Die besten JavaScript-Frameworks im Vergleich

04.04.2024
Von 
Matthew Tyson ist Java-Entwickler und schreibt unter anderem für unsere US-Schwesterpublikation Infoworld.com.
JavaScript-(Frontend-)Frameworks gibt es zuhauf. Wir haben die zehn wichtigsten reaktiven Rahmenwerke miteinander verglichen.
Ein (passendes) JavaScript-Framework auszuwählen, ist ein bisschen wie Schuhe kaufen: Mit Blick auf das Gesamtangebot gibt es alles, was sich Softwareentwickler wünschen - nur nicht kombiniert in einem Modell.
Ein (passendes) JavaScript-Framework auszuwählen, ist ein bisschen wie Schuhe kaufen: Mit Blick auf das Gesamtangebot gibt es alles, was sich Softwareentwickler wünschen - nur nicht kombiniert in einem Modell.
Foto: RossHelen | shutterstock.com

Den (richtigen) Technologie-Stack auszuwählen, ist eine der diffizilsten Herausforderungen in Sachen Softwareentwicklung: Ohne Framework kein Development - allerdings zeigen sich die wahren Stärken und Schwächen eines Rahmenwerks erst in der Praxis. Für Developer eine Zwickmühle, aus der auch Prototyping nur bedingt befreien kann. Schließlich besteht die allgemeine Tendenz dazu, Technologien zu vertrauen, die sich in der Vergangenheit bewährt haben. So können allerdings auch innovative Entwicklungen durch die Lappen gehen. Das ist speziell mit Blick auf den Bereich der JavaScript-Frameworks wahrscheinlich, da deren Entwicklung besonders rasant voranschreitet. Dass qualitativ hochwertige Rahmenwerke im Überfluß zur Verfügung stehen, macht die Sache nicht besser.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die führenden JavaScript-(Frontend-)Frameworks und vergleichen diese auf Feature-Ebene miteinander. Folgende Frameworks werden dabei behandelt:

  • React

  • Vue

  • Angular

  • Preact

  • Lit

  • Svelte

  • AlpineJS

  • SolidJS

  • HTMX

  • Qwik

Es gibt diverse Möglichkeiten, sich der Entscheidung über ein JavaScript-Frontend-Framework anzunähern. Ein Faktor, den Sie dabei fokussieren sollten, ist Vertrautheit: Wenn Sie und Ihr Team mit einer bestimmten Technologie wirklich vertraut sind, sollten gute Gründe vorliegen, um davon abzuweichen. Diesbezüglich könnten folgende Fragen relevant sein:

  • Entspricht die Technologie nicht mehr den Anforderungen des Projekts?

  • Besteht die Gefahr, dass das von Ihnen verwendete Framework eingestellt wird?

  • Sind interessante Funktionalitäten nicht existent?

Wenn Sie alle Fragen mit 'nein' beantworten können, sollten Sie sich lieber zweimal überlegen, auf ein neues Framework umzusteigen. Dennoch ist es allgemein von Vorteil, neuen Frameworks offen gegenüberzustehen, die projektspezifische Benefits in den Bereichen Developer Experience, Performance oder Community Support realisieren können. Dazu kommt, dass JavaScript und speziell Frontend-Frameworks miteinander interagieren und sich gegenseitig stark beeinflussen. Sich mit einem Rahmenwerk zu befassen, kann deswegen oft zu synergetischen Insights führen. Anders ausgedrückt: Ein Frontend-Framework-Deepdive kann niemals schaden.

Die 10 wichtigsten JavaScript-Frameworks

Um einen Überblick über die führenden reaktiven Frameworks zu bekommen, werfen wir einen Blick auf die populärsten Abkömmlinge. Diese haben wir auf Grundlage ihrer jeweiligen Download-Zahlen auf dem Open Source Repository NPM ermittelt. Ein Klick auf den Link führt Sie zur jeweiligen NPM-Download-Seite inklusive der aktuellen Statistiken.

