Circular Economy

Der Phönix im Schrottcontainer

22.03.2023
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Ute Riester ist Senior Manager Field Product Management Client Solutions bei Dell Technologies Deutschland und dort für die Client-Systeme und -Lösungen verantwortlich. Sie ist seit 2009 bei Dell Technologies und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Produktmanagement in der IT-Branche.
Der Großteil des Elektroschrotts wird nicht recycelt, sondern schlicht zerstört. Mit der richtigen Strategie lassen sich alte IT-Bestände sicher und verantwortungsbewusst stilllegen und ihr Lebenszyklus optimieren.
Auf Mülldeponien für elektronische Geräte landet auch ausgemusterte Unternehmens-IT, obwohl eine zirkuläre Elektroschrott-Entsorgung ökonomische und ökologische Vorteile für Unternehmen bietet.
Auf Mülldeponien für elektronische Geräte landet auch ausgemusterte Unternehmens-IT, obwohl eine zirkuläre Elektroschrott-Entsorgung ökonomische und ökologische Vorteile für Unternehmen bietet.
Foto: zlikovec - shutterstock.com

Mit Glanz und Gloria starten Elektrogeräte ihre Zeit als Arbeitsbegleiter. Eine Beziehung, die oft äußerst kurz, aber dafür intensiv ist und alle Höhen und Tiefen des Arbeitsalltags erlebt. Das Lebensende könnte für elektronische Begleiter hingegen oft kaum ruhmloser sein. Lediglich 17 Prozent der ausrangierten Geräte werden recycelt, der Großteil landet auf Mülldeponien oder wird verbrannt - und mit ihnen wertvolle Rohstoffe: Elektrogeräte enthalten seltene Erden, wertvolle Metalle wie beispielsweise Aluminium sowie Plastik - Materialien also, die recycelbar sind und daher nicht einfach zerstört oder in der Umwelt entsorgt werden sollten. Das ist inzwischen auch keine rein ethische Selbstverpflichtung mehr, sondern unabdingbar, um den gesteckten Zielen des Circular Economy Action Plan der EU gerecht zu werden.

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Elektrogeräte als Wertstoffe betrachten

Mit 53,6 Millionen Tonnen im Jahr 2019 zählt Elektroschrott laut einer Prognose des Global E-Waste-Monitors zu den am schnellsten wachsenden Abfallbereichen. Diese Entwicklung hat in den vergangenen Jahren in vielen Unternehmen zu einem Umdenken geführt, und es gibt viele Stellschrauben, mit denen sich der Lebenszyklus und das Recycling von IT verbessern lassen. Das reicht von der Beschaffung nachhaltiger Geräte über die Länge und Intensität der Betriebszyklen bis hin zur Entsorgungsstrategie.

Der Umgang mit nicht mehr benötigten IT-Geräten stellt für viele Unternehmen immer noch eine Herausforderung dar, denn deren Entsorgung ist mit bestimmten Anforderungen im Bereich der Logistik und der Datensicherheit verbunden - und diesen müssen Unternehmen gerecht werden. Nicht selten erfordert dies ein komplettes Umdenken eines Unternehmens, um das Produkt-Lifecycle-Management (PLM) auf eine völlig neue Grundlage zu stellen. Dies beginnt bereits damit, alternde Geräte als wertvolle Ressource zu betrachten - auch wenn es auf den ersten Blick bequemer erscheint, die alten Systeme auf den Schreibtischen der MitarbeiterInnen stehen zu lassen und weiter abzuschreiben oder ungenutzte Geräte ins Lager zu stellen.

Eine weitere Herausforderung ist der Umgang mit der Datensicherheit. Auf IT-Geräten werden vertrauliche, geschäftskritische und personenbezogene Informationen gespeichert, bearbeitet und verteilt. Logischerweise ist deshalb jede Weitergabe von Systemen an Dritte ein potenzielles Risiko in Bezug auf die Datensicherheit. Auch das ist ein Grund, warum Unternehmen die Entsorgung oft verzögern. Damit alle Geräte in Übereinstimmung mit branchenspezifischen Sicherheitsstandards bereinigt oder umweltgerecht entsorgt werden, sollten sich Unternehmen an diesem Punkt externe Expertise zu Rate ziehen.

Ökologische und ökonomische Mehrwerte nutzen

Jeder Prozess im Bereich Asset Recovery, also der Investitions- und Ressourcenrückgewinnung von aussortierten Geräten, beginnt mit der Bereinigung und Bewertung des Bestandes. Auf Basis dieser Informationen kann durch den Verkauf gebrauchter Geräte der Lebenszyklus und damit der ökologische Fußabdruck deutlich verbessert werden.

Geräte mit zu geringem Restwert können bei spezialisierten Anbietern verantwortungsbewusst recycelt werden. Dadurch bleiben deutlich mehr eingesetzte Materialien in der zirkulären Wertschöpfung, und gleichzeitig wird die Entwicklung und Verbesserung von Prozessen zur Zerlegung und dem Recycling von Materialen unterstützt. Das trägt dazu bei, dass die Wiederverwendung und nicht die Zerstörung von Elektroschrott zum New Normal wird.

Elektrogeräte sind zu wertvoll, als dass sie nach kurzer Zeitspanne vernichtet werden. Daher sollten Unternehmen auch immer kritisch hinterfragen, ob Systeme nicht noch länger genutzt werden können. Bei der Beschaffung neuer Geräte sollten die Verantwortlichen zudem Aspekte wie Nachhaltigkeit sowie Reparaturfreundlichkeit noch besser berücksichtigen. Verantwortlichen mag es bei schwierigen Diskussionen eine gute Argumentationsstütze sein, Elektrogeräte als Wertstoffe zu betrachten - Wertstoffe, deren Verkauf und Recycling die Anschaffungs- und Betriebskosten senken und damit einen betriebswirtschaftlichen Vorteil schaffen können. So profitieren sowohl die Umwelt als auch die Unternehmen davon, dass Materialien wiederverwendet und in die Kreislaufwirtschaft zurückgeführt werden. (bw)