Collaboration sollte nicht bloß auf das Office beschränkt sein. Unsere Wirtschaft, unser politisches System - ja unsere gesamte Zivilisation - beruht auf Kollaboration. Wie wir uns ernähren, anziehen, bilden und amüsieren hängt von einer bemerkenswert komplexen - und überraschenderweise wenig beachteten - Kollaborationskette ab.
In der heutigen Zeit kommt es so gut wie nicht mehr vor, dass ein Produkt nur auf einen einzelnen Akteur zurückzuführen ist. Die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten und die Technologien die diese nutzen, sind die Schlüsselfaktoren modernder Existenz. Unternehmerischer Erfolg ist in allen vertikalen Märkten stark abhängig von effektiver Zusammenarbeit - sowohl intern, als auch extern. Und doch wird Kollaboration in vielen Fällen weder gemessen noch gemanagt. Wenn die heutigen Collaboration-Tools irgendwann ihr volles Potenzial entfalten sollen, müssen Management-Teams in aller Welt ihre Kollaborationsketten verstehen lernen.
Collaboration als Key-Skill
So entscheidend Collaboration in der digitalisierten Welt für den Erfolg ist, so unsichtbar ist sie auch. Keines der systematisch produzierten Dokumente eines Unternehmens gibt Auskunft über den Grad der Kollaboration.
Auf dem Karriere-Portal LinkedIn geben circa 500 Millionen Fachkräfte ihre Skills und Erfolge preis - aber es gibt keine allgemein gültige Kennzahl, die über ihre Fähigkeiten in Sachen Kollaboration Auskunft gibt. Allerdings reift innerhalb unserer Skill-besessenen Weltwirtschaft die Erkenntnis heran, dass selbst sehr gefragte Spezialisten wie etwa Data Scientists oder IT-Security-Spezialisten nicht mehr ohne Collaboration-Skills auskommen. Jeder verdiente CISO wird bereitwillig eingestehen, dass die Fähigkeit, effektiv mit anderen (auch fachfremden) Abteilungen und Personen zusammenzuarbeiten, ein Skill von grundlegender Bedeutung ist. Auch in den Bereichen Big Data, Data Science oder Analytics wird Kollaboration großgeschrieben.
Wenn bislang klar wurde, dass etwas Wichtiges vernachlässigt wurde, hat ein Analyst oder Akademiker die Aufmerksamkeit des C-Levels durch Proklamation erlangt. Bislang blieb der Ruf nach einem Chief Collaboration Officer für alle modernen Unternehmen allerdings aus. Es wird sich zeigen, ob diese Rolle künftig in den Organigrammen der Firmen Einzug halten wird. Sicher ist jedoch, dass Collaboration zwei Dinge braucht: Analyse und Management.
- Zusammenarbeit
Die Nutzung von Social Collaboration in deutschen Unternehmen will die Technische Universität Darmstadt ab sofort regelmäßig untersuchen. In Kooperation mit dem Berater Campana & Schott entstand jetzt der erste Band einer „Deutschen Social Collaboration Studie“. - Reifegradmodell
Die Forscher legen ein dreistufiges Reifegrad-Modell zugrunde, wobei Stufe 3 einem möglichst weit digitalisierten Unternehmen entspricht. Aktuell stehen deutsche Unternehmen im Schnitt bei einem Wert von 1,24. - Vier Idealtypen
Je nach Arbeitspraxis entspricht ein Unternehmen einem von vier Idealtypen. - Firmenkultur
Das, was ein Unternehmen zusammenhält, prägt seine Kultur. Auch hier entwerfen die Forscher vier Idealtypen. - Effizienz
Die Forscher sehen den Zusammenhang zwischen der Nutzung von Collaboration und der Effizienz eines Unterehmens als belegt an.
Kollaboration ist messbar
Vor mehr als einem Vierteljahrhundert leistete Dr. Karen Stephenson wichtige Pionierarbeit, als sie die menschlichen Verknüpfungen in komplexen Organisationen anhand einer rigorosen, systematischen und sehr mathematisch geprägten Analyse darstellte. Von der Wissenschaft wird Stephenson als Pionier auf dem Feld der Analyse von sozialen Netzwerken gesehen.