  1. React

  2. Vue / Vue 3

  3. Angular (CLI)

  4. Preact

  5. Lit

  6. Svelte

  7. AlpineJS

  8. SolidJS

  9. HTMX

  10. Qwik

Obwohl Popularität kein besonders guter Indikator für Qualität ist, sagt sie doch viel darüber aus, wie es um die Verfügbarkeit von Developern steht, die mit dem Framework arbeiten können. Das könnte speziell für größere Teams und Projekte einen entscheidenden Faktor darstellen.

Zu beachten ist mit Blick auf die Top Ten, dass es sich bei allen "Kandidaten" um reine Frontend-Frameworks handelt. Einige dieser Projekte beinhalten auch ein Fullstack-Framework - etwa Next oder SvelteKit, was Backend-Funktionalitäten wie Server-seitiges Rendering ermöglicht. Das ist für einige Teams und Projekte unter Umständen ein weiterer bedeutender Auswahlfaktor in Sachen JavaScript-Framework. Im Folgenden ein detaillierter Blick auf die führenden reaktiven Frameworks. Ein Klick auf die Verlinkung im Titel führt Sie direkt zum jeweiligen GitHub Repository beziehungsweise der Projekt-Webseite.

React

Das Flaggschiff der reaktiven Frameworks ist im Jahr 2013 bei Facebook respektive Meta entstanden und wird bis heute vom Social-Media-Konzern verwaltet. Wie auch die Download-Zahlen von React zeigen, ist das Framework mit großem Abstand das populärste der hier vorgestellten - und quasi die Standardwahl unter den Frontend-Rahmenwerken. Trotz seines Alters wurde React kontinuierlich von Meta auf dem aktuellen Stand gehalten. Dabei könnte auch eine Rolle spielen, dass Facebook immer noch auf dem Framework aufbaut.

Das größte Argument gegen React: sein gewaltiger Umfang. Das kann den Einsatz beschwerlich gestalten, insbesondere wenn Sie an einem Projekt arbeiten, für das die meisten React-Features erst gar nicht nötig sind. Einige der nachfolgenden JavaScript-Frameworks sind nicht nur leichtgewichtiger, sondern bieten auch andere Ansätze.

Vue

Auch bei Vue handelt es sich um ein ausgereiftes Framework, das in Sachen Support gut aufgestellt ist. Im Vergleich zu React ist Vue deutlich leichtgewichtiger und schneidet auch bei Performance-Tests besser ab.

Vue steht in erster Linie im Ruf, eine moderate Lernkurve aufzuwerfen. Darüber hinaus kann das Framework mit einer ausgezeichneten Dokumentation und einer offenherzigen Community punkten. Einige Entwickler bevorzugen Vue auch wegen seines ausgeprägten Fokus auf die Developer Experience. Wenn Sie und Ihr Team gerne mit Vue arbeiten, kann das Framework langfristig dazu beitragen, die Benutzerfreundlichkeit und Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen.

Von den "Big Three" unter den JavaScript-Frontend-Frameworks (React, Angular und Vue) ist Vue das basisorientierteste, was seinen Reiz haben kann.

Angular

Von allen hier gelisteten Frameworks bietet Angular die wohl ausgeprägteste All-in-One-Entwicklungserfahrung. Das Framework ist als durchgängige Lösung konzipiert, die verspricht, alles nötige in einem konsistenten Paket zu liefern. In der Vergangenheit galt Angular vor allem als komplex - sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Zudem war ein Hauch von Overengineering bei Angular zu verspüren - eine Entwicklung die in erster Linie dem Design geschuldet war.

Das hat sich inzwischen allerdings grundlegend geändert: Die Entwickler hinter dem Projekt haben das Framework (mit Version 17) in diversen Aspekten simplifiziert und die Entwicklererfahrung optimiert - zudem steht nun auch eine effektive Rendering-Engine für Server-seitige Tasks zur Verfügung. Darüber hinaus wurden auch die Dokumentation und die offizielle Webseite modernisiert.

