Die Anforderungen an die Cloud sind unterschiedlich - je nachdem, welche Daten für die Cloud bestimmt sind beziehungsweise ob eine BI- oder eine SAP-Anwendung im Hosting-Modell betrieben werden soll. Eine Standardlösung gibt es nicht. Im Trend liegt die parallele Nutzung mehrerer Clouds. Dabei müssen Unternehmen allerdings einiges beachten.
Daten und Business-Applikationen werden zunehmend in die Cloud verlagert. Ganz gleich, ob es sich dabei um "Lift and Shift"-Projekte oder um die Migration auf eine neue Plattform handelt: Immer häufiger entscheiden sich Unternehmen heute für die Cloud.
Allerdings gibt es keine Cloud-Lösung, die sich für alle Einsatzszenarien eines Unternehmens optimal eignet. Ein Cloud-Service, der die Anforderungen für eine bestimmte Anwendung oder einen bestimmten Service perfekt erfüllt, kann für ein anderes Einsatzgebiet völlig ungeeignet sein. Deshalb werden im kommenden Jahr so genannte Multi-Cloud-Strategien, also die parallele Nutzung von Cloud-Diensten und -Plattformen verschiedener Anbieter, stark an Bedeutung gewinnen. Der große Vorteil daran: Ähnlich wie die Automobilindustrie, die ihre Fahrzeugkomponenten von verschiedenen Zulieferern bezieht, werden Cloud-Services je nach Bedarf, gewünschter Leistung und Preis vom jeweils passendsten Anbieter bereitgestellt. Damit erhält der Anwender die für ihn jeweils beste Variante und senkt die Abhängigkeit von einem Cloud-Provider.
Die zunehmende Beauftragung mehrerer spezialisierter Provider bestätigen auch die Analysten von Gartner: Laut ihrer Studie "Market Trends: Multicloud Usage Will Drive Cloud Management Platform Growth" verfolgen zwar bislang weniger als zehn Prozent der Unternehmen einen Multi-Cloud-Ansatz. Dieser Anteil soll jedoch bis 2019 auf 70 Prozent ansteigen, so die Prognose von Gartner.
Allerdings birgt eine Multi-Cloud-Strategie auch Herausforderungen und Risiken - zum Beispiel im Bereich der Kosten. Der Personalaufwand für die Verwaltung von mehreren Cloud-Umgebungen ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Wer über die Umsetzung einer Multi-Cloud-Strategie nachdenkt, sollte daher die Vor- und Nachteile dieses Ansatzes gründlich abwägen:
Vorteile:
1. Mit den jeweils besten Providern arbeiten
In einer Multi-Cloud-Umgebung können Unternehmen testen, welcher Anbieter die beste Unterstützung für ein bestimmtes Einsatzszenario bietet. General Electric beispielsweise verfolgt eine Cloud Hosting-Strategie, bei der sowohl Microsoft Azure als auch Amazon Web Services zum Einsatz kommen. Ziel ist es herausfinden, welche Hosting-Umgebung für den jeweiligen Zweck die beste Leistung bringt und bei welchem Vertrag die niedrigsten Kosten an die Kunden weitergegeben werden. Mit einer Multi-Cloud-Strategie kann das Anwenderunternehmen sicherstellen, dass es die beste Lösung zum besten Preis erhält.
2. Mehr Flexibilität
Mit einem Multi-Cloud-Ansatz kann die IT-Abteilung die optimale Cloud für ihre jeweiligen Anforderungen entwerfen. So bietet ein Provider beispielsweise strenge Sicherheitsfeatures an, während ein anderer über eine besonders ausgefeilte Hochverfügbarkeitsarchitektur verfügt. Und unkritische Services lassen sich bei einem besonders kostengünstigen Provider hosten. Mit mehreren Clouds hat der Anwender also die größtmögliche Flexibilität, um die jeweils beste Bereitstellungsoption für eine Vielzahl von IT-Workloads auszuwählen.
3. Höhere Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit
Die Nutzung einer einzigen Cloud-Plattform ist riskant, da das Gros der Daten am selben Ort gespeichert werden. Mit einer Multi-Cloud-Strategie dagegen lassen sich Anwendungen auf einer alternativen Cloud-Option ausführen, falls eine Cloud-Plattform gerade nicht antwortet oder keine optimale Leistung liefern kann. Das erhöht die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit und verringert Ausfallzeiten aufgrund von Hardware-Problemen. Denn damit sinkt das Risiko, dass ein Ausfall bei einem Provider das gesamte Anwenderunternehmen betroffen ist. Im Idealfall werden zur Überbrückung die Services eines alternativen Anbieters bezogen. Ähnich verhält es ich beim Thema Datensicherheit: Durch die geschickte Kombination mehrerer Clouds lassen sich Daten zum Beispiel in einer privaten Cloud sichern und andere Unternehmensbereiche in einer Public Cloud-Umgebung betreiben.
Nachteile:
1. Höhere Overhead-Kosten, keine Skaleneffekte
Eine Multi-Cloud-Strategie schmälert unter Umständen die Kaufkraft des Anwenderunternehmens, da es durch die Verteilung auf mehrere Anbieter nicht von Skaleneffekten profitieren kann. Auch die Overhead-Kosten sind nicht zu unterschätzen, wenn IT-Teams mit mehreren Cloud-Providern zusammenarbeiten. Insgesamt ist der Verwaltungsaufwand für eine komplexe Umgebung höher und damit kostenintensiver.
2. Großer Management- und Planungsaufwand
Je höher die Zahl der Cloud-Anbieter und -Modell, desto komplexer wird die Umgebung und desto höher gestaltet sich der Management-Aufwand. Mängel bei der Überwachung und Steuerung können schnell operative Probleme nach sich ziehen, die das Aufrechterhalten von Zugriffskontrollen und Sicherheitsupdates behindern. Auch an Planung und Ressourcenzuweisung stellt der Multi-Cloud-Ansatz hohe Ansprüche, da die internen Entwicklerteams mehrere Plattformen erlernen und zusätzliche Governance-Prozesse für die verschiedenen Cloud-Umgebungen implementieren müssen. Mehrere Cloud-Plattformen zu managen, erfordert daher viel Zeit und Ressourcen, die potenziell für andere Bereiche genutzt werden könnten - etwa für das Entwickeln neuer IT-Features oder den Kundensupport.
3. Erschwerte Umsetzung der Sicherheits- und Compliance-Richtlinien
Auch das Thema Sicherheit spielt bei der Multi-Cloud-Debatte eine wesentliche Rolle - nicht zuletzt, weil in der Cloud immer häufiger auch sensible Daten gespeichert werden. Beim Multi-Cloud-Ansatz erschweren die unterschiedlichen Sicherheitskonzepte der einzelnen Anbieter die Durchsetzung einheitlicher Richtlinien. Das gilt auch für den Abgleich der Compliance-Richtlinien mit den verschiedenen Datenschutzkonzepten der Provider.