Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas gaben die Partner nun bekannt, dass Dell zukünftig einen Großteil seiner neuen Notebooks und Tablets mit vorinstalliertem Dropbox-Account ausliefern wird. Das Abkommen zwischen den recht unterschiedlich aufgestellten Anbietern ist interessant und einer genaueren Betrachtung wert.
Wer hat bei dem Deal die Hosen an?
Bekanntlich gehört die Zukunft denjenigen, die glaubhaft Wachstum und Prosperität versprechen können. Zwar ist Dell gemessen am aktuellen Umsatz noch rund 300 mal so groß wie Dropbox. Aber Wachstum und Innovationsstärke wird derzeit eher dem kalifornischen Start-Up zugemessen. Wobei Start-Up wohl nicht mehr der richtige Begriff ist. Dropbox hat sich in den letzten Jahren zum klaren Marktführer für Cloud-basierte Storage- und Collaboration Services im Consumer-Markt entwickelt und kann derzeit laut eigenen Angaben auf rund 200 Millionen Nutzer, darunter angeblich vier Millionen Unternehmensanwender verweisen. Dell eröffnet die exklusive Partnerschaft eine große Chance, die eigenen Produkte aufzuwerten und mit innovativen Cloud-Diensten zu bewerben. Aber auch für Dropbox birgt der Deal ein enormes Potenzial. Nicht nur um neue Nutzer zu gewinnen, die zwar Dell-Produkte kaufen, sich aber in der neuen Cloud-Welt noch nicht auskennen. Sondern auch um den Anteil der zahlenden Nutzer in die Höhe zu treiben.
Steht das Dropbox-Wachstum am Beginn oder Ende der Entwicklung?
Denn die beeindruckenden Zahlen, die Dropbox in den letzten Jahren vorgelegt hat, bergen noch einige Risiken. So hat sich das Nutzerwachstum in den letzten Monaten leicht abgeschwächt (100 Millionen in November 2012 auf 175 Millionen in Juli 2013 auf 200 Millionen in November 2013), obschon die Verdopplung der Nutzerzahl einen Preis wert wäre.
Auch musste Dropbox die Prognosen zum Umsatz in 2013 drastisch zurückfahren. Erwartet wurden ursprünglich 1 Milliarde Dollar Umsatz. Diese Zahl wurde nun nach Ablauf des Jahres auf rund 200 Millionen Dollar nach unten revidiert. Nach der letzten Finanzierungsrunde, die Dropbox weitere 250 Millionen Dollar zugeführt hat, wird das Unternehmen mit rund 8 Milliarden Dollar bewertet. Somit ist Dropbox in den Olymp der Top-Tech-Firmen aufgestiegen. Doch viele Investoren und Markbeobachter fragen sich, ob die Bewertung gerechtfertigt ist.
Dropbox - Das große Wachstum noch vor sich
Die Einschätzung von Crisp Research lautet: Ja. Dropbox hat das Potenzial den Umsatz in den kommenden Jahren zu vervielfachen. Derzeit zahlen nur rund acht Prozent der Unternehmensanwender für ihre Accounts, also rund 330.000 von den vier Millionen Kunden. Auch bei den privaten Nutzern sind es erst 0,7 Prozent, die sich den Premium-Account mit mehr Speicherplatz und speziellen Funktionen gönnen. Geht man davon aus, dass viele Nutzer zukünftig einen sicheren und einfachen Speicherplatz in der Cloud benötigen, ist es durchaus realistisch, dass Dropbox den Anteil seiner zahlenden Nutzer auf 20 Prozent anheben kann. Knapp zehn Dollar pro Monat stellen eine akzeptable Preisgrenze dar.
In diesem Szenario würde Dropbox bereits 4,8 Milliarden Dollar Umsatz erzielen (800.000 zahlende Unternehmenskunden sowie 39,2 Millionen private Premiumnutzer), ohne weiteres Nutzerwachstum. Je nachdem, wie schnell Dropbox diesen Schwenk zu mehr zahlenden Anwendern bewältigt, kann das Unternehmen nach Amazon AWS die umsatzstärkste Company im Bereich der Public Cloud Services werden. Das wäre dann wohl auch der richtige Zeitpunkt für den IPO der Firma.
Was Dropbox aufhalten kann
Derzeit befindet sich Dropbox auf der Gewinnerstraße. Das Unternehmen hat ein großes Momentum. Aber einige Faktoren, können die Erfolgsgeschichte immer noch ausbremsen:
Europäische und asiatische Nutzer wenden sich massiv von US-Cloud-Diensten ab.
Google und Microsoft machen mit eigenen Services ernst.
Nutzer wenden sich alternativen Storage-Konzepten (Projekt Ori) zu.
Alles in allem eine spannende Zeit für die Anbieter im Cloud-Storage-Segment, das nicht nur die Privatanwender, sondern auch die Unternehmensanwender betrifft. Denn auch hier entwickeln sich hochinteressante Konzepte, wie beispielsweise das Hardware-Startup Nutanix zeigt. Nutanix verfolgt ein Konzept, das verteilte Speichereinheiten in virtuellen Umgebungen nutzbar macht. (jha)