Unter den Massen von KI-Tools und -Anwendungen, die aktuell als Mobile-, Desktop- oder Web-App zur Wahl stehen, gibt es nicht wenige, die sich in erster Linie dadurch auszeichnen, dass sie:
Output von fragwürdiger Genauigkeit liefern,
dubiose Texte erzeugen oder
Bilder generieren, die zum Klick auf den X-Button verleiten.
KI-Tools dieser Art sind vor allem darauf ausgerichtet, vom anhaltenden Generative-AI (GenAI)-Hype zu profitieren - und trüben leider auch den Blick für die echten Anwendungsperlen im Bereich generative KI. Wie etwa die folgenden sieben GenAI-Apps, die Ihre Produktivität im Arbeitsalltag drastisch steigern und damit erhebliche Zeitgewinne realisieren können. Probieren Sie's aus.
Die hier vorgestellten Tools im Überblick:
1. ChatPDF
Sie kennen solche Situationen: Jemand schickt Ihnen einen schlanken 300-Seiter im .pdf-Format und bereits nach Seite Zwei stellt sich heraus, dass sich dieser in etwa so faszinierend liest wie eine Steuererklärung. In Zukunft dürfen Sie sich bei solchen und ähnlichen Gelegenheiten auf ChatPDF verlassen und dabei richtig Zeit einsparen.
Dieses rein webbasierte Tool - nicht zu verwechseln mit gleichnamigen Mobile Apps - tut exakt das, was es verspricht: Sie befähigen, mit .pdf-Dateien zu chatten. Darüber hinaus können Sie über das Webportal auch Office-Dokumente im .doc- oder .docx-Format hochladen, um anschließend dank KI-Unterstützung möglichst schnell und einfach Informationen über den Inhalt zu erfragen. Dabei kann es sich konkret um einfache Zusammenfassungen oder spezifische, inhaltsbezogene Fragen handeln. Sie können bei Bedarf sogar mehrere Dokumente einspeisen und diese gemeinschaftlich abfragen. Die Verantwortlichen von ChatPDF versprechen dabei, sämtliche Daten sicher zu speichern, auf Anfrage zu löschen und keinesfalls an Dritte weiterzugeben. Dennoch sollten sensible unternehmensbezogene Dokumente eher nicht diesen Weg nehmen.
ChatPDF verarbeitet davon abgesehen Dokumente in (fast) jeder Sprache - und unterstützt diese auch mit Blick auf die KI-Chat-Funktion. Zwei Dokumente dürfen Sie täglich kostenlos über den Service hochladen und abfragen - wobei die Dateien maximal 120 Seiten lang oder 10 MB groß sein dürfen. Die GenAI-Webanwendung dürfte also in ihrer kostenlosen Variante bereits für die meisten Gelegenheits-User ausreichend sein. Sollten Sie Bedarf haben, der darüber hinausgeht, steht Ihnen die Bezahlversion ChatPDF Plus ab rund 20 Euro pro Monat (oder 140 Euro pro Jahr) zur Verfügung.
2. Beautiful.ai
Präsentationen (richtig) zu erstellen, kann zum Pain geraten. Es sei denn, Sie lassen Generative AI den wesentlichen Teil des Gestaltungsprozesses übernehmen. Das funktioniert mit der KI-basierten Präsentationssoftware Beautiful.ai. Das (möglicherweise) größte Defizit dieses ebenfalls webbasierten KI-Tools ist, dass es zwar auch deutschsprachige Prompts verarbeitet, zur Zeit aber nur englischsprachige Präsentationen erstellt. Das tut es dafür aber richtig gut, wie bereits die Mini-Demo auf der offiziellen Webseite zeigt. Die KI-App unterstützt Sie nicht nur beim Design der einzelnen Folien, sondern auch bei der Formatierung von Inhalten und dabei, Brand Guidelines einzuhalten - sowie bei allen anderen Aspekten, die wichtig sind, damit Ihre Präsentation einen möglichst professionellen Eindruck hinterlässt.
