Stört ein benachbartes WLAN das Funknetz des eigenen Routers? Funkt mein Router mit 80 oder 160 MHz Kanalbandbreite? Welche Geräte sind gerade in meinem Netzwerk mit welcher IP-Adresse verbunden? Weisen bestimmte Clients in meinem Heimnetz Sicherheitslücken auf oder sind dort unerlaubt Geräte aktiv?
Diese und andere Fragen sollten sich Heimnetz-Admins regelmäßig stellen. Mit den passenden Tools können Sie sie schnell und gezielt beantworten - und müssen keinen Cent dafür zahlen.
Wir stellen Ihnen eine Auswahl der besten, kostenlos nutzbaren WLAN- und Netzwerk-Tools vor, die Sie mit allen Informationen über Ihr WLAN, Ihr Heimnetz und die dort aktiven Geräte versorgen. Darüber hinaus können Sie alle Heimnetz-Clients samt Router komfortabel auf Sicherheitslücken checken und sich automatisch benachrichtigen lassen, falls sich ein unbekanntes Gerät mit dem Heimnetz verbindet.
Die meisten Tools sind sehr einfach zu bedienen und zeichnen sich durch eine zugängliche Benutzeroberfläche aus. Aber wir berücksichtigen auch Profi-Programme und erklären, wie Sie sie optimal einsetzen.
Acrylic Wi-Fi Home
Geeignet für Einsteiger ebenso wie für Fortgeschrittene
Bei Acrylic Wi-Fi Home handelt es sich um einen einfachen, aber sehr effizienten WLAN-Scanner, der alle 2,4- und 5-GHz- WLANs auflistet, die sich in Reichweite des Rechners befinden, auf dem das Tool installiert ist. Sie können sich diese auf Wunsch nach Namen (SSID), MAC-Adresse, Signalstärke (RSSI), Kanal (Channel) oder Linkrate (Max Speed) sortieren lassen. Haben Sie den "Advanced Mode" aktiviert, stellt das Tool alle WLAN-Netzwerke mit deren Kanalbelegung jeweils getrennt als 2,4- und 5-GHz-Übersicht grafisch dar: Auf diese Weise erkennen Sie sofort, auf welchen Funkkanälen sich aktive WLANs überlappen oder welche Kanäle mit mehreren Funknetzen belegt sind. Dabei lässt sich der Zeitabstand zwischen zwei Umgebungsscans auf bis zu 1 Sekunde verkürzen, so dass Acrylic sehr schnell auf neue WLANs oder Kanaländerungen aufmerksam machen kann. Manchmal führt dieser schnelle Scanrhythmus allerdings dazu, dass selbst leichte Schwankungen in der Signalstärke bei verschiedenen WLANs große Änderungen in der Netzwerkgrafik bewirken oder sich die Reihenfolge der angezeigten WLANs permanent ändert. Mit einem Klick auf die Stop-Taste oben rechts in der Kopfleiste des Tools pausiert Acrylic den Scanvorgang, und die momentane WLAN-Anzeige wird eingefroren. Haben Sie sich einen aktuellen Überblick verschafft, können Sie Acrylic mit einen Klick auf die Play-Taste weiter scannen lassen.
Inssider
Geeignet für Einsteiger ebenso wie für Fortgeschrittene
Auch die Software von Metageek verschafft Ihnen einen umfassenden Überblick über die WLAN-Umgebung - allerdings arbeitet der kostenlose WLAN-Scanner etwas langsamer. Dafür zeigt das Tool für jedes Funkmodul eines erkannten Access Points die Anzahl der Streams und die Kanalbandbreite an. Sie können dank Inssider also direkt ablesen, mit wie vielen Datenströmen oder Spatial Streams das 2,4- oder 5-GHz-Modul eines Access Points übertragen kann und mit welcher Kanalbandreite (20, 40, 80 oder 160 MHz) es funkt. Außerdem fasst Inssider in seiner WLAN-Übersicht unter "Networks" alle WLAN-Module ("Radios") mit derselben SSID zusammen - ein Alleinstellungsmerkmal dieses WLAN-Scanners. Besonders bei einem Mesh-WLAN, in dem Router und Repeater denselben Netzwerknamen verwenden, sorgt das für einen besseren Überblick: Wenn Sie eine entsprechende SSID anklicken, listet das Programm die einzelnen WLAN-Module oder "Radios" auf, die sich dahinter verbergen.
Außerdem zeigt Inssider unter dem Menüpunkt "Channels", auf welchen WLAN-Kanälen in der Umgebung gerade besonders viel Datenverkehr herrscht, so dass Sie bei Bedarf auf einen weniger beanspruchten Channel wechseln können. Achtung: Um Inssider nutzen zu können, müssen Sie vor der Installation ein kostenloses Benutzerkonto bei Metageek anlegen.
