Mobile, Messenger, Bilder & Videos

Der große Facebook-Plan

22.12.2015
Facebook hat mehr als 1,5 Milliarden Nutzer. Und der Konzern arbeitet hart daran, diese immer enger an sich zu binden. Neue Dienste für alle möglichen Lebenssituationen sollen sie künftig auf dem weltgrößten sozialen Netzwerk halten.

2015 war ein Rekordjahr für Facebook. Dessen Dimension sind indes nur schwer zu realisieren: 1,5 Milliarden Nutzer weltweit, eine Milliarde täglich. Doch für das weltgrößte Social Network ist das noch lange nicht genug. Im Gegenteil: Gründer Mark Zuckerberg baut zunehmend Druck auf - vor allem, um die Milliarden Menschen in Entwicklungsländern ins Netz - und damit auch zu Facebook - zu bringen. Zugleich sollen Facebook und all seine Dienste zu einer Plattform verschmelzen die man immer seltener verlassen muss - ganz egal was man im Netz vorhat.

Facebook verfolgt eine klare Mission: die Vernetzung der Welt.
Facebook verfolgt eine klare Mission: die Vernetzung der Welt.
Foto: GongTo - shutterstock.com

Facebook Messenger: Chat-App bekommt Assistenz

So wird der Facebook Messenger mit zuletzt mehr als 700 Millionen Nutzern zu einer Art Schweizer Taschenmesser unter den Chat-Diensten entwickelt. Zuletzt spendierte man dem Facebook Chat - vorerst nur in den USA - einen Button für den Direkt-Zugriff auf Fahrdienste wie Uber. Zuvor hatte man seitens Facebook bereits eine Zahlungs-Funktion eingebaut, die es erlaubt kleinere Geldbeträge an Freunde zu überweisen. Auch eine Videochat-Funktion wurde implementiert. Ein weiteres ambitioniertes Facebook-Projekt: Der Facebook Messenger soll künftig einen persönlichen, digitalen Assistenten bieten. "M" - so der Name des Facebook Messenger Assistenten - soll der Userschaft bei allen möglichen Problemen des Alltags behilflich sein - etwa wenn es darum geht, einen Tisch im Restaurant reservieren, ein Geschenk für den Partner auszusuchen oder das Reiseziel fürs Wochenende auszuwählen und auch gleich zu buchen. "Er kann Dinge, die niemand sonst kann", prahlte David Marcus, verantwortlich für den Facebook Messenger, bei der Vorstellung im August. Dabei spielte er selbstverständlich auf die digitale Assistenz der Konkurrenz - namentlich Apples Siri und Microsofts Cortana - an. Denn Facebook setzt bei "M" neben Algorithmen auch auf menschliche Helfer. Die sollen dafür sorgen, dass jede Anfrage erfüllt wird.

Facebook Videos: YouTube im Visier

Facebook plant zudem, der Google-Tochter YouTube in Sachen Videos Konkurrenz zu machen und experimentiert "nebenher" auch mit integrierten Mini-Onlineshops in seiner Mobil-App. Nicht zu vergessen: mehr als 400 Millionen Nutzer beim Foto-Dienst Instagram, das Streaming von Live-Videos und die "Instant Articles", mit der Facebook auch zu einer Plattform für Artikel klassischer Medien werden will. Die Inhalte werden dabei bei Facebook gespeichert, damit es keine Wartezeiten gibt. Die "Washington Post", inzwischen in Besitz von Amazon-Gründer Jeff Bezos, kündigte bereits an künftig alle Artikel bei Facebook zu veröffentlichen. Andere Medien und Medienhäuser sind von dieser Entwicklung alles andere als begeistert. Jüngst musste Facebook deswegen auch bei den Werbe-Konditionen nachbessern.

Am deutlichsten werden die Ambitionen des Facebook-Konzerns in den Entwicklungsländern, wo Milliarden Menschen derzeit noch nicht online sind. Mit seiner Initiative "Internet.org" bietet Facebook dort einen abgespeckten Facebook-Service zusammen mit anderen Online-Diensten sehr günstig oder kostenlos an. "Wir wissen, dass Facebook einer der Hauptgründe ist, weshalb Menschen vor allem in Entwicklungsländern Telefone kaufen", sagte die für das operative Geschäft bei Facebook zuständige Managerin Sheryl Sandberg schon Anfang des Jahres. "Die Menschen gehen in Telefon-Läden und sagen: 'Ich will Facebook'. Die Leute verwechseln Facebook und Internet mancherorts."

Die Vernetzung der Welt mit Facebook

Mark Zuckerberg lässt jedenfalls keinerlei Zweifel daran, dass sein Netzwerk das erklärte Ziel - nämlich die Vernetzung der ganzen Welt - unbedingt erreichen möchte. "Selbst wenn das bedeutet, dass Facebook dafür im nächsten Jahrzehnt Milliarden Dollar ausgibt, glaube ich, dass es auf lange Sicht gut für uns und die Welt sein wird", sagte Zuckerberg bei einem Auftritt im September. In Indien überwand Facebook jüngst massive Proteste gegen seinen kostenlosen, aber eingeschränkten Internet-Zugang "Free Basics" und führte ihn im November landesweit ein. Nach der Kritik wurde die Plattform für alle Dienste geöffnet - nur beim Datenverkehr müssen die Nutzer sparsam sein.

Zugleich zeigt sich, dass auch Facebook nicht alle Bereiche des Internets knacken kann. Vor wenigen Wochen löste das soziale Netzwerk sein App-Labor Creative Labs auf und zog drei Anwendungen zurück. Dazu gehörten die auf anonyme Nutzung ausgelegte Chat-App "Rooms", die erst im April vorgestellte Video-App "Riff" und die Anwendung "Slingshot". Letztere ist bereits der zweite Fehlschlag bei dem Versuch mit Snapchat und seinen von alleine verschwindenden Fotos zu konkurrieren. (dpa/fm)