Es sind gute Zeiten für Computer-Freunde. Wenn in den vergangenen zwei bis drei Jahren haben sich viele Programme so sehr weiterentwickelt, wie in den 10 Jahren davor nicht. Ein starker Entwicklungstreiber ist die künstliche Intelligenz (KI) oder genauer gesagt das maschinelle Lernen. Sie verbessert zum Beispiel viele Bildbearbeitungs- und -verwaltungsprogramme ungemein. Sie beseitigt starkes Bildrauschen, ersetzt den grauen Himmel durch strahlende Sonnenuntergänge und sortiert die Bildersammlung nach Motiven. Aber auch Sicherheits-Tools entdecken Angriffe und neue Viren dank KI schneller und zuverlässiger.
In diesem Beitrag schauen wir uns für wichtige Softwarekategorien die aktuellen Bezahlprogramme sowie die kostenlosen Freeware-Alternativen an und sagen, für wen sich ein Kauf lohnt und wer mit der Freeware gut bedient ist.
Preise: Wo es sinnvoll ist, geben wir in diesem Beitrag die Preise direkt beim Produkt an, und zwar so, wie sie Anfang November über Preissuchmaschinen üblich waren. Die Preise können später deutlich darüber oder darunter liegen. Generell lohnt sich ein Blick auf pcwelt.de/preisvergleich.
Mobile: Wo es uns sinnvoll erscheint, nennen wir auch eine gute Android-App, die in etwa den gleichen Zweck erfüllt.
1. Virenschutz
Gratis: Microsoft Defender
Jeder Nutzer von Windows 10 oder 11 besitzt bereits einen sehr guten und kostenlosen Virenschutz. Das Bordmittel Microsoft Defender schützt Ihr System zuverlässig vor Viren und anderen Bedrohungen. Zuvor hieß das Tool "Windows Defender". Sofern Sie oder der PC-Verkäufer keine andere Antiviren-Software installiert hat, ist der Defender standardmäßig aktiv. Kontrollieren Sie das, indem Sie in die Windows-Suche Windows-Sicherheit eingeben und so die gleichnamige App starten. Benutzer von Windows 10 können die App auch über das Schildsymbol im Infobereich starten. In Windows 11 hat Microsoft darauf verzichtet, die App dort zu platzieren. Vermutlich will Microsoft den Eindruck erwecken, dass für die Systemsicherheit automatisch im Hintergrund gesorgt wird.
Die App "Windows-Sicherheit" zeigt oben links an, ob der Virenschutz aktiv ist und problemlos funktioniert. Nutzen Sie eine andere Antivirensoftware als den Defender, wird das an dieser Stelle angezeigt.
Seit rund drei Jahren schneidet der Microsoft-Defender in den Vergleichstest des weltweit angesehenen Prüf-Instituts AVTest.org sehr gut ab. In der Kategorie Virenschutz steht es den Kaufprogrammen in nichts nach. Bei wenigen Tests lag die Leistung in den Kategorien Geschwindigkeit und Fehlalarme etwas hinter der Konkurrenz.
Kaufprogramm: Kaspersky Internet Security
Warum kaufen? Wer für seinen Windows-Rechner den besten Schutz vor PC-Viren wünscht, dem empfehlen wir auch heute noch ein Bezahlprogramm. Es bietet mehr Sicherheitsfunktionen als kostenlose Programme. In den Vergleichstests der PC-WELT hat in den vergangenen Jahren besonders häufig das Tool von Kaspersky den Testsieg errungen.
Tipp: Die Preise von Antivirenprogrammen auf der Seite der Hersteller sind meist deutlich höher als im Onlinehandel oder bei Aktionen im Elektrofachmarkt. Bei diesen Tools lohnt sich ein Blick in einen Preisvergleich ganz besonders.
2. Büropaket
Gratis: Libre Office
Das Büropaket Libre Office verfügt mit seiner Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und den weiteren Programmen über ausreichend viele Funktionen, um sämtliche gängigen Büroaufgaben zu erledigen. Schon seit Längerem lässt sich auch die Bedienerführung auf den modernen Ribbon-Look umstellen
Kaufprogramm: Microsoft 365 oder Office Home and Student 2021
Das Büropaket von Microsoft gibt es in der älteren Version 2019 gebraucht ab 30 Euro. Die Abo-Version kostet für eine Person 70 Euro pro Jahr oder für sechs Personen 100 Euro pro Jahr.
