Ein optimaler Start für neue Mitarbeiter ist immer gut. Wenn er misslingt, ist es schwierig, ihn wieder zu korrigieren - aber unmöglich ist es auch nicht. Wofür es eher keine Korrekturmöglichkeiten mehr gibt, sind Abschiede und letzte Eindrücke, die Unternehmen bei Mitarbeitern hinterlassen, die durch Kündigung, Jobwechsel oder Renteneintritt die Firma verlassen.
Hat Ihr Unternehmen eine Abschiedskultur?
Es gibt Unternehmen, die legen auf den Abschied einen mindestens ebenso großen Wert wie auf das willkommen heißen. Zurecht! Denn den Eindruck, den Mitarbeiter als letzten mitnehmen, tragen sie in die Welt hinaus - und der kann kaum mehr korrigiert werden. Kununu lässt grüßen. Von daher kann dieser "beziehungstechnischen Sollbruchstelle" nicht genug Beachtung geschenkt werden.
Am Arbeitsplatz sind es einmal mehr die Vorgesetzten, die die Kultur vorgeben. Genauso, wie ein Chef die Einführung neuer Mitarbeiter im Unternehmen möglichst optimal gestaltet, so sollte er auch Abschiede planen. Klar kann die Aufgabe delegiert werden. Aber die Initiative sollte in jedem Fall vom Vorgesetzten des Mitarbeiters ausgehen. Das beginnt bei der Organisation eines Abschiedsgeschenkes.
Wichtig dabei: Der Abschied sollte möglichst individuell arrangiert sein. Peinliche Fehler lassen sich verhindern, wenn der Organisator Kontakt mit engen Kollegen oder auch mit Angehörigen aufnimmt, um Vorlieben des Verabschiedeten herauszufinden.
Auch wenn der gehender Mitarbeiter vielleicht nicht nur Freunde hatte. Der letzte Tag soll Raum und Rahmen sein, auf den er mit etwas Wehmut zurückblickt. Im positiven Sinn erfüllt dies eine kurze persönliche Abschiedsrede mit möglichen Inhalten, wie:
Anekdoten,
lustigen Gegebenheiten
Erfolgserlebnisse.
Auch hier helfen Kollegen im Regelfall gerne, um Input zu liefern.
Wichtig dabei: Nur Positives erwähnen!
Die Ideen für eine Mitarbeiterverabschiedung eines langjährigen, verdienten Kollegen, können, wie im folgenden Video, durchaus auch ausgefallen sein.
Mitarbeiterverabschiedung ist keine Plattform für den Chef
Je nach Größe des Unternehmens, lassen es sich manche Chefs nicht nehmen, sich persönlich vom Mitarbeiter zu verabschieden und zu bedanken.
Natürlich sollte alles dem Kontext angepasst sein. Es macht verständlicherweise einen Unterschied, ob ein verdienter Mitarbeiter nach 45 Dienstjahren in Rente geht oder ein Student nach 3 Monaten sein temporäres Praktikum abgeschlossen hat. Vom kurzen Handschlag bis zum Mittagessen an einem der letzten Tage - es gilt, den richtigen Rahmen zu finden und zu nutzen.
Vor allem aber ist eine solche Abschiedsrede keine Plattform für den Chef, auf der er sich inszenieren kann. Er soll die Rede zwar halten, ja er muss dem Mitarbeiter sogar persönlich danken und ihn verabschieden. Aber es dreht sich alles einzig und allein um die Hauptfigur und das ist der Verabschiedete.
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Auch ist eine Abschiedsrede kein Mitarbeitergespräch mehr, in dem auf Potenzial und Fehlern herumgeritten wird. Eine Hilfsstruktur für derartige Reden hat sich bewährt: gestern - heute - morgen. Mit diesen drei Themenfeldern gibt es immer einen passenden roten Faden - ob beim Jobwechsel oder Ruhestand.
Der Abschied eines Einzelnen = kulturelle Maßnahme für alle
Wie immer auch das Vorgehen bei der Verabschiedung von Mitarbeitern im Detail ist, welche Abschiedsworte fallen und von wem diese gesprochen werden - schlussendlich geschieht das Alles nicht nur für denjenigen, der geht. Diese Zeremonie ist auch eine gute Gelegenheit, die Unternehmenskultur zu kalibrieren. Denn die im Unternehmen verbleibenden Kollegen nehmen solche Veranstaltungen sehr genau wahr. Passen Abschiede zur Philosophie, kann das durchaus stärkend für das Team wirken.
Ausgesprochen wichtig sind solche Abschiede für die verbleibenden Mitarbeiter dann, wenn es ein Abschied aus wirtschaftlichen Gründen ist. Hier ist noch viel mehr Feingefühl gefragt und abzuklären, wie es dem oder den "Gehenden" wirklich geht.
Das Ritual des Abschieds ist in diesen Fällen oft ein klares internes Zeichen. Wer das versäumt oder nicht beachtet, hat eine wichtige Chance verpasst, das Vertrauen zu den weiterhin beschäftigten Mitarbeitern aufzubauen.