Homedale
Geeignet für Einsteiger ebenso wie für Fortgeschrittene
Für einen raschen Überblick übers WLAN empfiehlt sich Homedale. Der WLAN-Scanner lässt sich vom USB-Stick starten oder ohne Installation ausführen. Das schlanke Tool liefert erstaunlich viele Infos über die in Reichweite befindlichen WLAN-Access- Points: Damit Sie alle Eigenschaften der unter dem Karteireiter "x Access Points" gelisteten Geräte sehen können, scrollen Sie im Programmfenster weit nach rechts.
In der Spalte "Frequenz" zeigt Homedale neben dem verwendeten Kanal der erkannten Access Points immer auch dessen zugehörige Frequenz an. Die Spalte "Info" zeigt, wie viele Clients ("Stations") verbunden sind, den von ihnen verursachten Datenverkehr (Channel Utilization") und sogar, wie viele Clients per MU-Mimo mit einem Access Point verbunden sind, sofern er diese Funktion unterstützt. Vor allem diese Infos zu MU-Mimo bietet unseres Wissens nur Homedale. Noch tiefergehende Infos erhalten Sie im Details-Fenster, dass sich per Doppelklick auf einen der gelisteten Access Point öffnet. Hier zeigt Homedale sogar an, wieviel MBit/s (Mbps) ein Access Point maximal über einen einzelnen (Spatial) Stream übertragen kann.
Softperfect Network Scanner
Geeignet für Einsteiger ebenso wie für Fortgeschrittene
Der Softperfect Network Scanner ist die letzte kostenlose Version dieses empfehlenswerten Netzwerkscanners, der eine ganze Reihe nützlicher Funktionen vereint. Beim Hersteller gibt es nur noch die kostenpflichtige Variante zum Download, eine Internetrecherche mit der genannten Versionsnummer sollte Sie aber zur Gratis-Variante bringen.
Eines seiner Alleinstellungsmerkmale ist die Funktion "Autodetect IP-Range" (grünes IP-Symbol in der Menü-Leiste), die alle aktiv verbundenen Netzwerkmodule eines PCs mit zugehöriger IP-Range auflistet. Diese IP-Range kann für einen Netzwerkscan direkt per Doppelklick übernommen werden: Schneller lässt sich unseres Wissens kein Netzwerkscan unter Windows starten und durchführen. Sehr praktisch ist dabei, dass der Network Scanner bei Bedarf auch gleich nach bestimmten, geöffneten Ports sucht, die Sie unter "Options -› Program Options -› Ports" eingetragen haben, oder auch die Anzeige, ob Geräte im Heimnetz über das IPv6-Protokoll erreichbar sind ("Options -› Program Options -› Additional"). Der Softperfect-Scanner erkennt zudem automatisch Ordnerfreigaben ("Options -› Program Options -› Shares"), die Sie dann direkt über die Tool-Oberfläche öffnen können. Darüber hinaus besitzt das enorm vielseitige Tool einen UPnP-Scanner, der das Heimnetz nach UPnP-Medienservern durchsucht. Wir halten dieses Tool daher für den effizientesten unter den kostenlos erhältlichen Netzwerkscannern für Windows.
Nmap
Geeignet für Fortgeschrittene
Viel mächtiger ist der Netzwerk- und Portscanner Nmap. Eigentlich bedienen Sie das Tool über die Kommandozeile. Die Windows-Variante stellt mit Zenmap aber auch eine grafische Bedienoberfläche zur Verfügung, was den Einsatz deutlich erleichtert. In der Zenmap-Oberfläche steht eine ganze Reihe vorbereiteter Scanmethoden zur Auswahl, die die ersten Schritte mit dem Tool vereinfachen. Trotzdem ist Nmap selbst in der Windows-Variante kein Einsteigertool. Wenn Sie im Heimnetz nur schnell alle Clients anzeigen wollen, ist Nmap überdimensioniert - für diese Aufgabe ist der Softperfect Network Scanner die bessere Wahl. Müssen Sie dagegen aus Sicherheitsgründen das Heimnetz oder ein bestimmtes Gerät detailliert auf geöffnete Ports und die damit verbundenen Dienste untersuchen, stehen Ihnen mit Nmap/Zenmap alle Möglichkeiten offen. Dazu sollten Sie sich aber vorab intensiver mit Nmap beschäftigen und unbedingt einen Blick in den "Reference Guide" unter https://nmap.org werfen.