Die Wissenschaftlerin nutzte die Techniken der 'social network analysis' nicht nur, um die Verteilung von Büroräumen nach Firmenübernahmen zu optimieren, sondern auch dazu, die Zusammensetzung von Produktentwicklungs-Teams zu analysieren. Darüber hinaus half sie auch den Geheimdiensten dabei, die Kollaborationskette zu verstehen, die Terror-Netzwerken zugrunde liegt. Ganz ähnliche Tools und Techniken sollten auch Entscheider in Unternehmen nutzen, um (oft versteckte) Collaboration-Champions innerhalb der Belegschaft identifizieren (und fördern) zu können.
Kollaboration entscheidet in hohem Maß, wie die Informationen in einem Unternehmen fließen - oder eben nicht. Überraschend ist, dass der Großteil der Unternehmen die Analyse der Kollaboration nicht oder nur schleppend in Angriff nimmt. Denn ein besseres Verständnis darüber, wie Collaboration den Informationsfluss beeinflusst, scheint ein sicherer Weg zu sein, schneller und öfter zu positiven Ergebnissen zu kommen und dabei kostspielige Fehler zu vermeiden.
Vertrauen als Schlüssel zur Zusammenarbeit
Die Kollaborations-Kapazitäten eines Unternehmens stehen auch stellvertretend dafür, welches Maß an Vertrauen ein Unternehmen "versprüht". Damit ist nicht nur das Vertrauen gemeint, das die Mitarbeiter dem eigenen Unternehmen entgegenbringen. Auch das Vertrauen der Firma zu den Mitarbeitern und das Trust-Level innerhalb der Belegschaft zählen dazu. Das wiederum wirkt sich auf die Performance aus: Es besteht eine positive Korrelation zwischen dem Level an Vertrauen innerhalb einer Organisation und der Fähigkeit ihrer Mitglieder, gemeinsames Knowhow zu erarbeiten - wie Karen Stephenson im Interview mit der "Strategy+Business" sagte. Die Wissenschaftlerin konnte nach eigener Aussage zudem beobachten, dass in Unternehmen mit hohem Collaboration-Level auch geringere interne Transaktionskosten entstehen.
Es könnte sich also durchaus lohnen, wenn Sie künftig das Collaboration-Level in Ihrem Unternehmen analysieren und offensiv managen.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation computerworld.com.
- Es muss nicht immer Exchange sein
Wir vergleichen sieben Collaboration-Alternativen zu Microsofts Exchange und Outlook - mit Datenblättern sowie den Vor- und Nachteilen. - Zimbra
Die Softwareschmiede Zimbra, die zwischenzeitlich mehrfach den Besitzer gewechselt hat und von VMware über Telligent zu Synacor gewandert ist, machte bereits vor Jahren durch die gelungene Nachbildung von Outlook in einer Ajax-Web-Oberfläche von sich reden und war damit einer der Ajax-Pioniere. - Open-Xchange
Open-Xchange (OX) als einer der wegbereitenden Microsoft-Wettbewerber vereint neben Messaging die Bereiche Terminkalender, Adress-, Aufgaben- und Dokumentenverwaltung in einer umfassenden Produktsuite (Test-Drive). - Zarafa
"Zarafa" aus der gleichnamigen niederländischen Softwareschmiede schlägt technisch etwas andere Wege ein, um eine überzeugende Exchange- und Outlook-Alternative auf die Beine zu stellen. - Kerio
Kerio Connect (vormals Kerio MailServer) ist ein vorwiegend auf Messaging ausgerichtetes System (Testversion) mit Collaboration-Funktionen. Es präsentiert sich sehr flexibel, läuft es doch als Server auf allen Windows-Server-Plattformen sowie Windows 7, auf Linux und Mac OS - Communigate Pro
CommuniGate Pro bündelt seinen Hochleistungs-Mailserver mit umfangreichen Groupware-Funktionen sowie Kommunikationstools für Instant Messaging, Internet-Telefonie und Dropbox-ähnlichen Diensten in einem Paket. - Scalix
Im Kern ist "Scalix" eine Weiterentwicklung von Hewlett-Packards "Openmail" und hat den Schwerpunkt bei Mail- und Gruppenkalender-Funktionen. Im November 2013 belebte dann überraschend ein Management Buyout das Unternehmen neu. - Intra2net
Die Tübinger Intra2Net AG bezeichnet ihre gleichnamige Software für E-Mail und Groupware als kostengünstige Exchange Alternative für Unternehmen mit 5 bis 250 Mitarbeitern. In einer Gegenüberüberstellung mit MS Exchange rechnet der Hersteller eine 40 bis 50%ige Ersparnis vor – bei praktisch gleichem Funktionsumfang.