Die Vorstellung von ChatGPT im November 2022 hat einen regelrechten Hype um generative künstliche Intelligenz (Generative AI) ausgelöst. Doch neben dem Sprachmodell Generative Pre-trained Transformer (GPT) gibt es noch eine ganze Reihe weiterer KI-basierter Tools, die Unternehmen wie auch privaten Anwendern viele Aufgaben abnehmen oder erleichtern können.
Das kalifornische Finanztechnologie-Unternehmen Tipalti hat ein Ranking der 10 "besten" KI-Tools für 2023 erstellt. Es basiert unter anderem auf Google-Suchvolumina und der Resonanz in Online- und sozialen Medien, berücksichtigt aber auch zahlreiche öffentlich zugängliche Tests und Bewertungen. Die Initiatoren ermittelten daraus einen Gesamtwert (Overall Score), der für das Ranking ausschlaggebend ist.
Die Social-Media-Reichweite wurde zum Stichtag 28. April 2023 erhoben, die Anzahl der Follower je Tool kann sich also in der Zwischenzeit geändert haben. Für das Google-Suchvolumen untersuchte Tipalti den Zeitraum zwischen April 2022 und März 2023. In den Top 10 finden sich indes nicht nur Tools aus dem Bereich der generativen KI, sondern beispielsweise auch die Machine-Learning-Frameworks TensorFlow und PyTorch. Populäre Bildgeneratoren wie Dall-E, Stable Diffusion und Midjourney landen im Ranking erst weiter unten.
Platz 1: ChatGPT
Auf einer Punkteskala von eins bis zehn liegt ChatGPT mit 8,99 Zählern klar an der Spitze der populärsten KI-Werkzeuge. Schon im vergangenen Jahr war ChatGPT auf Google das meistgesuchte Tool und erzielt inzwischen auch in sozialen Medien wie Twitter und Linkedin eine hohe Resonanz.
Das vom US-Softwareunternehmen OpenAI entwickelte System kann eine Vielzahl von Aufgaben der natürlichen Sprachverarbeitung ausführen. Dazu gehören etwa Textgenerierung, Textzusammenfassungen, Textklassifizierung und Frage-Antwort-Systeme, aber auch die Erstellung von Code in verschiedenen Programmiersprachen. ChatGPT lässt sich in zahlreichen Branchen und Anwendungsfeldern einsetzen, beispielsweise im Kundenservice, im Marketing, in der Bildung und in der Finanzbranche.
Platz 2: Copy.ai
Copy.ai, entwickelt vom gleichnamigen amerikanischen Startup, landet mit einem Overall Score von 8,83 auf Platz 2. Das KI-basierte Tool wird insbesondere von vielen US-Unternehmen als Text-Generator eingesetzt, beispielsweise für Blogs, Social-Media-Posts oder E-Mails. Im Untersuchungszeitraum wurde Copy.ai mehr als fünf Millionen Mal auf Google gesucht.
Platz 3: PyTorch
Mit einem Gesamtwert von 8,26 schafft es auch ein quelloffenes System auf's Treppchen: PyTorch erzielte seit April 2022 rund drei Millionen Google-Suchanfragen. Das ursprünglich von Meta AI entwickelte Machine- und Deep-Learning-Framework wird inzwischen von der Linux Foundation betreut und ist unter einer Open-Source-Lizenz nutzbar. Im Bereich Machine Learning gilt das auf der Programmiersprache Python basierende PyTorch als eine der stärksten Alternativen zu Googles populärem TensorFlow.
Platz 4: TensorFlow
Das Machine Learning Framework TensorFlow hat im Tipalti-Ranking mit Abstand die meisten Twitter-Follower. Das von Google beziehungsweise Google Brain entwickelte System wurde bereits 2015 vorgestellt und ist vor allem in Unternehmen weit verbreitet. Auch Google selbst setzt es in etlichen seiner Produkte ein, beispielsweise in Gmail und zur Spracherkennung. TensorFlow hat sich über die Jahre zum Defacto-Standard für das Erstellen von Machine-Learning-Modellen entwickelt und ist unter einer Open-Source-Lizenz verfügbar.
