Der Altweibersommer verheißt anhaltendes schönes Wetter, die Monate September und Oktober eignen sich deshalb besonders für Aktivitäten draußen: Es ist nicht mehr so heiß und die touristische Hauptsaison ist vorbei. Damit Sie sich beim Wandern und Radfahren stets zuverlässig orientieren können, stellen wir hier die besten Planungs- und Navigations-Apps fürs Smartphone und ein Portal im Browser vor.
Alle Dienste stehen für Android-Geräte und das iPhone (Ausnahme OsmAnd+) zur Verfügung und beschränken sich nicht auf eine Region. Wenn Sie das passende Kartenmaterial auswählen, lassen sie sich auch über Deutschland hinaus nutzen. Nicht berücksichtigt haben wir lokale Apps und Onlinedienste. Das spricht nicht gegen sie, im Gegenteil: Wenn Sie in der Rhön, im Bayerischen Wald oder sonst wo unterwegs sind, informieren Sie sich bitte im Internet oder vor Ort über die digitalen Angebote.
Ich habe doch Google Maps, genügt das nicht?
Zum Navigieren im Auto oder zu Fuß in der Stadt funktioniert Google Maps meist gut. Der Kartendienst kennt (fast) alles, was Menschen vor Ort suchen: Geschäfte, Restaurants, Sehenswürdigkeiten, Museen, Hotels, Verkehrsmittel und und und. Doch in der Natur ist das anders: Werbekunden für einen Wald, eine Wiese oder einen einsamen Berggipfel findet Google nicht, also gehört das nicht zum Geschäftsmodell.
Zudem kann der Kartentyp „Gelände“ von Google Maps nicht darüber hinwegtäuschen, dass echte topografische Karten mit Wegen, Höhenlinien, Geländeschraffur und markanten Punkten viel mehr Informationen enthalten. Schließlich kennt Google im Unterschied zu speziellen Outdoor-Apps erst einmal keine Wanderwege und eignet sich somit nicht zum Navigieren durch unbekanntes Terrain.
Auch bei Radtouren kann Google trotz Fahrradnavigation nicht mithalten, die Qualität der Routenvorschläge lässt oft zu wünschen übrig: Da geht es über viel befahrene Straßen, plötzlich nicht mehr weiter oder man fährt unnötige Umwege, weil der Dienst eine Unterführung nicht kennt – das weiß auch Google und warnt mit „Vorsicht: Fahrradrouten stimmen eventuell nicht immer mit den realen Bedingungen überein“ vor sich selbst. Außerdem ist Radfahren nicht gleich Radfahren: Rennradfahrer bevorzugen geteerte Straßen, Familien verkehrsarme Strecken und Mountainbiker wieder andere.
Schließlich muss man bei Google die Touren stets neu planen, das Rad sprichwörtlich immer neu erfinden. Die Outdoor-Apps dagegen verfügen über umfangreiche Datenbanken mit fertigen Touren. Damit findet man überall schnell eine passende Strecke.
Die Navigations- und Karten-Apps sind ihr Geld wert
Wenn Google diesen Aufwand ohne Werbeeinnahmen nicht leistet, führt das zu der Frage, wie das die Konkurrenz macht. Die Antwort lautet: Alle hier vor gestellten Apps sind kostenpflichtig, wenn man sie im vollem Umfang mit Navigation und Offline-Karten verwenden möchte. Die Speichermöglichkeit der Landkarten auf dem Mobiltelefon ist deshalb so wichtig, weil mobiles Internet gerade in wenig besiedelten Gebiete nicht oder nicht mit ausreichender Bandbreite verfügbar ist. Es nützt ja nichts, wenn das Smartphone über GPS zwar Ihren Standort kennt, die Karte zum Platzieren aber nicht lädt. Alle Apps lassen sich gratis ausprobieren und eingeschränkt nutzen.
Die Bezahlmodelle der Google-Alternativen gestalten sich unterschiedlich. Bei einigen Apps kauft man gezielt einzelne Funktionen wie Offline-Karten oder die Navigation fürs Rennrad. Bei anderen bezahlt man einmalig für alle Funktionen, wieder andere erfordern ein Abo mit jährlicher Gebühr. Unter dem Strich müssen Sie mit Kosten zwischen zehn und 30 Euro rechnen.
Der Alleskönner Komoot: Die ganze Welt schon für 20 Euro
Komoot hat sich über die Jahre zu einer Outdoor-Plattform aus riesiger Tourenauswahl, Routenplaner und Navigations-App mit Sprachhinweisen entwickelt. Sowohl die App als auch die Webseite (www.komoot.de) erlauben eine detaillierte Routenplanung mit acht Aktivitätsprofilen, davon fünf für verschiedene Fahrrad- und Streckenarten. Das Planungstool zeigt detailliert, was einen unterwegs erwartet: die anteiligen Abschnitte auf unterschiedlichen Straßen und Oberflächen, ein Höhenprofil und mehr. Die Bedienung ist ähnlich einfach wie bei Google Maps und erfordert kaum Einarbeitung. Zudem lassen sich die Routen per Fingertipp beziehungsweise Mausklick individuell anpassen.
