Jeden Tag sind wir verschiedensten prekären Alltagssituationen ausgesetzt, egal ob zwischenmenschliche Konflikte, Über- oder Unterforderung am Arbeitsplatz, Weiterentwicklung oder Strukturveränderungen. Insbesondere für Führungskräfte stellen sich diese Situationen als große Herausforderung dar und erfordern eine hohe Sozial- und Fachkompetenz. Die beteiligten Mitarbeiter bewegen sich in verschiedenen beruflichen und privaten Kontexten, haben eine unterschiedliche Wahrnehmung und handeln individuell.
Bei unangemessenem Umgang können negative Effekte auf Motivation, Arbeitsleistung, und Zufriedenheit der Mitarbeiter - im schlimmsten Fall des gesamten Teams - resultieren. Um solchen negativen Effekten vorzubeugen und den Situationen unmittelbar eine gewünschte positive Richtung zu geben, bietet sich das Konzept des Coaching an.
Die Methodik des Coaching
Das englische Wort "Coach" bedeutet Kutsche und kann als Metapher zur Beschreibung des Coaching verwendet werden: die Kutsche ist ein Instrument des Coachs (Führungskraft), um den Coachee (Mitarbeiter) auf seinem Weg von A nach B zu begleiten. B stellt dabei primär ein Ziel des Mitarbeiters dar, in manchen Fällen aber auch ein Ziel der Führungskraft.
Der Coach fungiert dabei als Berater, der durch eine geeignete Unterstützung zur Erweiterung der Kompetenzen des Coachees und zu dessen persönlichem Erfolg beiträgt.
Coaching stellt demzufolge eine Kombination aus individueller Beratung, persönlichem Feedback und einer praxisorientierten Reflexion dar, wodurch die Eigenwahrnehmung des Coachees erweitert wird und Veränderungs- und Selbsterkenntnisprozesse angeregt werden. Zu beachten ist dabei, dass Coaching kein "Push-Instrument" ist, um das Gegenüber zu einer bestimmten Meinung oder einem bestimmten Verhalten zu bringen.
Die Spielregeln
Absolute Verschwiegenheit und vertraulicher Umgang mit den im Coaching besprochenen Inhalten.
Unabhängigkeit von einer ziel- und sachorientierten Haltung sowie von der Rolle als Führungskraft. Das heißt fördern, fordern und Feedback geben und nicht kontrollieren, korrigieren und koordinieren.
Selbstverantwortlichkeit und Eigenverantwortung des Coachees für sein Handeln; keine Vorgabe von Lösungen
Wertschätzung und Offenheit für den Coachee und dessen Anliegen
Im Mittelpunkt des Coaching steht die Steuerung von Aufmerksamkeit, die sich von Mensch zu Mensch stark unterscheidet. Sie hängt entscheidend von den Bedürfnissen eines Menschen und der daraus resultierenden Motivation ab, ein bestimmtes Verhalten zur Bedürfnisbefriedigung zu zeigen.
Jeder Mensch möchte die drei Grundbedürfnisse
Sicherheit (Arbeitsplatz, Vorsorge, Verträge,…),
Zugehörigkeit (Klub, Marke,…) und
Wachstum (Bildung, Persönlichkeit, soziale Kompetenz,…)
unterschiedlich stark versorgen. Für den Coach ist es demnach von großer Bedeutung zu verstehen, wo die Aufmerksamkeit des Coachees liegt.
Die Umsetzung
Ein entscheidender Faktor im Coaching ist die Fragetechnik, also die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen. Fragen regen den Befragten zum Nachdenken an und durch geeignete Fragestellungen kann die Selbstreflexion des Coachees in eine konstruktive Richtung geführt werden. Dabei gilt es, vor allem offene Fragen (W-Fragen) zu stellen.
Dadurch lassen sich differenzierte Abbildungen der derzeitigen Ist-Situation, des Soll-Zustandes und etwaiger Hürden erfassen sowie die individuellen Ressourcen wecken. Grundsätzlich ist es von besonderer Bedeutung, stets folgende drei Aspekte in Erinnerung zu behalten:
Wo befindet sich die individuelle Aufmerksamkeit von Coach und Coachee?
Wo sollte diese sein, damit das Gewünschte wahrscheinlicher wird?
Was ist zu fragen, damit die Aufmerksamkeit in die richtige Richtung geht?
Die genannten Zusammenhänge beziehen sich auf grundlegende Zusammenhänge und Prozesse im menschlichen Körper. Für erfolgreiches Coaching, aber auch für erfolgreiches Arbeiten im Allgemeinen, ist es von großer Bedeutung diese stets im Bewusstsein zu tragen. (bw)