Die generativen KI-Funktionen des Web-Services umfassen auch eine Funktion, um Inhalte zu generieren. Sie können die KI beispielsweise damit beauftragen, eine ganz bestimmte Art von Präsentation zu einem bestimmten Thema zu erstellen. Dazu zieht die Anwendung öffentlich verfügbare Daten heran. Das Ergebnis bedarf zwar sehr wahrscheinlich einer gründlichen Überprüfung, Überarbeitung und Re-Formulierungskur. Dennoch kann es Ihnen eine nützliche erste Grundlage liefern, auf der sich aufbauen und damit potenziell eine Menge Zeit sparen lässt. Beautiful.ai lässt sich mit PowerPoint, Slack, Webex und Dropbox integrieren.
Leider gibt's den KI-Präsentations-Zauber nicht umsonst. Ein Abonnement für Beautiful.ai kostet für Einzelpersonen 12 Dollar pro Monat. Im Team mit der GenAI-App zu arbeiten, schlägt mit mindestens 40 Dollar pro Nutzer und Monat zu Buche. Einen individuellen Enterprise-Preisplan gibt's auf Anfrage.
3. Dola
Allen technologiegetriebenen Productivity-Fortschritten zum Trotz bleibt ein Task lästig: mit einem Kalender zu interagieren. Dieser Aufgabe verschreibt sich der KI-Kalenderassistent Dola. Dabei handelt es sich um eine Chatbot-Lösung, die sich in die Messaging-Plattformen WhatsApp, Telegram, Line sowie iMessage einbinden lässt und sich anschließend zum Beispiel mit den Kalender-Apps von Google und Apple verbindet. Da dieses KI-Tool das Netzwerkprotokoll CalDAV nutzt, um auf die Kalenderdaten zuzugreifen, müssen Sie im Fall von Outlook leider den Umweg über ein Drittanbieter-Plugin nehmen.
Ist die Integration erledigt, steht Dola über integrierte Schaltflächen in den Messaging-Apps zur Verfügung, um Termine zu erstellen, zu verschieben - oder direkt Fragen zu freien Terminslots zu stellen. Darüber hinaus kann Dola auch genutzt werden, um Termine mit Infos anzureichern - beispielsweise Vorschläge für beliebte Restaurants in einer bestimmten Gegend oder auch Ideen für den neuen Firmenslogan, der beim Meeting gefunden werden soll.
Das Beste an Dola: Der Service ist in so gut wie allen Sprachen verfügbar und - zumindest bis auf Weiteres - komplett kostenlos nutzbar. Wohl aber nicht für immer, denn laut den Verantwortlichen steht für die Zukunft eine Premium-Version der GenAI-App auf dem Plan.
4. Fathom
Dass virtuelle Meetings richtig schlimm werden können, wissen wir wohl alle. Und auch wenn selbst Generative AI Sie (noch) nicht davor bewahren kann, an digitalen Foltersessions teilzunehmen: Es gibt eine KI-App, die das erträglicher macht - Fathom.
Bei dieser Anwendung handelt es sich um einen KI-Assistenten für Videokonferenzen in Form klassischer Software für Windows- oder Mac-Systeme, die wahlweise mit Zoom, Microsoft Teams oder Google Meet integriert wird. Nach der Installation läuft Fathom unauffällig im Hintergrund und transkribiert (über eine Kalender-Integration) entweder automatisch oder auf Knopfdruck sämtliche Videoanrufe. Notizen machen gehört damit in beiden Fällen der Vergangenheit an. Die Zusammenfassungen oder Informationen stehen direkt zur Verfügung und lassen sich gezielt durchsuchen, weiterverarbeiten oder auch in anderen Produktivitäts- und Collaboration-Tools wie Slack nutzen.
Sämtliche Daten werden dabei laut Fathom während der Übertragung und im Ruhezustand verschlüsselt. Außerdem versprechen die Verantwortlichen ausdrücklich, keine KI-Modelle auf Kundendaten zu trainieren. Sämtliche Details zu Security- und Compliance-Themen sind - vorbildlicherweise - über ein dediziertes Trust Center abrufbar.
Die KI-Software unterstützt diverse verschiedene Sprachen, darunter Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch. Noch dazu ist Fathom komplett kostenlos nutzbar - ohne Einschränkungen hinsichtlich der Anzahl oder Länge der aufgezeichneten Videokonferenzen. Erst fortschrittlichere KI-Funktionen lässt sich das Team hinter der GenAI-Anwendung bezahlen.
