„Geistige Akupunktur ohne therapeutische Absicht“

COMPUTERWOCHE-Karikaturen

24.12.2019
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Oldrich Jelinek nimmt seit Jahrzehnten mit seinen Karikaturen die ITK-Industrie aufs Korn - Hier finden Sie all seine Cartoons aus den letzten Monaten.

Karikatur kann dabei auch augenzwinkernd daherkommen. Wenn etwa die unlängst verstorbene Stilikone Karl Lagerfeld von sich selbst sagte, er habe sich langsam, aber sicher zur Karikatur gemacht, dann kann man davon ausgehen, dass dieser belesene, intelligente und kritische Geist hier ganz bewusst einen intellektuellen Stolperstein in die Welt gesetzt hatte. Vom russischen Kritiker und Schriftsteller Wiktor Borrisowitsch Schklowski stammt die Aussage, dass Literatur eben solche Stolpersteine bieten soll, will sie zum Nachdenken anregen. Genau das sollte das Wesen auch einer gelungenen Karikatur sein.

Damit sind wir bei Oldrich Jelinek, dem Karikaturisten der COMPUTERWOCHE.

Dieser freundliche und zeitlose Herr darf nämlich im Wortsinn als stilbildend bezeichnet werden. Er hat seit Jahrzehnten in unserer Zeitung mit seinen Karikaturen die ITK-Industrie aufs Korn genommen - und damit ein gerüttelt Maß Anteil am Image und Anspruch unseres Mediums. Dem Anspruch, sich distanziert, neutral aber kritisch mit den Usancen und Entwicklungen der Branche, ihren Schwergewichten in den Unternehmen und ihren Tops und Flops auseinanderzusetzen.

Natürlich bekamen da die Großen der Szene häufiger ihr Fett weg, als diejenigen, die einfach nur mit im Spiel sind. Das ist Gesetz in der Medienwelt. Und das ist auch gut so - meistens jedenfalls.

Jelinek stichelt über die Digital Natives, die nicht mehr in der Lage sind, die Benutzeroberfläche eines Buches zu bedienen. Er ätzt über die Vor- und Nachteile der Gesundheitskarte - und nicht ganz zufällig überwiegt die Skepsis. Die Möglichkeiten der 3D-Produktion und ihre Folgen für die Menschheit diskutiert er treffend in einer etwas - ja - bösen Karikatur. Die Chancen künstlicher Intelligenz am Beispiel des kreativen Potenzials der Watson-Technik von IBM kreist Jelinek ironisch ein. Und spätestens bei den Heilsversprechungen des autonomen Fahrens läuft unser Zeichner zur großen Form auf. Ja, Jelinek ist nicht - jedenfalls nicht immer - politisch korrekt. Die Verhältnisse in der bösartigerweise anzunehmenden suboptimalen deutschen Durchschnittsehe rückt er mit zwei Sätzen ins rechte (?) Licht. Für die nun wirklich ganz ernst gemeinten Chancen, die sich durch den 3D-Druck für Leserinnen des "Fifty-Shades-of-Grey"-Machwerks ergeben, braucht er ebenfalls nur seine spitze Feder und einen knappen Kommentar, den er den besten aller möglichen Frauen in den Mund legt.

Und natürlich lässt sich Jelinek das Thema NSA nicht entgehen. Wie staatliche Fürsorge für Whistleblower à la Snowden in den USA aussehen kann, davon hat Jelinek eine Ahnung. Und da ist seine Feder sehr spitz.

So geht's im Galopp durch die ITK-Branche und in die große weite Welt der Politik, die schmunzelnd vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Dass es hierbei zu Kollateralschäden gerade auch bei den politischen Protagonisten kommt, ist absolut gewollt.

Wir haben hier einmal diejenigen Zeichnungen versammelt, die bislang veröffentlicht wurden. Es gilt: Stay connected. There is more to come.

(jm)