Im Online-Karriere-Ratgeber fragt eine Leserin: "Ich habe mein Studium beendet und trete am 1. Januar einen Job bei einem amerikanischen Unternehmen an. Bei den diversen Vorstellungsrunden habe ich festgestellt, dass sich die Belegschaft zum größten Teil duzt. Persönlich habe ich eigentlich kein Problem damit, aber ich bin mir unsicher, was beruflich richtig ist - man will ja als Berufsanfänger auch möglichst keine Fehler machen."
Shahram Rokni, Inhaber des IT-Dienstleisters Systrade, antwortet: "Wenn es an Ihrer künftigen Arbeitsstelle zum guten Ton gehört, sich zu duzen, empfehle ich Ihnen, sich nicht querzustellen. Wer sich in einem amerikanischem Unternehmen oder einem hemdsärmeligen Betrieb nicht gleich alles verbauen will, sollte auf das "Du" eingehen. Dazu gibt es folgendes zu beachten: im Berufsleben steht Rang vor Geschlecht, daher entscheidet die Führungsperson, wann und wem sie das Du anbietet. Ich hoffe, dass Ihr Vorgesetzter damit umsichtig umgeht. Es sollte für alle transparent sein, wer warum geduzt wird. Entweder siezt eine Führungskraft alle Mitarbeiter und macht beispielsweise nur bei privaten Freunden eine Ausnahme oder sie duzt alle. Dabei Unterschiede zu machen, führt zu schlechter Stimmung.
Der Chef entscheidet, wem er das Du anbietet
Der junge Vorgesetzte darf dem älteren Mitarbeiter die vertrauliche Anrede anbieten, aber nicht der ältere Mitarbeiter dem jungen Chef. Unter Gleichrangigen geht die Initiative vom Älteren aus. Gute Gründe für eine Ablehnung gibt es nur wenige, beispielsweise wenn Kunden das Du anbieten. Dann sollten Sie ihre Absage mit dem Verweis auf eine höhere Stelle begründen. Es ist durchaus nachvollziehbar, dem Kunden zu erklären, dass das vertrauliche Du vom Arbeitgeber während laufender Projekte nicht gern gesehen wird, aber man sich sehr gern nach Abschluss des Projekts duzen kann.
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- Die erste Zeit im neuen Job - Tipps von Ulrike Rheinberger
Ulrike Rheinberger, Beraterin und Führungskräfte-Coach aus dem Berliner Büro Peak8, rät: „Spring nicht weiter, als Du sehen kannst!“ Sie gibt bei einem Wechsel sechs Tipps mit auf den Weg. Diese finden Sie auf den folgenden Seiten. - Tipp 1: Offen sein für Neues
Sich auf Veränderungen einstellen. Nicht erwarten, dass alles so läuft, wie man es kennt. - Tipp 2: die ungeschriebenen Regeln lernen
Sich Zeit nehmen, das Unternehmen zu beobachten. Welche ungeschriebenen Regeln gibt es, welche Mittagessen-Rituale? Erst verstehen, dann handeln. - Tipp 3: Für Rückendeckung sorgen
Den Schulterschluss mit dem Vorgesetzten suchen. Regelmäßige Kommunikation ist wichtig. "Der Neue" muss wissen, dass er Veränderungen mit der Rückendeckung des Vorgesetzten angehen kann, falls die Mitarbeiter mauern. - Tipp 4: Verbündete suchen
Innerhalb des neuen Teams Verbündete suchen. Auch hier gilt: erst einmal beobachten. Keine zu frühen Koalitionen bilden. - Tipp 5: Nicht den Vorgänger schlecht machen
Nicht den Vorgänger schlecht machen. Das wollen die Mitarbeiter nicht hören. Es ist wichtig, das Vorgefundene mit Wertschätzung zu betrachten. - Tipp 6: Sich die neuen Stärken bewusst machen
Change kann Stress auslösen. Aber wer Veränderungen bewältigt, generiert eine Kompetenz per se und bereichert das eigene Leben. Das darf man sich ruhig einmal bewusst machen.