Messies neigen zum Sammeln nutzloser Dinge. Sie sind bekanntermaßen nicht in der Lage, zwischen wichtig und unwichtig abzuwägen. Das gipfelt in einer Unfähigkeit, das eigene Alltagsleben zu organisieren. Nichts anderes droht Unternehmen mit der Digitalisierung.
Die Menge der in Umlauf befindlichen Daten steigt exponentiell. Nach Expertenschätzungen kommt derzeit weltweit alle zehn Minuten ein Datenberg von fünf Milliarden Gigabyte hinzu. Unternehmen sammeln, was das Zeug hält. Sie treibt die Hoffnung, die Daten eines Tages analysieren und monetarisieren zu können. Es klingt fast nach dem klassischen Dreisprung im Datenmanagement: Sammeln, Speichern, Analysieren. Aber der Vergleich hinkt und zwar gewaltig. Nur ein Bruchteil der global vorhandenen Datenbestände ist geschäftsrelevant und eignet sich tatsächlich zur Auswertung.
Ohne Einsicht keine Analyse
Die von Unternehmen gesammelten Datenberge setzen sich ganz unterschiedlich zusammen: aus geschäftskritischen Informationen, die wichtig für den Betrieb und Erfolg der Organisation - und damit schützenswert - sind. Und aus ROT-Daten. ROT steht für "Redundant, Obsolet, Trivial" (redundant, veraltet, unbedeutend). Daten dieser Art haben keinerlei Geschäftswert und müssten regelmäßig gelöscht werden, um Kosten zu sparen.
Hinzu kommt noch der riesige Anteil so genannter Dark Data. Hier ist schlichtweg nicht bekannt, worum es sich handelt. Wer aber ihren Inhalt nicht kennt, weiß auch nichts vom Wert dieser Daten. Zu dunklen Daten können sowohl geschäftskritische als auch ROT-Daten gehören. Laut einer Analyse von Veritas, in der 10.000 IT-Führungskräfte und Büroarbeiter aus 13 Ländern befragt wurden, machen Dark-Data 66 Prozent aller in Deutschland gespeicherten Unternehmensdaten aus. Der ROT-Anteil liegt bei 19 Prozent, geschäftskritisch und damit verwendbar für Auswertungen sind lediglich 15 Prozent. Genau dieses Verhältnis macht deutlich: Wer analysieren will, sollte vorher aufräumen. Wer sparen will, sollte Unwichtiges löschen.
- Die Begriffe rund um Big Data
Big Data - was ist das eigentlich? Jeder spricht drüber, jeder versteht etwas anderes darunter. Klicken Sie sich durch unser Glossar mit den wichtigsten und meistgenutzten Begriffen (manche sagen auch "Buzzwords") und verstehen Sie, was damit genau gemeint ist. <br /><br /> <em>zusammengestellt von <a href="http://www.kommunikation-in-sendling.com/" target="_blank">Kriemhilde Klippstätter</a>, freie Autorin und Coach (SE) in München</em> - Ad Targeting
Der Versuch, die Aufmerksamkeit des potenziellen Kunden zu gewinnen, meist durch "passgenaue" Werbung. - Algorithmus
Eine in Software gegossene mathematische Formel mit der ein Datensatz analysiert wird. - Analytics
Mit Hilfe von Software-basierenden Algorithmen und statistischen Methoden werden Daten interpretiert. Dazu benötigt man eine analytische Plattform, die aus Software oder Software plus Hardware besteht und die die Werkzeuge und Rechenpower bereitstellt, um unterschiedliche analytische Abfragen durchführen zu können. Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Formen und Einsatzzwecke, die in diesem Glossar näher beschrieben sind. - Automatic Identification and Capture (AIDC)
Jede Methode der automatischen Identifizierung und Datensammlung über eine Gegebenheit und die nachfolgende Speicherung in ein Computersystem. Etwa die Informationen aus einem RFID-Chip, die ein Scanner ausliest. - Behavioral Analytics
Behavioral Analytics nutzt Informationen über das menschliche Verhalten, um die Absichten zu verstehen und zukünftiges Verhalten vorhersehen zu können. - Business Intelligence (BI)
Der generelle Ausdruck für die Identifizierung, Herkunft und Analyse der Daten. - Call Detail Record (CDR) Analyse
Diese enthält Daten, die die Telekommunikationsunternehmen über die Nutzung von Mobilfunkgesprächen – etwa Zeitpunkt und Dauer der Gespräche – sammeln. - Cassandra
Ein verteiltes Datenbank-Verwaltungssystem für sehr große strukturierte Datenbanken („NoSQL“-Datenbanksystem) auf Open-Source-Basis (Apache). - Clickstream Analytics
Bezeichnet die Analyse der Web-Aktivitäten eines Benutzers per Auswertung seiner Klicks auf einer Website. - Competitive Monitoring
Tabellen, in denen die Aktivitäten der Konkurrenz im Web automatisch gespeichert werden. - Complex Event Processing (CEP)
Ein Prozess, bei dem alle Aktivitäten in den Systemen einer Organisation überwacht und analysiert werden. Bei Bedarf kann sofort in Echtzeit reagiert werden. - Data Aggregation
Das Sammeln von Daten aus unterschiedlichen Quellen für die Erstellung eines Berichts oder für eine Analyse. - Data Analytics
Ein Stück Software, mit dem Informationen aus einem Datensatz gezogen werden. Das Ergebnis kann ein Report, ein Status oder eine Aktion sein, die automatisch gestartet wird. - Data Architecture and Design
