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Cloud-Trends 2021

15.02.2021
Von 
Clint Boulton ist Senior Writer bei der US-Schwesterpublikation cio.com.
Cloud Computing bietet nicht nur unbegrenzte Möglichkeiten, es kann auch grenzenlose Probleme schaffen – diese Erfahrung machen zumindest etliche Anwender. Wir nennen sieben wichtige Trends.
Eine nachhaltige Cloud-Strategie bleibt auch 2021 wichtig. Das kommt in Sachen Cloud auf Sie zu.
Eine nachhaltige Cloud-Strategie bleibt auch 2021 wichtig. Das kommt in Sachen Cloud auf Sie zu.
Foto: Sergey Nivens - shutterstock.com

Viele CIOs versprechen sich mehr Agilität und Kostenvorteile, wenn sie Anwendungen in die Cloud migrieren. Dabei wählen sie meist eine Kombination aus Public- und Private-Cloud-Umgebungen, um Sicherheits- und Compliance-Anforderungen zu genügen. Während der Pandemie ist die Nutzung von Cloud-Diensten noch einmal deutlich gestiegen, da viele Betriebe Ausfallsicherheit in Remote-Work-Szenarien angepeilt und oft auch auf die Schnelle E-Commerce-Ansätze umgesetzt haben.

Doch die Implementierung hybrider Cloud-Umgebungen verläuft in den seltensten Fällen reibungslos. Beispielsweise stellen die Finanzierungsmodelle für den Betrieb von Cloud-Infrastrukturen eine Herausforderung dar. Viele IT-Leiter haben festgestellt, dass eine schlechte Governance den Betrieb von Cloud-Software teurer werden lässt als die Bereitstellung aus dem eigenen Data Center. Zudem verläuft die Innovationsgeschwindigkeit bei Cloud-Services und -Architekturen so schnell, dass nicht alle Firmen Schritt halten können. Dennoch wissen IT-Leiter um die Vorteile einer Cloud-Strategie und können zudem ohnehin nicht mehr umkehren. Unsere US-Kollegen von CIO.com nennen die Trends, die 2021 prägen werden.

1. Der RoI kommt nicht von alleine

Eine im November 2020 von Accenture veröffentlichte Studie birgt eine hässliche Wahrheit: Den meisten Unternehmen ist es noch nicht gelungen, einen messbaren Mehrwert aus ihren Cloud-Investitionen herauszuholen. Von 750 Geschäfts- und IT-Führungskräften sagen nur 37 Prozent, dass sich ihre Cloud-Investitionen wie erwartet gerechnet haben. Weitere 29 Prozent haben zumindest die Hoffnung auf einen Return on Invest noch nicht verloren.

Karthik Narain, Global Lead des Bereichs Cloud First bei Accenture, sieht zwei Gründe für die ernüchternde Zwischenbilanz: Unternehmen schaffen es nicht, sich von Altsystemen zu lösen, und sie konzentrieren sich bei ihren Migrationen zu stark auf Nebenschauplätze - auf Anwendungen also, die für den Geschäftserfolg nicht entscheidend sind. Narain nennt das Beispiel einer Hotelkette, die ihr Spesenmanagement in die Public Cloud verlagert, aber ihr zentrales Reservierungssystem im Hause behält. Wer zweitrangigen Services den Vorzug gebe, könne keine Wertschöpfung erwarten.

Narain empfiehlt entschlossenes Vorgehen, wobei vor allem im Change Management die Hausaufgaben gemacht werden müssten. Wer das versäume, werde auch 2021 Schwierigkeiten haben, mit der Migration in die Cloud einen RoI zu erzielen.

2. In der Cloud 2.0 werden PaaS-Dienste wichtig

Nahezu ein ganzes Jahrzehnt lang standen Compute- und Storage-Dienste aus der Cloud im Vordergrund. Im Jahr 2021 dürfte sich das Gewicht von Infrastruktur- auf Business-Services verlagern. Jetzt werden Platform-as-a-Service (PaaS), Microservices und APIs in den Mittelpunkt rücken, weil Unternehmen ihre Plattform- und Ökosystem-Ansätze ausbauen wollen. Dieser Meinung ist zumindest Joe Kinsella, Vice President der VMware-Geschäftseinheit CloudHealth, die Software für das Hybrid- und Multi-Cloud-Management anbietet.

Vor allem APIs und Plattformen für deren Management werden laut Kinsella wichtiger. Sie machten ganz neue übergreifende Geschäftsszenarien möglich - etwa wenn Car-Sharing-Dienste mit Banken und anderen Dienstleistern zusammenarbeiteten, um Kunden Dienste und Rabatte aus einem Guss zu offerieren. In Cloud-2.0-Zeiten werden laut Kinsella auch die reinen Lift-and-Shift-Projekte zurückgehen. Die Anwender werden Cloud-native Anwendungen entdecken, die mithilfe von Microservices-Technologie gebaut werden.