Warum kaufen? Die Office-Anwendung von Microsoft ist für all die Nutzer empfehlenswert, die komplexe Dokumente mit anderen Nutzern austauschen. Denn so gut die Konvertierungsfilter in Libre Office mittlerweile auch sind, bei Texten und Tabellen mit anspruchsvollen Formatierungen geht beim Import fast immer etwas schief. Für eine enge Zusammenarbeit mit anderen am selben Dokument empfiehlt sich die Abo-Version Office 365. Dank vieler Cloud-Funktionen gelingt die Zusammenarbeit dann sehr einfach.
3. Bildbearbeitung
Gratis: Paint.net , Gimp & Co.
Mit Paint.net erledigen Sie einfache Bildkorrekturen wie beispielsweise Drehen und Beschneiden sehr schnell. Für eine fortgeschrittene Bildbearbeitung genügt die Freeware allerdings nicht. Für diese Fälle empfehlen wir die Open-Source-Software Gimp. Diese ist in seiner Bedienerführung zwar nicht besonders intuitiv, dafür gibt es unzählige Tipps und Anleitungen für Gimp.
Wer nur gelegentlich ein Foto bearbeiten möchte, sollte sich das Online-Tool Photopea ansehen. Im Funktionsumfang ähnelt es Paint.net, muss aber nicht installiert werden. Dafür müssen Sie Ihr Foto allerdings auf den Photopea-Server hochladen.
Für eine schnelle Bildverbesserung lohnt auch ein Versuch mit der Windows-App Fotos, die als Bordmittel von Windows empfehlenswert ist.
Kaufprogramm: Photoshop, Photo Lab & Co.
Photoshop Elements ist der kleine Bruder von Adobes Photoshop CC. Die Software kostet im Angebot 50 Euro. Dafür bekommen Sie eine Vielzahl der professionellen Filter und Bildbearbeitungsalgorithmen, die auch in dem deutlich teureren Photoshop CC stecken.
Wer aber ernsthaft in die Bildbearbeitung einsteigen möchte, stößt mit Photoshop Elements an Grenzen. Doch eine umfangreichere Alternative heißt heute nicht mehr zwangsläufig Photoshop CC, das es im Abo ab 12 Euro pro Monat gibt.
Fotografen können sich beispielsweise das leistungsstarke Affinity Photo ansehen oder auch Photo Lab.
Warum kaufen? Affinity Photo oder Photo Lab bieten mit ihren neuen, auf KI gestützten Bildverbesserungstools neue Möglichkeiten, mit denen sich erstaunliche Bildverbesserungen mit wenigen Klicks erreichen lassen. Voraussetzung dafür sind lediglich Fotos im RAW-Format (siehe unten bei "Bildverwaltung"). Wer es etwas einfacher mag, greift zu Photoshop Elements. Das Programm stellt nicht nur Pro-Funktionen bereit: Der Hersteller verpackt sie auch in eine einfach zu bedienende Programmoberfläche. Für viele Aufgaben gibt es Assistenten, die Sie Schritt für Schritt durch die Bildbearbeitung leiten. Photoshop CC gibt es im Abo, also zur Miete. Dafür bekommen Sie laufend neue Funktionen und Filter geboten und können Ihre Fotos einfach über die Adobe-Cloud sichern und austauschen.
Mobile: Nutzer von Photoshop CC bekommen gute Bildbearbeitungs-Apps auch für iOS kostenlos geboten. Affinity Photo gibt es kostenpflichtig auch für iOS. Die Photoshop-Variante für Android liefert allerdings nicht so viel wie die iOS-Version.
Wer mit Android seine Fotos bearbeiten möchte, ist besser mit Snapseed von Google bedient. Diese App bietet viele Bearbeitungsfunktionen und lässt sich trotzdem einfach auf dem Smartphone oder Tablet verwenden.
4. Bildverwaltung
Gratis: Microsoft Fotos
Die Bildverwaltung von Windows kann deutlich mehr, als viele Anwender meinen. Die Anzeige der Thumbnails und der Bilder klappt pfeilschnell. Das Tool heißt schlicht Fotos und sortiert die Bilder auf Wunsch automatisch, etwa nach Aufnahmeorten oder Gesichtern und findet zudem alle Fotos, die ein bestimmtes Motiv enthalten. Außerdem bietet die Fotos-App einige grundlegende Bildbearbeitungsfunktionen, die für viele Zwecke vollkommen ausreichend ist.