Legt dar, wie Unternehmensdaten strukturiert sind. Meist erfolgt das in drei Prozessschritten: Begriffliche Abbildung der Geschäftseinheiten, logische Abbildung der Beziehungen innerhalb der Geschäftseinheit sowie die physikalische Konstruktion eines Systems, das die Tätigkeiten unterstützt. - Data Exhaust
Die Daten, die eine Person bei ihrer Internet-Aktivität "nebenbei" erzeugt. - Data Virtualization
Der Prozess der Abstraktion verschiedener Datenquellen durch eine einzige Zugriffsschicht auf die Daten. - Distributed Object
Ein Stück Software, das es erlaubt, mit verteilten Objekten auf einem anderen Computer zusammenzuarbeiten. - De-Identification
Das Entfernen aller Daten, die eine Person mit einer bestimmten Information verbindet. - Distributed Processing
Die Ausführung eines Prozesses über verschiedene per Netzwerk verbundene Computer hinweg. - Drill
Apache Drill ist eine Open-Source-SQL-Suchmaschine für Hadoop- und NoSQL-Datenmanagement-Systeme. - Hadoop
Ein freies, in Java geschriebenes Framework der Apache Foundation für skalierbare, verteilt arbeitende Software in einem Cluster. Es basiert auf dem bekannten MapReduce-Algorithmus der Google Inc. sowie auf Vorschlägen des Google-Dateisystems. - HANA
SAPs Software-und Hardware-Plattform mit In-Memory-Computing für Echtzeitanalysen und große Transaktionsvolumen. - In-Database Analytics
In-Database Analytics bezeichnet die Integration der Analysemethoden in die Datenbank. Der Vorteil ist, dass die Daten für die Auswertung nicht bewegt werden müssen. - In-Memory Database
Jedes Datenbanksystem, das den Hauptspeicher für die Datenspeicherung benutzt. - In-Memory Data Grid (IMDG)
Die verteilte Datenspeicherung im Hauptspeicher vieler Server für schnellen Zugriff und bessere Skalierbarkeit. - Machine-generated Data
Alle Daten, die automatisch von einem Rechenprozess, einer Applikation oder einer nicht-menschlichen Quelle erzeugt werden. - Map/reduce
Ein Verfahren, bei dem ein großes Problem in kleinere aufgeteilt und an verschiedene Rechner im Netz oder Cluster oder an ein Grid aus unterschiedlichen Computern an verschiedenen Standorten ("map") zur Bearbeitung verteilt wird. Die Ergebnisse werden dann gesammelt und in einem (reduzierten) Report dargestellt. Google hat sein Verfahren unter der Marke "MapReduce" schützen lassen. - Mashup
Dabei werden unterschiedliche Datensätze innerhalb einer Applikation so kombiniert, dass das Ergebnis verbessert wird. - NoSQL
Datenbanken, die nicht relational aufgebaut sind und mit denen sich große Datenvolumina handhaben lassen. Sie benötigen keine festgelegten Tabellenschemata und skalieren horizontal. Beispielsweise ist Apache Cassandra eine NoSQL. - Operational Data Store (ODS)
Darin werden Daten aus unterschiedlichen Quellen gesammelt damit noch weitere Operationen ausgeführt werden können, bevor die Daten in ein Data Warehouse exportiert werden. - Pattern Recognition
Die Klassifizierung von automatisch erkannten Mustern. - Predictive Analytics
Diese Form der Analytics nutzt statistische Funktionen in einem oder mehreren Datensätzen, um Trends oder zukünftige Ereignisse vorherzusagen. - Recommendation Engine
Per Algorithmus werden die Kundenbestellungen einer Website analysiert und sofort passende Zusatzprodukte ausgesucht und angeboten. - Risk Analysis
Die Anwendung statistischer Methoden auf einen oder mehrere Datensätze, um das Risiko eines Projekts, einer Handlung oder Entscheidung abschätzen zu können. - Sentiment Analysis
Dabei werden Einträge von Leuten in sozialen Netzwerken über ein Produkt oder ein Unternehmen statisch ausgewertet. - Variable Pricing
Dabei folgt der Kaufpreis eines Produkts dem Angebot und der Nachfrage. Das erfordert die Echtzeit-Überwachung von Konsum und Lagerbestand. - Parallel Data Analysis
Ein analytisches Problem wird in Teilaufgaben aufgebrochen und die Algorithmen werden auf jede Problemkomponente zeitgleich und parallel angewendet. - Query Anal
In diesem Prozess wird eine Suchanfrage optimiert, um das bestmögliche Ergebnis zu erhalten. - Reference Data
Daten, die ein physikalisch oder virtuell vorhandenes Objekt und seine Eigenschaften beschreiben.
Das verborgene unsichtbare Risiko
Doch wäre es zu kurz gedacht, in den dunklen Daten nur verschenktes Analysepotenzial zu sehen. Eine weit größere Gefahr ist, dass sich darunter auch illegale Daten befinden können, die letztlich die Compliance gefährden. Das spricht erst recht dafür, die Verwaltung der angehäuften Datenmengen zu einer der dringlichsten Aufgaben im Unternehmen zu erklären - vor allem mit Blick auf die kürzlich veröffentlichte EU-Datenschutz-Grundverordnung. Sie tritt 2018 in Kraft und regelt genau, wie in Europa zukünftig mit personenbezogenen Daten umzugehen ist. Um ihr entsprechen zu können, müssen Unternehmen wissen, wo welche Daten liegen. Anders ausgedrückt: Einblick in Dark Data und daraus dann Erkenntnis gewinnen.