Kommentar zum multidimensionalen Multitouch

Die Bedeutung von 3D-Touch im iPhone S6

24.09.2015
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.
Zu behaupten, dass Apples druckempfindliches Display lediglich die rechte Maustaste auf dem iPhone simuliert, ist zu kurz gesprungen. Die von Apple als 3D-Touch bezeichnete Technologie stellt viel mehr eine neue und natürlichere Interaktion mit mobilen Endgeräten dar.

3D-Touch auf dem iPhone 6s und iPhone 6s plus zeigt bemerkenswert, was möglich ist, wenn Sie als Anwender direkt mit verschiedenen Tiefe-Ebenen auf einer an sich flachen Oberfläche interagieren können.

Apple versichert, dass die neuen Geräte iPhone 6s und 6s Plus deutlich stabiler sind als der Vorgänger. Bei den Modellen wird übrigens 7000er Aluminium verwendet.
Apple versichert, dass die neuen Geräte iPhone 6s und 6s Plus deutlich stabiler sind als der Vorgänger. Bei den Modellen wird übrigens 7000er Aluminium verwendet.
Foto: Apple

Ein starker "Touch" in den Sperrbildschirm lässt ein Live Foto animieren. Ein fester "Touch" auf ein App-Icon lässt ein Kontextmenü erscheinen. Datendetektoren, die Telefonnummern oder Webseiten usw. in Texten erkennen, oder Listenelemente zeigen bei stärkerem Druck eine schnelle Vorschau. Starkes Drücken und Wischen öffnet die Multitasking-Übersicht und der Anwender blättert durch die geöffneten Apps. 3D-Touch spart dem Anwender damit Sekundenbruchteile, doch genau dies macht die Bedienung natürlich und intuitiv. Darstellungen passen sich harmonisch an und integrieren sich in die iOS Benutzerführung ohne zu stören. Sie können diese nutzen, müssen es nicht. Entwickler bekommen von Apple zusätzlich Zugriff auf viele der 3D-Touch Möglichkeiten.

Der Home-Bildschirm in iOS war immer dazu gedacht ein Gateway für den Anwender zu sein, um Anwendungen zu starten. Die Home-Taste war der einzige Weg auf diesen Home-Bildschirm zu gelangen. 3D-Touch ist der erste ernste Schritt zu einer "natürlichen" Interaktion und wirft zeitgleich die Frage der Notwendigkeit einer solchen Home-Taste in künftigen Geräten auf.

Physikalisch ist 3D-Touch bestens auf die Interaktion mit dem Anwender abgestimmt und macht Multitouch multidimensional. Verbunden mit der Taptic Engine bekommt der Anwender ein mehrschichtiges Interaktionsverhältnis mit dem Betriebssystem. Nicht nur optisch sondern auch fühlend. Was auf der Apple Watch begann ist nun auf dem iPhone.

Im Moment befinden wir uns in einer Übergangsphase. Es ist aber bereits jetzt nicht schwer sich vorzustellen, wie 3D-Touch es uns zukünftig ermöglichen wird, mit Apps zu interagieren. Stellen Sie sich vor, wie 3D-Touch Ihnen hilft Ihre Emotionen mit in Ihre App-Interaktion einfließen zu lassen. Ein fester "Touch" auf den Sende Button einer iMessage könnte alle Buchstaben in GROSSBUCHSTABEN SCHREIBEN, und damit Ihre Emotion (wütend oder aufgeregt) direkt einfließen lassen.

Es dauert nur ein paar Minuten mit einem iPhone 6s um sich an 3D-Toch zu gewöhnen und man erwischt sich auf "älteren" iOS Geräten diese Funktion zu vermissen. Mit Blick auf das angekündigte iPad Pro wird abzuwarten sein, ob es zwar die meisten Notebooks in Sachen Performance zurück lässt, aber in Sachen Benutzerführung ein riesen Manko aufweist: das fehlen von 3D-Touch. Vielleicht simuliert der seperate Apple Pencil die fehlende Funktion in iOS - vielleicht auch nicht, es bleibt abzuwarten.

Für mich bricht eine neue Zeitrechnung an, die Zeitrechnungen des multidimensionalen Bedienens von mobilen Endgeräten. (bw)