Ein wesentlicher Unterschied zu React und Vue: Angular ist eher "rechthaberisch" - für die meisten Dinge gibt es klar definierte Vorgaben. Das kann es erschweren, mit Angular Applikationen anzupassen oder unkonventionelle Wege zu gehen. Ob das von Vor- oder von Nachteil ist, hängt im Wesentlichen von Ihrem persönlichen Programmierstil ab.

Preact

Die Nomenklatur deutet es bereits an: Bei Preact handelt es sich um ein von React inspiriertes Framework - quasi eine abgespeckte Version desselbigen mit ähnlichen aber kleineren APIs. Einer der wesentlichen Unterschiede besteht dabei darin, dass Preact kein eigenes Eventing-System implementiert. Stattdessen nutzt es die in den Browser integrierten Event Listener.

Im Vergleich mit React entwickeln Sie mit Preact schneller und schlanker - dafür müssen Sie auf einige Funktionalitäten des "Originals" verzichten. Sie können Preact allerdings mit einem zusätzlichen Layer ausstatten und so nahezu vollständige React-Kompatibilität erreichen. Diverse Komponenten aus dem React-Ökosystem funktionieren dann auch mit Preact.

Wenn Sie auf kleinere APIs Wert legen, sich dabei aber weitgehend im React-Ökosystem bewegen möchten, ist dieses reaktive Framework möglicherweise eine gute Wahl.

Lit

Das Alleinstellungsmerkmal von Lit: Es nutzt den Web-Components-Standard als Grundlage. Das hat zur Folge, dass die API und das Bundle selbst sehr klein sind. Der Fokus liegt darauf, die integrierten Web Components zu unterstützen. Darüber hinaus fußt Lit auf einer minimalistischen Entwicklungsphilosophie, die Ihnen maximale Flexibilität ermöglicht: Es gibt nur wenige festgeschriebene Wege, um Dinge mit Lit zu erledigen.

Das Framework weist - gemessen an seiner Größe und Popularität - ein sehr umfangreiches Ökosystem auf.

Svelte

Dieses reaktive Framework zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass es einen Compiler zum Einsatz bringt. Der transformiert die Svelte-Syntax in ein kleines und performantes JavaScript-Bundle. Das ermöglicht dem Framework, einige Optimierungen bereits im Vorfeld vorzunehmen - und mit interessanten Syntax-Elementen zu experimentieren.

Mit Blick auf die "Big Three" ist Svelte am ehesten mit Vue vergleichbar, weil es sich gut für unabhängige Experimente eignet. Die Dokumentation von Vue ist gut ausgestaltet und das Framework erfreut sich in der Open-Source-Community wachsender Beliebtheit.

AlpineJS

Von allen hier vorgestellten Frameworks ist AlpineJS das utilitaristischste. Es bietet eine kompakte Reactive-Bibliothek - das war's. Trotz seines überschaubaren Footprints steckt in diesem reaktiven Framework jedoch eine ganze Menge Power.

Wie HTMX (dazu später) will auch AlpineJS Komplexität beseitigen, dabei jedoch die Grundlagen moderner Frontend-Funktionalität gewährleisten. Um diese Funktionalität "auf die Straße zu bringen", nutzt das JavaScript-Framework spezielle HTML-Eigenschaften.

SolidJS

Im Vergleich zu den anderen hier gelisteten JavaScript-Frontend-Frameworks ist Solid ein Vertreter der jüngeren Generation. Nichtsdestotrotz konnte SolidJS bereits (im positiven Sinn) für Furore sorgen und erfreut sich einer wachsenden Nutzerbasis.

Das Framework fußt auf Signals (Reactive Primitives), die ihm eine flexible Grundlage verschaffen. Um die Funktionalität zu erweitern, können sowohl das Framework selbst als auch der Anwender-Code auf dieselben Features zugreifen. In Sachen Performance-Tests schneidet SolidJS gut ab.

