Wer die Nachrichten der letzten Monate verfolgt hat, muss den Eindruck bekommen, dass es kaum einen Markt gibt, dem es so schlecht geht wie dem Consumer-Electronics-Markt. So sollen laut Aussagen einiger Analysten die Verkaufszahlen allein bei Computern 2016 im Vergleich zum Vorjahr weltweit um 10 Prozent gesunken sein. Im gleichen Jahr soll der Smartphone-Markt das erste Mal seit 10 Jahren unter 2 Prozent gestiegen sein.
Dabei wird oft übersehen, dass zwar die Verkaufszahlen insgesamt sinken, aber einige Gerätetypen hohe Steigerungsraten aufweisen. Bei Laptops beispielsweise ist vor allem die Anzahl der verkauften Geräte im Bereich über 700 US-Dollar gesunken, während die Absatzzahlen bei Laptops für unter 300 US-Dollar stark gestiegen sind.
Das bedeutet, dass die Kunden deutlich preissensitiver sind als früher und beispielsweise wegen einer verhältnismäßig geringen Leistungssteigerung bei Prozessoren oder Grafikkarten nicht gleich ein komplett neues und teures Gerät kaufen wollen.
Viele Kunden, egal ob Privatleute oder Unternehmenseinkäufer, setzen deshalb zunehmend auf sogenannte Refurbished Devices. Hierbei handelt es sich um Computer, Tablets oder Smartphones, aber auch Server oder Storages, die bereits eingesetzt wurden und nach einer Überprüfung und/oder einem Austausch von defekten Teilen erneut in den Verkauf gebracht werden. Dabei kann es sich um fast neue oder aber auch einige Jahre alte Geräte handeln. Und der Markt dieser Altgeräte ist nicht zu unterschätzen: Nach Einschätzungen von Experten soll er weltweit bei rund 10 Milliarden US-Dollar jährlich liegen.
Nicht sichtbar ist nicht gleich wirklich gelöscht
Viele der Refurbisher verkaufen nicht nur gebrauchte Geräte, sondern kaufen auch an. Bevor man allerdings sein Gerät einem Refurbisher anbieten oder privat auf einer der gängigen Plattformen verkaufen möchte, sollte man auf jeden Fall die auf dem Gerät gespeicherten eigenen Daten restlos gelöscht haben.
In Zeiten von Hacking, Phishing oder Datenlecks bei großen Internetprovidern wie Google und Co. sind sich zwar viele Nutzer der Gefahren von mangelndem Datenschutz bewusst, aber sie handeln nicht danach. Eine Studie, die Kroll Ontrack zusammen mit dem Datenlöschanbieter Blancco Technology im Jahr 2015 durchführte, ergab, dass bei 35 Prozent der über Amazon, Ebay und Gazelle testweise eingekauften Smartphones und sogar bei 48 Prozent der gekauften HDDs und SSDs noch Daten wiederhergestellt werden konnten. Die genauere Untersuchung zeigte, dass unter den Mobilgeräten und Festplatten/SSDs, auf denen noch Daten gefunden wurden, bei 57 bzw. 75 Prozent ein Löschversuch unternommen worden war.
Es ist eine weit verbreitete Meinung, dass der Lösch-Befehl, das Leeren des Papierkorbs oder die Formatierung eines Laufwerks geeignete Lösungen zum schnellen und endgültigen Löschen sämtlicher Daten seien. Jedoch bedeutet die Tatsache, dass die Inhalte nicht mehr sichtbar sind, leider nicht, dass sie auch nicht mehr auf dem Gerät vorhanden sind.
Diese Art des Löschens, die man als einfaches Löschen definieren könnte, führt nämlich lediglich zur Vernichtung der Zeiger, die dem Betriebssystem sagen, wo sich die Dateien befinden. Sie führt jedoch nicht zur definitiven Vernichtung des Inhalts der Dateien selbst. Das gilt im Wesentlichen sowohl für Computer und Tablets als auch für die Betriebssysteme der Smartphones. Deshalb müssen - bevor man Geräte veräußert oder weitergibt (beispielsweise in Unternehmen an neue Mitarbeiter) - andere, sichere und zertifizierte Lösungen her.
Datenlöschsoftware, Degausser oder Verschlüsselung?
Der beste Weg, um einen alten Computer oder ein Mobilgerät für den Verkauf oder eine Umwidmung innerhalb einer Firma vorzubereiten, ist eine Datenlöschung mit einer spezialisierten Datenlöschsoftware. Diese Programme arbeiten nach den höchsten Industriestandards, ohne dabei die Funktionalität der Geräte zu beeinträchtigen. Bei der Auswahl einer Datenlöschsoftware gibt es eine Fülle an Anbietern. Hier kommt es darauf an, ob man eine professionelle und zertifizierte Lösung nutzen möchte oder muss oder ob ein kostenloses Tool aus dem Internet reicht. Im Falle eines Unternehmens sollte man auf jeden Fall eine professionelle Lösung bevorzugen, um bei späteren Nachfragen einen Nachweis erbringen zu können.
Alternativ dazu, und wenn man auf das Speichergerät nicht mehr zugreifen kann, bietet sich ein sogenannter Degausser an, eine Hardware-Lösung. Traditionelle Festplatten verwenden Magnetfelder, um Daten entweder auf den sogenannten Scheiben oder auf dem Bandmaterial zu speichern. Beim Degaussing - also beim Entmagnetisieren - werden die Magnetfelder zerstört. Zusätzlich zerstört der Degausser alle magnetischen Informationen auf den Festplatten-Tracks, Sektoren und allen gespeicherten Daten.
Diese Möglichkeit besteht allerdings nur für HDDs an und nicht für die chipbasierten SSDs. Hier lassen sich Daten nur mit einer Datenlöschsoftware restlos entfernen.
Als letzte Möglichkeit bietet sich die sogenannte Verschlüsselungslöschung an. Vereinfacht gesagt nutzt man hier eine Hardware- und/oder Softwareverschlüsselung und vernichtet anschließend den dazugehörigen Key. Vorteil dieser Methode ist, dass die Verschlüsselung nicht geknackt, aber das Gerät anschließend weiterverwendet werden kann. Neue Daten werden einfach auf die verschlüsselten Daten geschrieben.
Warum nicht die Hardware physisch zerstören?
Wenn man sein Speichergerät nicht mehr verkaufen oder nutzen will, kann man daran denken, es physisch zu zerstören. Doch selbst bei im wahrsten Sinne des Wortes physisch zerstörter Hardware kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich Daten nicht doch wiederherstellen lassen.
Eine intakte Festplatte lässt sich natürlich leicht von einem Gerät in ein anderes einsetzen - und dort können die Daten gelesen werden. Aber selbst eine zerschmetterte Platte kann man wieder zusammensetzen und mit viel Anstrengung könnte man auch deren Inhalt noch auslesen.
Bei Flash-Speichern sieht die Sache anders aus: Die Daten sind dann dauerhaft gelöscht, wenn der Speicherchip zerstört ist.
In anderen Szenarien können Daten ebenfalls oft wiederhergestellt werden. Controller-Chip kaputt? Kein Problem - der Speicher selbst kann auch in eine andere Einheit eingebaut, dort eingesetzt und wieder ausgelesen werden.
Daten auf Altgeräten sollten also in jedem Fall vor Verkauf oder Weitergabe sicher gelöscht werden. Die Methoden und Lösungen, die dazu nötig sind, sind seit Jahren im Einsatz und ausgereift. Und was für Firmen schon seit langem schon Pflicht ist, sollte auch für Privatleute zu einer notwendigen Kür werden.(PC-Welt)