Die Fathom Team Edition bietet weitergehende, fortschrittliche KI-Funktionen - beispielsweise automatisierte Keyword Alerts, Highlight-Zusammenstellungen oder Team-Management-Funktionen. Die kostenpflichtige Variante ermöglicht darüber hinaus die Integration in Enterprise-Systeme wie HubSpot, Salesforce oder Zapier. Die Preise beginnen bei 19 Dollar pro Monat und User. Eine 14-tägige Testversion steht kostenlos zur Verfügung.
5. Whisper Web
Falls Sie bereits Audiodateien besitzen, die beispielsweise im Rahmen von Meetings oder Telefongesprächen entstanden sind und jetzt in Text umgewandelt werden sollen, ist Whisper Web die richtige Adresse - zumindest, wenn es sich um englischsprachige Audioaufnahmen handelt.
Diese quelloffene Webanwendung basiert auf der Entwicklungsarbeit von OpenAI und bietet Echzeit-Transkriptionen direkt im Browser. Das Large Language Model, das dazu zum Einsatz kommt, wird über die App heruntergeladen und lokal ausgeführt - die Daten, die Sie der KI übermitteln, verlassen also das Device nicht.
Whisper Web kann Audioinhalte entweder direkt über Ihr Mikrofon erfassen oder aus entsprechenden Audiodateien extrahieren. Laut den Entwicklern ist die KI-App auf mehrsprachige Daten trainiert und unterstützt auch die Transkription anderer Sprachen (zu Englisch). Der Test mit einem deutschsprachigen Audio-File brachte allerdings nicht mehr als undefiniertes Kauderwelsch hervor. Dafür ist das Tool Open Source und komplett kostenlos nutzbar - Sie benötigen dazu auch kein dediziertes Konto.
6. Summarize.tech
Wenn Youtube-Videos ab und an auf Ihrer To-Do-Liste stehen, Sie aber selten Zeit und noch seltener die nötige Geduld haben, sich komplette Keynotes, TED-Vorträge oder Präsentationen zu Gemüte zu führen, gibt es auch dafür die richtige KI-App. Nämlich die Webanwendung Summarize.tech. Auch bei diesem Tool gilt: Sie sollten des Englischen mächtig sein. Zwar versteht die Webanwendung relativ gut Deutsch - Output generiert sie allerdings nur auf Englisch.
Insofern das kein Hindernis darstellt, dürfen Sie die GenAI-Anwendung mit nahezu jedem beliebigen Youtube-Video füttern. Nahezu deshalb, weil die Videos zwingend mit Untertiteln ausgestattet sein müssen, anderenfalls streikt die KI. Sind die Voraussetzungen erfüllt, liefert Summarize.tech in Sekunden eine größtenteils akkurate Abschrift des Videos.
Dieser Dienst finanziert sich über Amazon-Affiliate-Links und ist insofern kostenlos nutzbar - allerdings nicht unbegrenzt. Potenzielle Kunden mit Power-User-Ambitionen können ab 10 Dollar pro Monat bis zu 200 Videos transkribieren.
7. AudioPen
Wenn Sie nicht ohne Ihr Notizbuch (oder eine entsprechende App) auskommen, könnte das KI-Tool AudioPen sich zu Ihrer neuen Lieblings-App mausern. Die Software erfasst auf Knopfdruck Sprachnotizen jeglicher Art und Sprache und erstellt daraus im Handumdrehen eine schriftliche Zusammenfassung. Und zwar in "schön": Füllwörter oder Wiederholungen werden automatisiert eliminiert.
Jede Aufnahme wandert direkt in das digitale Notizbuch und lässt sich anschließend durchsuchen, teilen oder auch in eine andere Sprache übersetzen. Auch bei AudioPen handelt es sich um eine vollständig webbasierte Applikation, die sich übrigens optional auch in Form einer Progressive Web App installieren lässt.
Das KI-Tool für Sprachnotizen ist kostenlos nutzbar, solange Sie sich auf Aufnahmen mit bis zu drei Minuten Länge und maximal zehn Notizen beschränken können. Für Ansprüche, die darüber hinausgehen, steht ein optionaler Premium-Preisplan zur Verfügung, der mindestens 99 Dollar pro Jahr kostet - dafür aber uneingeschränkt nutzbar ist und eine Reihe zusätzlicher Funktionen bietet.
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.