Fehlendes Kapital, der bürokratische Aufwand, die Angst zu scheitern sowie fehlende Sicherheiten sind Umfragen zufolge schon seit Jahren die größten Hürden, warum Menschen von der Gründung eines Startups absehen. In anderen Ländern, allen voran den USA, sind die Befürchtungen ähnlich, die Prozentwerte derjenigen, die sie hegen, aber deutlich niedriger. Man könnte nun nach der Politik rufen, die bessere Rahmenbedingungen schaffen soll. Manche tun das auch, und langfristig bewirken sie damit vielleicht etwas.
Die code'n'ground AG aus Heidenheim in Ostwürttemberg wollte nicht so lange warten. Sie hat daher ein neuartiges Konzept entwickelt, mit dem sie ab September 2018 Studienanfänger als Startup-Gründer gewinnen will. Dabei arbeitet sie mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heidenheim zusammen. Die dort Studierenden sind im Wechsel jeweils an der Hochschule und zur Ausbildung im Unternehmen. Ganz ohne Bürokratie ging es zwar nicht, doch diese Hürde ist überwunden: Die Zulassung als zertifizierte Ausbildungsstätte an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heidenheim liegt vor, der angepasste Studienplan wurde mit den verantwortlichen Professoren verabschiedet und die Innenarchitektur für die neue Arbeits- und Lernwelt fertiggestellt. Die Studentinnen und Studenten können kommen.
Bewerbung mit Pitch-Deck
Fehlendes Kapital brauchen sie ebenso wenig zu fürchten wie ein mögliches Scheitern. Im Zuge des Konzepts grow'n'learn bildet die DHBW Studenten in einem eigens angepassten Studiengang der Wirtschaftsinformatik aus. Die Studienanwärter bewerben sich dafür mit einem Pitch-Deck und müssen von Anfang an ihr eigenes Startup gründen. Code'n'ground erhält als begleitendes Ausbildungsunternehmen einen Anteil daran, die jungen Menschen arbeiten während ihrer Studienzeit dann zur Hälfte bei code'n'ground mit und zur anderen Hälfte an ihrem eigenen Startup. Am Ende ihrer Ausbildung haben alle ein abgeschlossenes Studium - und sind möglicherweise Mitbesitzer eines erfolgversprechenden Startups.
Doch selbst wenn der erste Anlauf scheitern sollte, haben sie das Rüstzeug für einen zweiten. Denn der Studiengang setzt sich aus den drei Schwerpunkten Digitalisierung, Entrepreneurship und mentale Fitness zusammen. Er ist so darauf ausgelegt, neben dem technischen Know-how auch die Skills zu vermitteln, die Nachwuchskräfte in der zunehmend durchdigitalisierten Welt benötigen.
Entwicklung eines unternehmerischen Mindsets
Denn lediglich Ideen einen guten Nährboden zu geben reicht nicht. Es gilt auch, sich vor mentalen Belastungen zu schützen und einen grundsätzlich unternehmerischen Mindset zu entwickeln, wie Armin Haas, Initiator von grow'n'learn, aus eigener Erfahrung gelernt hat. Er war viele Jahre in einem Konzern als Intrapreneur aktiv und musste die zermürbende Doppelbelastung durch hohe Digitalisierungsgeschwindigkeit und mangelnde Umsetzungskultur miterleben.
Nach seinem Einstieg bei code'n'ground, eigentlich einem Auftragsprogrammierer, hat er die Position des CXO und die Verantwortung für die zuvor unbesetzten Bereiche Business Development, Marketing und Vertrieb übernommen. Sein Ziel ist es nun, durch die Förderung von Talenten mit guter Ausbildung und eigenen Startups regelmäßig neue Geschäftsmodelle und Unternehmungen zu produzieren sowie qualifizierte Nachwuchskräfte mit unternehmerischem Mindset heranzuziehen.