Hat man eine Tour am PC-Monitor fertiggestellt und in seinem Komoot-Account gespeichert, wird diese automatisch zum Smartphone synchronisiert, man kann also gleich starten. Das ist bequem zu handhaben und funktioniert problemlos, setzt aber ein Onlinekonto voraus. In der Praxis funktionieren Routen und App gut, vor Überraschungen ist man aber nicht gefeit. Hervorzuheben ist, dass die Navigation auch auf einigen GPS-Geräten, Smartwatches und Radtachos läuft.
Für die uneingeschränkte Nutzung benötigt man kostenpflichtige Karten: Einzelregionen kosten 3,99 Euro, ein Regionenpaket 8,99 Euro und Karten für die ganze Welt 29,99 Euro (als Angebot oft nur 19,99 Euro). Die Karten und alle Funktionen sind damit dauerhaft freigeschaltet.
Alpenvereinaktiv und Outdooractive auf der gleichen Basis
Zum Wandern, Bergsteigen und Radfahren eignen sich auch die Apps Alpenvereinaktiv und Outdooractive mit ihren Webportalen. Trotz mancher Unterschiede stecken hinter beiden Diensten die gleiche Technik und Planungsoptionen.
Alpenvereinaktiv ist das Gemeinschaftsportal der Alpenvereine aus Deutschland, Österreich und Südtirol und bietet umfassende Informationen mit Karten, Tourendatenbank, Hütten, Routenplanung und mehr. Die App fürs Smartphone übernimmt die wichtigsten Funktionen und synchronisiert wie Komoot alle persönlichen Inhalte automatisch mit der Webseite, darunter die am PC geplanten Touren und aufgezeichneten Tracks. Zwar stehen bei Alpenvereinaktiv die Zu-Fuß-Aktivitäten mit diversen Profilen im Vordergrund, Radtouren lassen sich jedoch ebenfalls planen – inklusive Abbiegeanweisungen per Sprache wie im Auto. Radfahrer, Läufer, Skater und andere Freizeitsportler sind aber bei Outdooractive dank vieler Aktivitätsprofile besser aufgehoben.
Voraussetzung für die sinnvolle Nutzung ist bei beiden Portalen das Pro-Abonnement für 30 Euro im Jahr. Es umfasst Offline-Karten, eine größere Kartenauswahl und weitere Funktionen. Die Pro-Funktionen lassen sich einen Monat lang kostenlos testen; vergessen Sie angesichts der fälligen Jahresgebühr jedoch gegebenenfalls nicht, rechtzeitig vor Ablauf des Freimonats zu kündigen.
GPS-Outdoorgerät oder Smartphone mit Apps?
Das Smartphone und die vorgestellten Spezial-Apps zum Wandern und Radfahren bieten viele Vorteile: Ein Smartphones hat fast jeder, man ist mit der Bedienung vertraut und bekommt die Apps für eine geringe Gebühr oder gar kostenlos. Dem stehen einige Nachteile gegenüber. Im GPS-Betrieb und mit voller Displayhelligkeit draußen ist der Akku schnell leer, die Geräte sind empfindlich und nicht oder nur bedingt wasserdicht. Schließlich lassen sie sich mit Handschuhen, bei Nässe und im Sonnenlicht nur eingeschränkt bedienen.
Outdoorgeräte wie die von Garmin – häufig nach wie vor als „GPS-Geräte“ bezeichnet – bieten da Vorteile. Bestückt mit handelsüblichen Mignonzellen können Sie leere Batterien unterwegs jederzeit gegen frische austauschen. Die Gehäuse sind robust, wasserdicht und dank transflektiver Displays auch draußen perfekt ablesbar. Wer sein GPS-Gerät vor allem zum Radfahren verwenden möchte, sollte über ein Tastenmodell wie das GPSMap 66s für rund 350 Euro nachdenken. Das wirkt zwar „unmodern“, ist aber auf dem Rad selbst mit Handschuhen zielsicher zu bedienen.
