E-Commerce & Webshops

Der Trend zum Online-Shop unter Markenherstellern

12.01.2016
Ob Mode, Sportartikel, Süßigkeiten oder Elektronik: Zahlreiche Markenhersteller verkaufen ihre Produkte inzwischen in ihren eigenen Online-Shops.

Vom Gummibärchen bis zum Sportschuh: Immer mehr Markenhersteller bieten ihre Produkte im eigenen Online-Shop zum Kauf an. Für die Kunden ist das eigentlich eine gute Nachricht: Sie bekommen eine zusätzliche Shopping-Möglichkeit - und manchmal auch ganz spezielle Angebote der Hersteller. Doch dabei ist Vorsicht geboten, denn trotz der Ausschaltung des Zwischenhandels sind die Preise oft gesalzen.

Immer mehr Großkonzerne bauen ihre eigenen Online-Shops auf.
Immer mehr Großkonzerne bauen ihre eigenen Online-Shops auf.
Foto: gpointstudio - shutterstock.com

Eigener Online-Shop: Selbstdarstellung & direkter Draht

Gummibärchen? Gibt es im Supermarkt, aber auch im Online-Shop von Haribo. Und dort kann der Liebhaber die Gummibärchen sogar sortenrein - nur in gelb, nur in rot, oder nur in grün - bestellen. Sportschuhe? Kann der Verbraucher im Sportgeschäft kaufen, bei Amazon oder Zalando - aber eben auch in den Online-Shops von Nike oder Adidas. Die bieten ihren Kunden die Möglichkeit seinen Schuh ganz individuell zu gestalten - wenn er bereit ist ein paar Wochen auf die Lieferung zu warten.

"Immer mehr Markenartikler sind mit eigenen Shops im Internet vertreten", berichtet Jens Rothenstein vom Kölner Institut für Handelsforschung IFH. Mit dem eigenen Webshop schaffen sich die Hersteller einen zusätzlichen Absatzkanal abseits des klassischen Handels und gleichzeitig eine Bühne für die Selbstdarstellung. Vorreiter war die Textilbranche: Anbieter wie Gerry Weber und Hugo Boss umgarnen ihre Kunden schon lange mit eigenen Online-Shops. Immer mehr große Unternehmen und Marken aus allen Branchen sind auf diesen Zug aufgesprungen: Nestlé und Rosenthal sind nur zwei Beispiele.

Webshops: Kosten & Einzelhandel im Blick

Das E-Commerce-Geschäft entwickelt sich gut: In den vergangenen Jahren verzeichneten die Hersteller nach Angaben des Kölner Handelsforschungsinstituts ECC mit ihren eigenen Online-Shops ein überdurchschnittliches Wachstum von rund 28 Prozent jährlich. Dabei ist der Versuch einen direkten Draht zum Kunden aufzubauen für die Hersteller durchaus eine Gratwanderung. Die große Herausforderung sei es, die Kosten im Griff zu behalten warnt etwa der auf Handelslogistik spezialisierte Softwareanbieter JDA in einer aktuellen Untersuchung. Außerdem müssen die Hersteller auch darauf achten, ihren Großabnehmern im klassischen Handel nicht in die Quere zu kommen.

Die Rücksicht auf den Einzelhandel sei wohl auch ein Grund dafür, "dass die meisten Hersteller in ihren Online-Shops bislang darauf verzichten den Preiswettbewerb anzuheizen", meint Branchenkenner Rothenstein. Haribo etwa betont den "Fan-Shop-Charakter" seines Online-Angebots. Die Preise im Online-Shop entsprechen den unverbindlichen Preisempfehlungen für die Produkte. Auch Stichproben in verschiedenen anderen Webshops unterschiedlicher Markenhersteller zeigen, dass die Kunden nicht unbedingt mit Schnäppchenpreisen rechnen dürfen: Oft gibt es an anderer Stelle im Netz deutlich bessere Angebote. Miriam Rusch von der Verbraucherzentrale NRW rät deshalb, auch beim Einkaufsbummel in den Webshops der Markenhersteller einen kühlen Kopf zu bewahren. "Auch dort gilt wie bei allen anderen Anbietern: Der Verbraucher sollte auf jeden Fall die Preise vergleichen, bevor er die Bestellung abschließt."

E-Commerce-Zukunft: Online-Shops und personalisierte Produkte

Ein Ende des Wachstums der Marken-Online-Shops ist nicht in Sicht - im Gegenteil. Der E-Commerce-Experte Rothenstein ist davon überzeugt, dass ihre große Stunde erst noch bevorsteht: "Die Personalisierung der Produkte ist ein wichtiger Trend. Davon wird es in Zukunft mehr und mehr geben. Das spielt den Markenshops in die Hände", glaubt er. Denn für die Hersteller seien solche Angebote in den eigenen Online-Shops leichter umzusetzen als für den Handel. Sein Fazit: "Die Markenshops werden ihr überdurchschnittliches Wachstum wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren fortsetzen." (dpa/fm)