HTMX

Einen völlig anderen Ansatz, um Web-Frontends zu entwickeln, wirft HTMX auf: Es versucht, so viel Komplexität wie möglich zu eliminieren, REST wie beabsichtigt einzusetzen und "reines" HTML (mit einigen grundlegenden Verbesserungen) zu nutzen, um modernen Anforderungen wie AJAX- und DOM-Interaktionen gerecht zu werden.

HTMX kann eine lohnende Option sein, wenn Sie auf Dinge wie Server-seitiges Rendering verzichten können. Einer der größten Pluspunkte des Frameworks: Es ist relativ einfach zu erlernen. Wir können nur empfehlen, sich zumindest mit diesem Projekt zu beschäftigen - und sei es nur wegen der zugrundeliegenden Idee.

Qwik

Unter der Haube ist Qwik eine exotische Implementierung, die die Performance in den Mittelpunkt rückt. Das Framework zerlegt Applikationen in unterscheidbare Elemente und orientiert sich dabei an "Grenzen" wie Eventing oder Komponenten - entlang derer aggressives Lazy Loading zum Einsatz kommt. Das Ergebnis: schnelleres Rendering.

Reactive Frameworks im (Feature-)Vergleich

Nachdem Sie die zehn wichtigsten Reactive-Framework-Optionen kennengelernt haben, geht es nun darum, die wichtigsten Funktionen und Merkmale miteinander zu vergleichen. Zunächst haben wir die reaktiven Rahmenwerke noch einmal in einer Übersicht zusammengetragen, die auf einen Blick Auskunft über die jeweiligen Lernkurven und Funktions-Highlights gibt.

Framework

Lernkurve

Highlights

React

moderat bis steil

konservativste Option; riesiges Ökosystem und Community; Balance zwischen Innovation und Stabilität;

Vue

moderat

leicht zu erlernen und einzusetzen; ein etabliertes Framework das weniger "corporate" ist;

Angular

steil

ein robustes Framework für große Projekte; Enterprise-orientiert; integrierter All-in-One-Ansatz;

Preact

moderat

React-ähnlich mit schnelleren Ladezeiten; insbesondere für Mobile Development empfehlenswert;

Lit

moderat

leichtgewichtig und performant mit Fokus auf Standards; leichter mit beispielsweise HTML kombinierbar;

Svelte

moderat

kleinerer Memory-Footprint; fokussiert die Entwicklererfahrung und Innovationen;

Alpine

flach

leichtgewichtiges Toolset; einfach zu erlernen und beherrschen; gut geeignet für kleinere bis mittelgroße Projekte;

SolidJS

moderat bis steil

reaktiver Kern auf Signals-Basis; Performance-orientiert;

HTMX

flach

einfach zu erlernen und zu integrieren; einzigartige, vereinfachte REST-Architektur;

Qwik

steil

innovativ und Performance-orientiert; integriert mit builder.io;

Wenn Sie nun Wert auf ganz spezielle Funktionen legen, bringt Ihnen diese Tabelle natürlich wenig. Deswegen haben wir auch noch einen umfangreichen Feature-Vergleich der gelisteten JavaScript-Frontend-Frameworks für Sie erstellt. Diesen können Sie auch direkt über GitHub als PDF-Datei herunterladen (inklusive klickbarer Links).

Die zehn wichtigsten JavaScript-Frameworks im Feature-Vergleich.
Die zehn wichtigsten JavaScript-Frameworks im Feature-Vergleich.
Foto: Matthew Tyson | IDG

Um sich einen schnellen ersten Eindruck von einem Framework zu verschaffen, empfiehlt sich, es in einem Online-REPL respektive Playground zu testen. Dazu ist kein Tooling-Setup erforderlich - ein Webbrowser reicht, um mit der Syntax experimentieren zu können. Sämtliche hier vorgestellten Frameworks können das bieten. React hostet zwar keine eigenen REPLs, diese Lücke wird jedoch von Drittanbietern geschlossen.

(fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.