Bitdefender Home Scanner
Geeignet für Einsteiger ebenso wie für Fortgeschrittene
Das gegen Registrierung kostenlose Tool Bitdefender Home Scanner scannt das Heimnetz nach allen darin angemeldeten Geräten ab und untersucht diese anschließend auf Sicherheitslücken. Findet das Tool eine, ordnet es sie einer Risikostufe zu, benennt die gefundene Lücke allerdings nur grob. Stattdessen verweist das Programm dann auf ein Hardware-Sicherheitsprodukt von Bitdefender, das vor möglichen Angriffen schützen soll. Wir haben den Bitdefender Home Scanner mit anderen professionellen Schwachstellen-Scannern wie GVM und Nessus Essentials verglichen und festgestellt, dass das Bitdefender-Tool ab und an ein wenig übertreibt und manche Lücke gefährlicher einstuft als sie eigentlich ist. Dennoch stellt das Tool die aktuell einfachste Möglichkeit dar, Heimnetzgeräte ohne erweiterte Netzwerkkenntnisse auf mögliche Sicherheitslücken zu checken.
Nessus Essentials
Geeignet für Fortgeschrittene
Sehr viel ausführlicher prüfen Sie Heimnetzgeräte auf mögliche Sicherheitslücken mit einem professionellen Vulnerability Scanner wie Nessus von Tenable. Neben der kostenpflichtigen Variante gibt es mit Nessus Essentials auch eine kostenlose Version, mit sich allerdings nur bis zu 16 Geräte (respektive IP-Adressen) scannen lassen. Deshalb sollten Sie dieses Tool am besten in Kombination mit dem Bitfender Home Scanner einsetzen: So können Sie dann nur die Geräte mit Nessus Essentials untersuchen, die der Home Scanner als problematisch identifiziert hat.
Die Informationen zu Sicherheitslücken, die Nessus Essentials nach einem intensiven Scan anzeigt, sind erheblich aufschlussreicher als die des Bitdefender-Tools. Mit Nessus Essentials haben daher auch Windows-Nutzer die Möglichkeit, einen kostenlosen, professionellen Sicherheitscheck im Heimnetz auszuführen, ohne dafür zum Beispiel aufwändig ein angepasstes System wie Kali-Linux-System mit dem GVM-Scanner aufsetzen zu müssen.
Wireshark
Geeignet für Fortgeschrittene
Wireshark ist ein so genannter Packet Sniffer: Damit können Sie alle ein- und ausgehenden Datenpakete einer Netzwerkschnittstelle wie einem WLAN-Modul oder der Ethernet-Karte festhalten. Anschließend filtern und analysieren Sie diese Aufzeichnung mit einem Protokoll-Analyse-Tool (Packet Analyzer): Um die richtigen Pakete herauszufinden, sollten Sie allerdings über Grundkenntnisse der TCP/IP-Protokollierung verfügen. Das kostenlose Tool Wireshark vereint Packet Sniffer und Packet Analyzer unter einer Oberfläche und gilt als Referenzanwendung, wenn es um die Untersuchung des Datenverkehrs auf Protokollebene geht. Es zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sich umfassende Filtermöglichkeiten bereits bei der Aufzeichnung der Datenpakete anwenden lassen. So können Sie die für die Analyse anfallende Datenmenge bereits erheblich reduzieren und finden schneller verdächtige Datenpakete.
Wer mit Wireshark nicht nur Datenpakete untersuchen möchte, die von oder zu dem Wireshark-PC fließen, sondern die zwischen beliebigen Geräten im Heimnetz ausgetauscht werden, sollte sich einen Switch mit Portspiegelung zulegen. Außerdem eignet sich Wireshark dazu, den Datenverkehr zu untersuchen, der sich mit dem Paket Sniffer mitschneiden lässt, der in den Fritzbox-Routern enthalten ist.
Fing Desktop
Geeignet für Einsteiger ebenso wie für Fortgeschrittene
Das Netzwerktool Fing ist vor allem als Smartphone-App bekannt. Nun gibt es auch eine Windows-Variante davon, die Sie als kostenlose Basis-Version nach Registrierung beim Hersteller nutzen können. Trotz vieler Einschränkungen gegenüber der kostenpflichtigen Premium-Version überzeugt auch die Basisvariante mit einer hervorragenden Erkennungsleistung nahezu aller im Heimnetz angemeldeten Clients. Bereits nach einem ersten Scan ordnet Fing jedem Host im Heimnetz ziemlich treffsicher die korrekte Gerätekategorie zu: Das erleichtert Ihnen vor allem, einer gescannten MAC- oder IP-Adresse ein tatsächliches physikalisches Gerät zuzuordnen, um einen umfassenden Überblick über das Heimnetz zu bekommen. Die weiteren Funktionen von Fing, darunter die Bereitstellung diverser Netzwerktools, Security-Scans oder Monitoring-Funktionen, sind in der Desktop-Version stark reduziert und nur in der Premium-Version (4,99 USD/Monat) verfügbar.
Gut: Alternativ lässt sich Fing auch weiterhin als Smartphone-App und derzeit noch ohne Registrierung nutzen.
(PC-Welt)