Die Anforderungen an den Einzelnen werden steigen

Der neue Mitarbeitertyp unter Industrie 4.0

08.07.2015
Von 
Andreas Wartenberg ist seit rund 20 Jahren als Personalberater tätig und besetzt Management-Positionen in der Technologiebranche sowie in weiteren Branchen. Bevor Andreas Wartenberg 2008 als Geschäftsführer zur Hager Unternehmensberatung kam, hat er nationale und internationale Teams aufgebaut und geleitet.
Das Gelingen des digitalen Wandels hängt maßgeblich davon ob, ob auch die Mitarbeiter mitziehen können. Der Zusammenhang wird leider häufig unterschätzt. Es gibt nur wenige Personalverantwortliche, die eine Vorstellung davon haben, welche Fähigkeiten die Mitarbeiter für die neuen Herausforderungen haben müssen.

Industrie 4.0 kann nur erfolgreich sein, wenn die Beschäftigten von Beginn an in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Sie spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Innovationen in ihren Arbeitsalltag zu integrieren und auch zu nutzen.
Aufgaben und auch Prozesse werden sich durch die Interaktion mit intelligenten Maschinen und die zunehmende Automation deutlich verändern.

Grundsätzlich ist ein ausgeprägtes Verständnis für das Geschäftsmodell des Unternehmens unabkömmlich. Kenntnisse über Branchentrends, Wettbewerbsfaktoren sowie die eigene Unternehmensstrategie sollten vorhanden sein, um einen Beitrag zum Business Modell und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit leisten zu können.
'Nicht alles, was zählt, ist zählbar, und nicht alles, was zählbar ist, zählt' (Albert Einstein)

Das, was bereits Albert Einstein in einem Satz beschrieben hat, ist auch in Teilen auf Industrie 4.0 übertragbar. Nicht alles muss oder kann vernetzt werden. Bei der Umsetzung hin zu Industrie 4.0 sollte der konkrete praktische Nutzen gut analysiert und die Vernetzung auch kreativ umgesetzt werden, damit die Profitabilität des Unternehmens verbessert werden kann.

Die wichtigsten Schlüsselkompetenzen für den Mitarbeiter 4.0 sind:

  • Ausgeprägtes Verständnis der Geschäftsmodelle des Unternehmens (Trends, Wettbewerbsfaktoren, Unternehmensstrategien)

  • Gute Mischung aus Analysefähigkeit und Kreativität

  • Interdisziplinäre Fähigkeiten

  • IT-Kenntnisse

  • Fertigungswissen

  • Tiefe Erfahrungen im Bereich der jeweiligen Herstellungsindustrie

Interdisziplinäre Kompetenzen sind mitunter stark gefragt

Für die Organisation der Arbeit bedeutet dies neue Chancen, zum Beispiel Flexibilisierung oder neue Arbeitszeitregelungen. Die Beschäftigten werden stärker gefragt, Abläufe zu koordinieren, die Kommunikation zu steuern und eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen. Durch das Zusammenwachsen von Informationstechnologien, Automatisierungstechniken undSoftware werden die Tätigkeiten sowohl in technologischer als auch in organisatorischer Perspektive anspruchsvoller.

Die Anforderung 'lebenslanges Lernen'erhöht sich

Auf dem Weg zur Industrie 4.0 gilt es für Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter fit zu machen. Es bedarf vielfältiger Weiterbildungsmöglichkeiten und einer Arbeitsorganisation, die das Lernen fördert. Die berufliche sowie auch akademische Aus- und Weiterbildung muss sich im Dialog mit der Industrie weiterentwickeln. Dadurch kann gewährleistet werden, dass die Anforderungen in der neuen Arbeitswelt auch realisiert werden können und auch im Bildungswesen angesiedelt werden.

Reines IT-Wissen ist nicht ausreichend

IT-Fachwissen ist weiterhin sehr wichtig, genügt aber nicht allein, um die geforderten Kompetenzen. abzudecken. Nicht zu vernachlässigen sind die Soft Skills wie eine hohe Flexibilität und gute Teamfähigkeit. Der Produktionsmitarbeiter wird in der Industrie 4.0 der Dirigent der Wertschöpfungskette sein. (bw)