Der Schlüssel zum Erfolg datengetriebener Unternehmen basiert nicht nur auf der Datenmenge. Viel wichtiger ist, wie die Daten reibungslos und strategisch sinnvoll genutzt werden. Anwendungsfälle aus der Landwirtschaft belegen zudem, dass der Austausch von Daten nicht an den Unternehmensgrenzen stoppen muss. Ein Beispiel hierfür ist die Kooperation von John Deere, CLAAS und 365FarmNet. Sie zeigt, wie man gleichzeitig im Wettbewerb stehen und kooperieren kann. Daraus ziehen alle beteiligten Unternehmen Vorteile- ein disruptiver Ansatz, auch über den Landwirtschaftssektor hinaus.
Data Sharing: Doppelte Herausforderung
Landwirte besitzen oder nutzen heute einen Fuhrpark an Landmaschinen, die oft von verschiedenen Herstellern stammen. Dementsprechend benötigen sie in der Regel mehrere IT-Systeme, um ihre Maschinen zu steuern und zu überwachen, da in ihnen immer mehr digitale Technik verbaut ist. Viel effizienter wäre es jedoch, die Daten über eine Schnittstelle auszutauschen, so dass der Landwirt alle Maschinendaten in seinem bevorzugten Datenportal auf einen Blick sieht.
Genau hier setzt DataConnect an. Über eine Schnittstelle können die Landwirte ihre Daten übertragen und in dem von ihnen favorisierten System bearbeiten. Die Daten selbst wiederum verbleiben bei den einzelnen Herstellern. Eine solche direkte, herstellerübergreifende und industrieoffene Cloud-to-Cloud-Lösung haben CLAAS, 365FarmNet und John Deere mit DataConnect geschaffen. Zu den ausgetauschten Daten zählen Informationen wie aktuelle und bisherige Positionen, Geschwindigkeit, Tankfüllstand oder Status der Maschine.
Für die Landwirte ist dieser Datenaustausch entscheidend, um eine nachhaltige Präzisionslandwirtschaft zu realisieren. Schließlich setzt diese ein nahtloses Zusammenspiel zwischen den Maschinen, den Mitarbeitern, den Entscheidungsträgern des Betriebes sowie den eingesetzten Softwarelösungen voraus. Für den Nutzer entsteht zudem kein Zusatzaufwand, denn es sind weder weitere Hardwarekomponenten noch zusätzliche Softwarelösungen nötig. Die Hoheit über die Daten bleibt ausschließlich beim Landwirt.
Anders sieht es auf der Herstellerseite aus. Diese sehen sich mit zwei Herausforderungen konfrontiert: Einmal müssen die rein technischen Fragen geklärt werden, also wie das Data Sharing effektiv, sicher und transparent gelingen kann. Außerdem braucht es eine grundlegend strategische Auseinandersetzung darüber, wie die Lösung realisiert werden kann.
Digitale Landwirtschaft: Auf die Schnittstellen kommt es an
Im Fall von DataConnect war den beteiligten Unternehmen von Anfang an die zentrale Rolle der Schnittstellen zwischen den Systemen klar. Die Inkompatibilität der Landmaschinen untereinander ist ein großes Hemmnis in der Präzisionslandwirtschaft. Mit Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Cloud-Lösungen konnten die Systeme nun harmonisiert und vereinheitlicht werden.
Das Ergebnis: Die digitalen Schlagbäume hoben sich und für ausgewählte Informationen wurde ein nahtloser Datenfluss ermöglicht. Die Verbindung zwischen Hersteller-Cloud A und Hersteller-Cloud B kann der Landwirt für seine Fahrzeuge selbst initiieren. Dabei sieht er genau, welche Daten bei dieser Verbindung ausgetauscht werden. Zu jeder Zeit kann er diese Verbindung auch wieder "kappen", wenn etwa ein Maschinentausch aufgrund einer Neuinvestition ansteht.
Dass zunächst nur ein überschaubarer Teil der Daten geteilt wird, tut dem Ansatz keinen Abbruch. So verknüpft DataConnect derzeit nur technische Informationen. In Zukunft soll das System aber auch agronomische Daten teilen, beispielsweise Düngekarten oder Informationen zur Bodenbeschaffenheit. Das System kann sich organisch entwickeln und gemeinsam von allen Beteiligten vorangetrieben werden.
Plattformökonomie: Wettbewerb treibt Angebot
Ihr volles Potenzial entfalten derartige Cloud-to-Cloud-Lösungen dann, wenn die beteiligten Unternehmen im Rahmen der Kooperation weiter im Wettbewerb stehen. Das wichtigste Kriterium dafür ist, dass die Anwender die Plattform für die Benutzeroberfläche frei wählen und jederzeit wechseln können. Wenn es also einem Kooperationspartner gelingt, aus den gemeinsam genutzten Daten einen größeren Mehrwert für die Anwender zu generieren, als die Konkurrenz, stehen die anderen Beteiligten unter Zugzwang und müssen schleunigst nachziehen. Das Ergebnis: Dieser ständige Wettbewerb sorgt für eine stetige Verbesserung des Angebots.
Vor der vermeintlichen Mammutaufgabe, die die Kooperation mit Konkurrenten mit sich bringt, sollten Unternehmen dennoch nicht zurückscheuen. Aber es ist durchaus sinnvoll, klein anzufangen und das gemeinsame System dann weiterzuentwickeln. Wenn alle Stakeholder erste strategische Erfahrungen damit gemacht haben, kann die Zusammenarbeit dann schrittweise weiterwachsen.