3. Co-Innovation auf dem Vormarsch

Accenture-Manager Narain erwartet zudem, dass sich Unternehmen in ihren Geschäftsphilosophien öffnen werden, um zusätzliche Wertschöpfungsquellen zu erschließen. Sie würden Partnerschaften mit Cloud-Anbietern, Beratern und anderen eingehen, um gemeinsam neue Fähigkeiten zu entwickeln. Als Beispiel nennt er die amerikanische Agrargenossenschaft Land O'Lakes, die zusammen mit FedEx und Microsoft Produkte entwickelt.

Auch Amazon Web Services (AWS) unterhalte solche Technologiepartnerschaften - beispielsweise mit dem japanischen Pharmakonzern Takeda und dem US-Hersteller von Kälteanlagen Carrier. Hier in Deutschland arbeiten AWS und Volkswagen oder die Deutsche Bank und Google Cloud eng zusammen. Solche Co-Innovationspartnerschaften zwischen großen Unternehmen und Hyperscalern sollen 2021 stark zunehmen.

4. Die Cloud wird (noch) komplexer

Schon jetzt ist es alles andere als einfach, die vielfältigen Build- und Deploy-Ansätze in der Cloud zu verstehen, doch das Problem spitzt sich weiter zu, weil Unternehmen immer neue virtuelle Server und Speicher zur Unterstützung bestimmter Anwendungen in Betrieb nehmen und in ihre Cloud-Umgebung einbinden. Es entstehen Systemabhängigkeiten, die kaum noch zu durchschauen sind, warnt VMware-Manager Kinsella.

Hinzu komme, dass AWS, Microsoft und Google in kurzen Abständen neue Cloud-Services auf den Markt brächten - Stichworte sind etwa Serverless oder Functions-as-a-Service. Oft könnten die Tools, die für die Nutzung und das Management solcher Dienste erforderlich seien, mit dem Innovationstempo der Hyperscaler nicht mithalten. "Die Cloud ist wirklich komplex", sagt Kinsella. "Die Architekturlandschaft ändert sich ständig."

Jeff Kukowski, CEO von CloudBolt, empfiehlt Anwendern, Governance-, Sicherheits- und andere Funktionen so weit wie möglich zu automatisieren. Allerdings ist dieser Rat nicht ganz frei von Interessen: CloudBolt bietet Self-Service-Software für das Management von Cloud-Umgebungen an. "Alles individuell selbst zu programmieren, ist eine Herausforderung", fügt er hinzu.

5. Kosten schwer in den Griff zu bekommen

Hybrid-Cloud-Systeme im Rahmen des vorgesehenen Budgets zu betreiben, gerät oft zu einer echten Herausforderung. Kinsella sieht die Probleme der Anwender und gesteht, dass er in Diensten eines anderen Unternehmens, das früh auf AWS setzte, mit ansehen musste, wie sich seine Cloud-Rechnung unerwartet auf 350.000 US-Dollar verdoppelte. Einige CIOs setzen FinOps ein, eine Kombination aus betriebswirtschaftlichen Praktiken und Analysesoftware, mit der sich die Kosten für die Nutzung der Cloud kalkulieren lassen soll. Eine Studie der FinOps Foundation zeigt aber, dass die Hälfte der FinOps-Praktiker am Ende auch keine echten Erfolge bei der automatisierten Verwaltung ihrer Cloud-Investitionen aufweisen konnte.

6. Konsolidierung schreitet voran

Der Markt für Cloud-Management-Services werde sich 2021 weiter konsolidieren, prophezeit CloudBolt-CEO Kukowski. Sein Unternehmen hatte im vergangenen Jahr SovLabs, einen Spezialisten für Hybrid-Cloud-Integration, sowie den Cloud-Management-Anbieter Kumolus übernommen. Solche Deals sind in der Branche derzeit an der Tagesordnung. Binnen vier Jahren kaufte VMware CloudHealth, HPE erwarb Cloud Cruiser, Flexera schnappte sich RightScale und Apptio übernahm Cloudability. "Der Hybrid- und Multi-Cloud-Bereich ist gesetzlos wie der Wilde Westen", sagt Kukowski.

7. Cloud ist jetzt ein Vorstandsthema

CIOs sind nicht mehr die einzigen Führungskräfte, die den Wert der Cloud entdecken. Immer mehr CEOs und andere Führungskräfte auf dem C-Level diskutieren Vor- und Nachteile einer Migration zu Cloud-Services, sagt Accenture-Mann Narain. "In den letzten sechs Monaten ist die Zahl der Gespräche, die ich mit CEOs und Vorständen zum Thema Cloud geführt habe, sprunghaft angestiegen", so der Berater. Die Vorstände wollen in dieser strategischen Frage die Weichen stellen. Cloud wird in immer mehr Unternehmen top-down ausgerollt. (hv)