Platz 5: Quillbot.ai
Mit einem Gesamtwert von 7,95 schafft es das Paraphrasing-Tool Quillbot.ai auf Platz 5. Damit lassen sich beispielsweise E-Mails, Social-Media-Posts und Essays automatisiert erstellen und Texte umschreiben. Quillbot.ai nutzt dazu unter anderem eine Grammatikprüfung und diverse Funktionen für die Zusammenfassung von Texten. Auch für die Plagiatsprüfung soll sich das Tool einsetzen lassen.
Platz 6: Krisp
Das Noise-Cancelling-Tool Krisp gehört zu den am besten beurteilten Tools auf der B2B-Software-Bewertungsplattform G2, die Tipalti für sein Ranking ebenfalls herangezogen hat. Benutzer können damit störende Hintergrundgeräusche in Videokonferenzen mit Skype, Microsoft Teams, Zoom & Co. einfach per Mausklick herausfiltern. In puncto Google-Suchvolumen kann Krisp zwar nicht mit ChatGPT oder Copy.ai mithalten, rangiert aber immerhin im Mittelfeld der 10 populärsten KI-Tools.
Platz 7: Writesonic
Aus dem Bereich der textgenerierenden KI-Tools kommt Writesonic auf Platz 7. Das System des gleichnamigen US-Anbieters eignet sich insbesondere für das Schreiben von Blogs, Anzeigen und E-Mails. Dabei können Benutzer auch SEO-Aspekte berücksichtigen lassen. Wie ähnlich ausgerichtete Generative-KI-Tools bietet auch Writesonic Funktionen zum Paraphrasieren, Kürzen und Erweitern von Texten.
Platz 8: Gen-1
Knapp dahinter, mit einem Overall Score von 7,79, platziert sich der Videogenerator Gen-1. Mithilfe von hochgeladen Bildern, Videodateien und Text-Prompts sollen Benutzer damit auf einfache Weise originelle Videos erstellen und optimieren können. Spezielle lokale Grafikchips (GPUs) sind dazu laut dem US-Anbieter Runway nicht erforderlich. Die kostenlose Variante zum Ausprobieren ist funktional allerdings stark eingeschränkt.
Platz 9: OpenCV
Auch die quelloffene Programmbibliothek OpenCV (Open Source Computer Vision Library) schafft es unter die Top 10. Sie kommt vor allem im Bereich Bildverarbeitung und Computer Vision zum Einsatz. Nutzer können damit beispielsweise automatisiert Bilder und Objekte erkennen lassen. OpenCV wurde für die Programmiersprachen C, C++, Python und Java entwickelt und lässt sich unter den Bedingungen der Apache 2 License nutzen.
Platz 10: Cleanup.Pictures
Das KI-Tool CleanupPictures fällt in die Kategorie Fotobearbeitung, genauer gesagt Fotobereinigung. Benutzer können damit unerwünschte Elemente wie etwa Wasserzeichen oder Mängel automatisiert aus Fotos entfernen. Das von der amerikanischen Softwareschmiede Clipdrop entwickelte System kam im Untersuchungszeitraum auf ein Google-Suchvolumen von mehr als drei Millionen.
Weniger als fünf Prozent der KI-Tools aus Deutschland
Die Initiatoren des Rankings wollten auch wissen, in welchen Ländern die populärsten KI-Werkzeuge entwickelt wurden. Von den insgesamt 47 untersuchten Tools stammen rund 58 Prozent aus den USA, darunter neben ChatGPT auch Freshchat, Pictory, Genesys und WordAi. Die großen europäischen Industrienationen Deutschland, Frankreich und Großbritannien kommen jeweils auf bescheidene 4,4 Prozent.