OsmAnd+, Naviki und Bergfex für unterschiedliche Zwecke
OsmAnd+ ist eine Navigations- und Karten-App zum Autofahren, Radfahren und Wandern. Während das Kartenmaterial auf Basis der weltweit verfügbaren Open Street Maps (OSM) ausgezeichnet ist, muss man bei der Outdoornutzung Kompromisse eingehen. So lassen sich keine individuellen Wanderoder Radprofile auswählen, mit der Art der Wege kann man nur etwas nachjustieren Erschwerend kommt hinzu, dass OsmAnd+ aufgrund der vielen Funktionen zwingend eine Einarbeitung erfordert. Doch wer sich darauf einlässt, kann das Kartenmaterial beliebig auswählen, GPX-Tracks importieren und vieles mehr. Die uneingeschränkte Vollversion kostet einmalig 12,49 Euro.
Als Naviki 2011 auf der (damaligen) Cebit-Messe vorgestellt wurde, war die Resonanz enorm: Endlich bekamen Radfahrer einen einfach zu bedienenden Routenplaner. Mittlerweile stehen sechs Fahrprofile zur Verfügung: Alltag, Freizeit, Rennrad, Mountainbike, S-Pedelec und „kürzere Route“. Die Planung mit Eingabe von Start, Ziel und Zwischenzielen ist ähnlich einfach wie bei Komoot. Das Gleiche gilt für den Im- und Export von Touren als GPX-Dateien und die Anzeige von Höhenmeter und -profil. Wählt man bei den Kartenstilen die Plus-Variante, sind in der Ansicht ergänzend alle offiziell geführten Radwege eingetragen.
Das Zusammenspiel zwischen Webseite und Smartphone-App läuft problemlos. Das Gebührenmodell ist etwas kompliziert: Die Navigationshinweise für die unterschiedlichen Radprofile, die Länder-Offline-Karten und manches mehr müssen jeweils einzeln gekauft werden.
Bergfex – Wandern & Tracking legt den Schwerpunkt auf den Alpenraum und bietet nach eigenen Angaben über 100.000 fertige Touren. Aus diesem Fundus lässt sich eine Wunschroute nach Distanz, Anstieg, Dauer und vielerlei Aktivitätsprofilen filtern. Für die eigene Planung kann man in der App jedoch nur zwischen Mountainbiking und Wandern wählen. Positiv fallen die Kartenauswahl und die detaillierten Tourenbeschreibungen mit Fotos, Hinweisen und Tipps auf. Um sämtliche Funktionen über den Freimonat hinaus zu nutzen, ist ein Pro-Abo erforderlich: Drei Monate kosten 3,99 Euro, ein Jahr 6,99 Euro.
Höhenmesser am Smartphone
Wichtig ist im Gebirge auch, wie viele Höhenmeter man schon überwunden hat und wie viele man noch bewältigen muss. Grundsätzlich lässt sich die Höhe am Smartphone sich auf drei Arten messen: durch Triangulation der Satellitensignale (GPS), über das Höhenmodell von jedem Standort und wie früher über den Luftdruck.
Weil jedes Smartphone GPS-Signale empfängt, zeigen viele Outdoor-Apps über die ersten beiden Optionen auch die jeweils aktuelle Höhe. Doch beide Messarten sind langsam und abhängig von der Geländebeschaffenheit zudem ungenau. Vorteile bieten hier Telefone mit integriertem Luftdrucksensor, der die Höhe zusätzlich barometrisch bestimmt. Allerdings unterstützt nur etwa jedes fünfte Modell diese Messmethode.
Empfehlenswert für Android-Geräte ist die App „ Genauer Höhenmesser“: Sie zeigt alle drei Höhenangaben, sofern das Smartphone über eine Luftdruckmesszelle verfügt.
Ein paar Tipps, damit unterwegs auch wirklich alles klappt
Weil der Satellitenempfang am Smartphone viel Strom verbraucht, ist der Geräteakku bei aktiver Navigation meist schon nach vier bis sechs Stunden leer. Schließen Sie deshalb unterwegs die Apps, wenn Sie sie nicht brauchen. Für zusätzliche Laufzeit sorgt eine Powerbank; solche Zusatzakkus mit einer Kapazität von 10.000 mAh gibt es ab 20 Euro. Auf dem Rad ist eine sichere Lenkerhalterung fürs Smartphone unerlässlich.
Hinweis: Zwar bieten die meisten Navigationsapps die Möglichkeit, vorhandene Strecken als GPX-Datei zu importieren. Wenn Sie diese dann jedoch zur aktiven Navigation mit Abbiegehinweisen nutzen möchten, werden die Tracks von der jeweiligen App gerne „umgeplant“ – schließlich hält jeder Anbieter seine eigene Planung für die beste. Zum Schluss darf der ausgezeichnete Online-Radtourenplaner BRouter nicht fehlen. Weil BRouter noch keine eigene App bietet, müssen Sie damit geplante Routen als GPX-Datei speichern und in einer anderen App laden, beispielsweise OsmAnd+.
(PC-Welt)