Auch Prudential-Tochter geht an TCS

Deutsche Bank verschenkt Postbank Systems

12.11.2020
Von Redaktion Computerwoche
Nach der Postbank Systems AG lässt sich Tata Consultancy Services (TCS) auch eine IT-Tochter der Versicherung Prudential Financial schenken. Der Preis: wieder ein symbolischer Euro.
  • Tata Consultancy Services besorgt sich Banken- und Versicherungs-Know-how in Europa - für lau
  • Die Deutsche Bank spart viel Geld, auch wenn sie nur einen symbolischen Euro bekommen
  • TCS hofft auf die Kombination von technischem Know-how und Branchenwissen bei den neuen Mitarbeitern

TCS sammelt offenbar gerade IT-Einheiten großer Kunden aus dem Finanz- und Versicherungsbereich ein: Nachdem gerade erst die Deutsche Bank angekündigt hatte, ihre Tochter Postbank Systems für einen Euro an den indischen IT-Dienstleister abzugeben, folgt diesem Beispiel nach Informationen der Computerweekly nun auch die Großversicherung Prudential Financial, die ihre irische Tochter Pramerica Technology Services mit samt ihren 1500 Beschäftigten ebenfalls für einen symbolischen Euro der TCS überlässt.

Die Mitarbeiter der Prudential-Tochter vereinen technologische Skills mit spezifischen Versicherungs-Know-how - eine Kombination, die TCS anscheinend zusagt. TCS wird über Pramerica weiter ein wichtiger IT-Dienstleister für Prudential sein, das Auftragsvolumen soll sogar noch steigen. Gleichzeitig wird das Unternehmen von der Leine gelassen und darf nun weitere Kunden, auch im Wettbewerbsumfeld, ansprechen. TCS hat damit einen Fuß auf die irische Insel gesetzt, nach Meinung des Unternehmens einem der digitalen Hotspots von Europa.

Deutsche Bank verkauft Postbank Systems an TCS

Bei der Deutschen Bank verantwortete Postbank Systems zuletzt als interner Dienstleister das Projekt- und Anwendungsmanagement sowie den Infrastrukturbetrieb für die mittlerweile in den Konzern integrierte Marke Postbank und weitere Tochtergesellschaften der Deutschen Bank. Um im Zuge der Zusammenlegung Redundanzen zu vermeiden und die Kosten zu senken, wechseln nun auch hier 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu TCS.

Bernd Leukert, Technikvorstand der Deutschen Bank, sieht in Tata Consultancy Services den idealen Eigentümer von Postbank Systems.
Bernd Leukert, Technikvorstand der Deutschen Bank, sieht in Tata Consultancy Services den idealen Eigentümer von Postbank Systems.
Foto: DSAG

Mit diesem Kauf bauen die Inder ihre Präsenz in Deutschland erheblich aus. "Wir freuen uns, unsere langjährige Partnerschaft mit der Deutschen Bank zu vertiefen, zu ihrer digitalen Transformation beizutragen und uns mit weiteren Fähigkeiten im Bankbereich zu verstärken", wird N. G. Subramaniam, Chief Operating Officer (COO) bei TCS, in einer Pressemitteilung zitiert.

Darin äußert sich auch Bernd Leukert, Technologievorstand der Deutschen Bank und zuvor Entwicklungschef der SAP: "Im Zuge des Aufbaus eines zentralen Technologiebereichs in der Bank konsolidieren wir auch die IT-Systeme unserer Marke Postbank auf die Plattform der Deutschen Bank", sagt Leukert und nennt den langjährigen Dienstleistungspartner TCs einen "idealen Eigentümer für Postbank Systems". Der Verkauf sei für alle Beteiligten von Vorteil. Die Mitarbeiter von Postbank Systems bekämen Klarheit und könnten Teil der Erfolgsgeschichte von TCS werden.

Deutsche-Bank-Chef Sewing will 18.000 Arbeitsplätze streichen

Der Eigentümerwechsel soll zum Jahresende vollzogen werden, wenn beide Vertragspartner weitere Vereinbarungen unterzeichnet haben und die üblichen behördlichen Genehmigungen eingeholt wurden. Mit dem Deal kommt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, seinem Ziel näher, die im vergangenen Jahr angekündigte Restrukturierung voranzutreiben, die den Abbau von 18.000 Arbeitsplätzen - die Hälfte davon in Deutschland - vorsieht.

Laut der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zahlt TCS für die Übernahme nur einen symbolischen Euro. Dennoch habe das kriselnde Geldhaus den großen Vorteil, nun kein Geld für Abfindungen zahlen zu müssen und den Mitarbeitern eine langfristige Arbeitsplatzperspektive geben zu können.

Die Deutsche Bank hatte im Mai 2020 die bis dahin eigenständige Tochter Postbank AG vollständig integriert und muss nun versuchen, durch die Beseitigung von redundant besetzten Positionen Kosten zu senken. Im Zuge dessen fusionierten die jeweiligen IT-Organisationen, weshalb viele Funktionen der Postbank Systems nicht mehr gebraucht werden.

Arbeiten bei einem der größten IT-Dienstleister

Bei TCS sind die 1.500 Mitarbeiter nun unter das Dach eines der weltgrößten IT-Dienstleister geschlüpft: Die Inder beschäftigen weltweit 450.000 Mitarbeiter und schreiben einen Jahresumsatz von 22 Milliarden Dollar. Im Jahr 2008 hatte TCS für 505 Millionen Dollar die in Indien ansässige Back-office-Einheit der Citigroup übernommen, die laut Bloomberg heute bereits mehr als 100 deutschen Unternehmen Geschäftsprozess-Services anbietet.

N.G. Subramaniam glaubt, dass die Mitarbeiter der Postbank System mit ihrem Banking-Know-how interessante Skills mitbringen, die TCS für den weiteren Ausbau des ohnehin starken Geschäfts in Deutschland nutzen könne. "Wir sehen in unseren Gesprächen mit kleineren und mittleren Banken in Deutschland schon jetzt jede Menge Chancen." (hv)