"Wir wollen in diesem Bereich wieder Ordnung schaffen", sagt Michael Gorriz, CIO der Daimler AG. Gemeint ist der Komplex Weiterentwicklung, Wartung und Betrieb der produktiven SAP-Instanzen, die sich im gesamten Daimler-Konzern auf mehrere hundert summieren.
Nicht unbedingt die effizienteste Lösung
Diese Aufgaben waren zu Beginn des Jahrtausends auf eine ganze Reihe unterschiedlicher Anbieter verteilt worden, dar-unter T-Systems, Accenture und TDS. Eine derartige Servicevielfalt ist nicht unbedingt die optimale Lösung, räumt der CIO ein. Einheitliche Schemata und Prozesse ermöglichten weit effizientere Abläufe. Daimler beschloss deshalb, diesen Servicebereich in einer Hand zusammenzufassen - unter der Leitung des zuletzt für die HR-Systeme verantwortlichen Guido Vielsack. So wie die einzelnen Dienstleistungsverträge auslaufen, werden die Aufgaben der neuen Einheit anvertraut, die sie auf zum Teil vorhandene, zum Teil noch zu schaffende Ressourcen überträgt. Der letzte Vertrag wird mit dem Jahr 2016 enden
Die Teams in Indien und der Türkei übernehmen
Wie CIO Gorriz berichtet, werden die mit solchen Aufgaben befassten Ressourcen im Kernkonzern zu einem aus etwa 80 SAP-Experten bestehenden "Kopfteam" zusammengefasst, das vor allem koordinierende Aufgaben wahrnimmt. Der Großteil der Mitarbeiter soll in Indien und der Türkei ansässig sein. Im indischen Bangalore arbeiten bereits 250 IT-Experten für Daimler, demnächst kommen zirka 750 Mitarbeiter dazu. Das Team in der Türkei zählt bislang 90 Köpfe. Es soll jedoch deutlich aufgestockt werden - laut Gorriz auf rund 300 Mitarbeiter.
Das Gesamtprogramm bringt 150 Millionen Euro
Dank der besseren Ausnutzung des konzerneigenen Know-hows sowie mit Hilfe der Vereinheitlichung von Schemata und Prozessen will Daimler allein in diesem Bereich sein jährliches IT-Budget um mehr als 40 Millionen Euro entlasten. Weitere 110 Millionen sollen drei weitere Projekte einbringen:
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Der neue IT-Servicebereich wird auch Leistungen in der Entwicklung und im Betrieb von SAP-Systemen sowie beim technologieübergreifenden Rollout von IT-Systemen übernehmen. Das Anforderungs-Management verbleibt hingegen möglichst nah an den Fachbereichen.
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Zudem will Daimler das Management seiner Endanwendungs-Geräte - PCs, Laptops, Tablets und Smartphones - weltweit harmonisieren. Auch das könnte laut Gorriz etwa 35 Millionen Euro einsparen.
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Last, but not least steht eine Konsolidierung der Datenzentren an.
Das gesamte Programm, das unter dem Titel "Save for Growth" läuft, soll in den kommenden drei Jahren zu Einsparungen von 150 Millionen Euro führen. Das ist ein Viertel der heutigen Kosten in diesem Bereich. Die Konsolidierung der SAP-Instanzen ist ebenfalls geplant, aber nicht Teil dieses Programms. "Hier geht es um fachliche Prozesse", erläutert Gorriz den grundsätzlichen Unterschied zwischen den Vorhaben.
Keine Trendwende, aber ein Überdenken
Die von verschiedenen Medien kolportierte Trendwende in der Automotive-IT sieht Gorriz nicht. Als Beleg für den Insourcing-Trend dient eigentlich immer nur ein Unternehmen: Der US-Konzern General Motors hat angekündigt, mittelfristig seine gesamte IT zurückzuholen. Daimler habe derzeit in der IT eine Fertigungstiefe von knapp 30 Prozent und strebe einen Eigenanteil von maximal 35 Prozent an, berichtet Gorriz. Von einer Trendwende könne da wohl kaum die Rede sein: "Weder haben wir den Outsourcing-Hype mitgemacht, noch streben wir ein extensives Insourcing an. Wir wollen vielmehr die Anzahl unserer Mitarbeiter konstant halten."
Wo liegen die Synergiepotenziale?
Mit rund 5200 Köpfen sei das IT-Team des Konzerns - gemessen am Jahresumsatz von etwa zwei Milliarden Euro - tatsächlich eher knapp bemessen, konstatiert Gorriz. Auch die IT-Kosten seien mit 1,8 Prozent vom Umsatz bereits mehr als konkurrenzfähig. Generell spricht aus Gorriz` Sicht auch nichts dagegen, dass die Servicebereiche in Indien und der Türkei ihrerseits mit externen Dienstleistern zusammenarbeiten: "Hier haben wir zwar noch keine Ausschreibungen, aber bereits Requests for Information ausgesandt."
Outsourcing an sich ist für Daimler in der IT also ebensowenig tabu wie in der Automobilproduktion. Entscheidend sind jedoch ein sinnvolles Provider-Management und die tatsächlich gesteigerte Effienz der Abläufe. Hier liegen die Synergiepotenziele, die der Automotive-Konzern mit seinem aktuellen Insourcing nutzen kann. Das eingesparte Geld soll in neue Systeme und Services investiert werden, so lautet die offizielle Lesart. (mhr)