Apple I

Deutsches Museum stellt Apples ersten Computer aus

27.11.2017
Von 


Simon Lohmann ist Freier Autor bei macwelt.de.
Vor 41 Jahren kam er auf den Markt und ging als der erste Personal Computer der Welt in die Geschichte ein – der Apple I. Schon bald kann das seltene Gerät auch im Deutschen Museum bewundert werden.

Wer 1976 den Apple I besitzen wollte, musste 666,66 US-Dollar ausgeben - und hatte damit lediglich die Platine erworben. Gehäuse, Bildschirm und Tastatur waren im Preis nicht inklusive und mussten zusätzlich angeschafft werden.

Intuitive und nutzerfreundliche Bedienung stand zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht auf Apples Prioritätenliste. Die Anwender mussten ein gewisses Know-How mitbringen, um den weltweit ersten Personal Computer auch bedienen zu können. Die Platine ließ sich an einen Fernseher anschließen, der somit kurzerhand zum PC-Monitor umfunktioniert wurde. Über ein externes Kassetten-Interface konnte an den Apple I zusätzlich ein Kassettenrekorder angeschlossen werden. Diejenigen, die der Programmiersprache BASIC mächtig waren, konnten somit Programme schreiben und auf Kassetten abspeichern.

Heute ist Apples erster Computer eine wahre Rarität, für die Apple-Fans und Computerbegeisterte bereit sind, viel Geld zu bezahlen. Sehr viel Geld sogar: Vor drei Jahren versteigerte das Henry Ford Museum den Apple 1 für umgerechnet 708.000 Euro (905.000 US-Dollar).

Dank einer Dauerleihgabe von Achim Baqué kann nun auch das Deutsche Museum in München den Apple I ausstellen. Der Informatiker ersteigerte den ersten Apple-Rechner vor zwei Jahren über eBay für 236.000 US-Dollar, jetzt soll auch die Öffentlichkeit das Sammlerstück bewundern können:

"Natürlich handelt es sich bei dem Apple I um den heiligen Gral, einen der bedeutsamsten Computer, den man besitzen kann", verriet Baqué im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. "Aber irgendwann ist es an der Zeit, etwas so Wertvolles in einen Safe oder in ein Museum zu geben. Ich denke, dass solche Stücke in einem Museum besser aufgehoben sind." Replikate könne man oft genug sehen - das Original aber nicht . "Für mich ist das auch ein emotionaler Unterschied. Abgesehen davon macht das Besuchen eines solchen Geräts in einem Safe nicht sonderlich viel Spaß."

Seit 2015 steht Baqué deshalb mit dem Deutschen Museum in Kontakt und organisierte die Übergabe - ein zeitaufwendiges Unterfangen. Viele Museen weltweit zeigten Interesse an dem Sammlerstück, dass die Wahl letztlich auf das Deutsche Museum in München fiel, habe familiäre Gründe. Als Kind verbrachte Baqué viel Zeit bei seiner Großmutter in München. "Auch wenn ich Jahrzehnte nicht mehr in München war, war mir von Anfang an klar, dass der Apple I hier ausgestellt werden soll. Das Museum dort ist für mich sowas wie ein kleines Mekka."

Der Apple I zähle laut Baqué zu einem der wichtigsten historischen Stücke in der Geschichte der Computertechnik. Er ist davon überzeugt, dass spätestens in 50 oder 100 Jahren solche Gegenstände sogar gefragter sind als alte Automobile, gerade weil sie noch heute einen solch großen Einfluss auf unser Leben ausüben.

Ob in Zukunft auch moderne Apple-Produkte einen vergleichbaren Kultstatus erreichen, um für ähnliche Summen wie der Apple I ersteigert zu werden, sei schwer abzusehen. "Am ehesten könnte ich mir die allerersten iPhones vorstellen", meint Baqué. "Denn wäre das iPhone nicht erscheinen, wäre Apple vielleicht untergegangen . Ähnlich wie der Apple I ist auch das iPhone ein Game-Changer gewesen."

Wie das Deutsche Museum verkündete, wird der Apple I ab Dezember für die Besucher im Bereich Mikroelektronik ausgestellt. Damit wächst die Zahl der Apple-Ausstellungsstücke um einen weiteren Computer: "Wir haben ja schon einen der ersten Macintosh-Rechner, den Steve Jobs 1985 persönlich bei uns vorbeigebracht hat", zitiert das Deutsche Museum seinen Generaldirektor, Wolfgang Heckl. "Und jetzt wird unsere großartige Computersammlung um ein weiteres, wichtiges Stück ergänzt."