sich darüber amüsiert, im Worst Case aber an der Kompetenz gezweifelt, da der Empfänger nur Bahnhof versteht - was im Übrigen mit "it's all Greek to me" und nicht mit "I understand just train station" übersetzt wird.
- Start well
Stellen Sie sich mit Vor- und Nachnamen vor und sagen Sie, worum es geht. "This is Thomas Müller from Munich, I'm calling about our appointment next week." Warten Sie ab, wie Ihr Gesprächspartner reagiert - im Zweifelsfall wird er den ersten Schritt machen, auf die Vornamen umzusteigen. - Give yourself time
Wenn ein Anruf überraschend kommt, sorgen Sie dafür, dass Sie sich kurz vorbereiten können: "Sorry, could I call you back in 15 minutes? I'm in a meeting at the moment." Dagegen kann niemand etwas sagen. - Say it again in your own words
Um sicher zu gehen, dass Sie über das Gleiche reden, fassen Sie das Gesagte kurz zusammen: "So what you're saying is ...", "If I understood you correctly, you're saying that ..." - Don't end too abruptly
Stellen Sie sich das Ende Ihres Telefonats wie die Landung eines Flugzeuges vor, die in mehreren Stufen vonstatten geht: "Thank you very much… that was very helpful ... it was nice talking to you ... I look forward to seeing you next week ... bye".
Viele Fehler passieren auch deshalb, weil die Texte zuerst auf Deutsch vorgeschrieben und anschließend Wort für Wort übersetzt werden. Die Orientierung am deutschen "Original" ist aber nicht sonderlich hilfreich. Das erlernen und die Nutzung von gängigen Phrasen dagegen kann die Kommunikation erheblich erleichtern und sogar fördern.
Weitere Dos & Don'ts - So klappt's auch mit den Nachbarn
Die Ansprache sowie das inhaltliche Korsett (Anrede, Aufbau, Grußformel, Anhänge) sind wichtige Faktoren in der englischen E-Mail-Kommunikation. Oft ist die Tonalität in englischen E-Mails eine andere als in deutschen. So ist in den USA der lockere Tonfall nichts ungewöhnlich, da begrüßt man sich auch schon mal mit einem fröhlichen "Hi". In England geht es dagegen etwas persönlicher zu. Die korrekte Anrede ist natürlich auch in englischen E-Mails von der Situation und der Art des Verhältnisses zum Empfänger abhängig. Je nachdem ist sie mal formell, mal informell.
Englische Muttersprachler gehen tendenziell auch schneller zum Vornamen über, was in Deutschland generell eher unüblich ist. Die typischen Abkürzen sollten ebenso bekannt sein. Eventuell sollte man auch darauf achten, nicht die verschiedenen Englisch-Varianten (BE, AE etc.) zu vermischen. Überhaupt sollte man sich mit seinen Gesprächspartnern vertraut machen. Denn neben der rein sprachlichen Qualifikation und Kompetenz spielen auch kulturelle Eigenheiten, nationale Standards sowie die ganz eigenen Idiome einer Sprache eine entscheidende Rolle in der englischen E-Mail-Kommunikation.