Die Einschätzungen von Kollegen und Freunde zu dem neuen Produkt aus dem Hause Apple, das 2015 auf den Markt kommen wird, könnten nicht kontroverser sein. Von "Das braucht kein Mensch" bis "Das wird sich durchsetzen" sind alle Meinungen vertreten. Mit leichter Tendenz zur Skepsis. Die zukünftige Bedeutung dieses Produktes beziehungsweise der Produktklasse "Smart Watch" im Allgemeinen, ist für Verbraucher und Unternehmen zunächst schwer einzuordnen.
Zur Beantwortung der oben genannten Fragen ist es daher hilfreich, sich von den Faktoren zu lösen, die kurz nach einer Produktpräsentation zumeist im Vordergrund stehen: das Design, die Akkulaufzeit und die Notwendigkeit einer App, um dem Partner den eigenen Herzschlag mitzuteilen. Viel wichtiger ist die Frage nach der Rolle dieses Gerätes auf dem Weg zur Digitalisierung. Vor allem, wenn es darum geht, Produkte und Services digital zu bewerben, einzukaufen und zu bezahlen. Fakt ist: die Wirtschaft ändert sich durch die Digitalisierung derzeit dramatisch und oft sind es die Konsumenten, die Unternehmen mit neuen Bedürfnissen und neuen Kommunikationsgeräten vor sich her treiben. Nur Unternehmen, die sich schnell an neue Trends anpassen, können im Wettbewerb bestehen.
Die Apple Watch ist ein Vertreter der Produktgruppe sogenannter "Wearables" - kleiner Computer, die man am Körper trägt. Apple-Kunden tragen den Computer am Handgelenk. Google Glass-Nutzer tragen ihren Computer im Gesicht. Und beide Geräte werden in Zukunft eine zunehmende Verbreitung finden, weil es eine Fülle von Apps geben wird, die ganz neue Kundenbedürfnisse generieren, diese befriedigen oder neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Apple hat die notwendige Erfahrung und Marktgröße, um das Produkt im Markt zum Erfolg zu führen. Zudem hat das Unternehmen aus Cupertino mit Apple Pay, iBeacons, iTunes und App Store die notwendige Infrastruktur, ohne die ein solches Gerät nicht auskommt. Vermutlich wird sich die Apple Watch im Markt durchsetzen und wir werden auch die Versionen 2 und 3 des Gerätes sehen.
Klar ist auch: Die Apple Watch ist eine weitere Schnittstelle zwischen Kunde und Unternehmen. Diese muss vom Unternehmen einerseits mit entsprechenden Apps bedient werden. Andererseits benötigt das Unternehmen digitale Geschäftsprozesse, welche mit den neuen Produkten und Services, die über die Apple Watch abgebildet werden, umgehen können. Zudem muss das Unternehmen mit den riesigen zusätzlichen Datenströmen umgehen können, die von Apple Watch und anderen Wearables produziert werden. Es gilt eine Plattform für die flexible, agile und transparente Gestaltung der eigenen Prozesse und Systeme zu schaffen, die deren ständige Anpassung unterstützt. Außerdem muss das Unternehmen in der Lage sein, riesige Datenmengen in Echtzeit zu analysieren und dem Kunden individuelle Angebote zu unterbreiten. Mit Standardsoftware im herkömmlichen Sinn werden es Unternehmen schwer haben, dem Innovations- und Transformationsdruck standzuhalten.
Unter Einbeziehung dieser Überlegungen muss hinter die Überschrift also tatsächlich ein Ausrufezeichen gesetzt werden. Die neue Apple Watch wird zum Wegbereiter der Digitalisierung! Nicht heute und nicht morgen. Aber ganz bestimmt in naher Zukunft. Das Potenzial dafür ist vorhanden und Apple wird seinen Teil dazu beitragen, der Apple Watch zum Durchbruch zu verhelfen. Doch auch andere Unternehmen werden erheblich an dem Erfolg partizipieren. Es werden neue Geschäftsmodelle, Services und Prozesse entstehen und im Zuge dieser Entwicklungen wird es Unternehmen geben, die auf der Strecke bleiben und solche, die davon profitieren. Die Apple Watch wird erst ab dem Frühjahr 2015 erhältlich sein. Noch bleibt Unternehmen genug Zeit, sich so aufzustellen, dass sie zu den Gewinnern gehören. (bw)