Gratis für Spezialisten: Die App Fotos von Windows bietet allerdings keine RAW-Konvertierung. Wer dennoch seine Fotos aus RAW-Dateien selbst entwickeln möchte, der nutzt die Freeware Darktable. Tipps zu der Open-Source-Software Darktable gibt's hier.
Kaufprogramm: Lightroom von Adobe
Das Programm Lightroom ist eine Bildverwaltung mit vielen Extras aus den Bereichen Bildbearbeitung. Es ist bei fortgeschrittenen Fotografen und Profis vor allem deshalb beliebt, weil es sehr gute Funktionen zum Entwickeln von Fotos im RAW-Format bietet. Das RAW-Format enthält noch alle Informationen des Fotosensors einer Kamera. Aus diesen Fotos lässt sich mit einer Bildbearbeitung deutlich mehr herausholen als aus einem JPG. Die Software gibt es nur noch in einer Abo-Version ab 12 Euro pro Monat.
Warum kaufen? Mithilfe der Bildverwaltung Lightroom lassen sich auch riesige Bildbestände mittels Bibliotheken, Katalogen und Stichwörtern effektiv verwalten. Fortgeschrittene Benutzer bekommen mit Lightroom eine Stapelverarbeitung, die dieselben Änderungen an beliebig vielen Fotos durchführt.
Außerdem ist Lightroom bei Fotografen beliebt, weil es die Bilder vollkommen zerstörungsfrei bearbeitet. Die Originaldatei bleibt also immer erhalten, alle Änderungen werden nur als eine Art Filter auf das Bild gelegt. Natürlich ist auch ein Export der Fotos inklusive aller Änderungen jederzeit möglich.
Mobile: Sowohl Google als auch Apple bieten für ihre Geräte die kostenlose Foto-App Fotos, deren Verwaltungsfunktionen durchaus in Ordnung sind. Sie müssen sich allerdings überlegen, ob Sie Ihre Fotos von den Apps auch in die Cloud laden lassen möchten. So erhalten Sie zwar ein Backup der Fotos und zusätzliche Funktonen zur Verwaltung und Bearbeitung, verlieren aber auch Privatsphäre.
5. PDF-Software
Gratis: PDF24 Creator
Die werbefinanzierte Freeware PDF24 Creator installiert einen Druckertreiber, über den Sie von jeder Anwendung aus PDFs erstellen können. Zudem lassen sich über den Creator einzelne Seiten aus einem mehrseitigen PDF heraustrennen und neue zusammenfügen.
Kaufprogramm: Flexi PDF
Das Tool Flexi PDF zum Erstellen und Bearbeiten kostet zwar 30 Euro pro Jahr, doch das Original von Adobe schlägt mit 15,46 Euro pro Monat deutlich heftiger zu Buche.
Warum kaufen? Mit der Software Flexi PDF lässt sich Text in PDF-Dateien problemlos ändern. Außerdem lässt sich Text hinzufügen, löschen und nach Belieben formatieren lassen. Auf Wunsch hebt Flexi PDF die Änderungen mit der eingebauten Änderungsverfolgung farbig hervor. Eine integrierte Rechtschreibprüfung hilft, Schreibfehler zu vermeiden. Eine automatische Silbentrennung lässt sich zuschalten. Ganze Seiten lassen sich hinzufügen, umsortieren und löschen. In Flexi PDF Professional (80 Euro, Einmalzahlung) ist zudem eine ausgereifte OCR-Texterkennung eingebaut, die Seiten vom Scanner in bearbeitbare und durchsuchbare PDF-Dateien wandelt.
Tipp: Wenn Sie Microsoft Office ab Version 2016 nutzen, dann können Sie nicht nur über "Speichern unter" problemlos PDFs erstellen, Sie können auch PDFs zur Bearbeitung ö?nen. Dabei wird die Datei in ein Word-Dokument umgewandelt. Das klappt zwar nicht immer perfekt, aber oft sieht das Ergebnis sehr gut aus.
(PC-Welt)