Trotz der branchenweiten Diskussion von digitaler Transformation und den Wachstumsmöglichkeiten im "Internet der Dinge", die Finanzkennzahlen vieler IT-Schwergewichte - allen voran IBM, HP, Cisco etc. - sahen in der letzten Berichtsrunde schlichtweg katastrophal aus. Die Einbrüche waren maßgeblich in den klassischen Hard- und Software-Bereichen zu verzeichnen.
Es lässt sich somit die Schlussfolgerung ziehen, dass das Neugeschäft mit Cloud Computing bei vielen IT-Anbietern die Einbrüche noch lange nicht kompensieren kann. Das kann zweierlei bedeuten: entweder haben a) die Unternehmen ihre Cloud-Transformation nicht frühzeitig genug oder b) nicht stringent genug angepackt. Glaubt man den aktuellen Zahlen von Citrix, hat das Unternehmen hier anscheinend mehr richtig als falsch gemacht.
Wachstum mehr als 3x schneller als IT-Gesamtmarkt
Citrix ist in den letzten Geschäftsjahren (2009-2014) mit jährlich rund 15% gewachsen. Bei einem weltweiten IT-Marktwachstum von 4-5% ist dies eine starke Leistung. Zumal Citrix vor wenigen Jahren noch als leicht angestaubter Anbieter von Terminal Services galt und im großen Cloud-Zirkus eher eine Nebenrolle spielte. Aber aus seiner Rolle als Ausrüster für virtualisierte Client- und Server-Umgebungen hat Citrix in den letzten Jahren einiges gemacht. So wurde das Portfolio sukzessive um seine Leistungskerne herum erweitert sowie neue Anwendungsbereiche, wie zum Beispiel Online Collaboration, frühzeitig erschlossen. Was anfangs noch etwas nach Bauchladen ausgesehen haben mag, entpuppt sich im achten Jahr des Cloud Computing als relativ komplettes Portfolio, das vor allem eines tut: die Bedürfnisse einer Vielzahl von Kunden abdecken.
- Cloud Computing und der deutsche Markt 2014
Wie steht es um das Thema Cloud in deutschen Unternehmen? Was machen die großen Cloud Service Provider (CSP), außer ein Data Center nach dem anderen aus dem europäischen und deutschen Boden zu stampfen? Wir haben Zahlen und Fakten zusammengestellt. - Wie Anwender einen Cloud Provider finden
Bei der Auswahl eines Cloud-Service-Providers dominiert zwar mit "Integrationsfähigkeit" der Lösung ein technisches Kriterium. Fast ebenso wichtig sind jedoch Faktoren wie der Firmensitz des Anbieters und der Standort seiner Datacenter. - Das Misstrauen ist weider da
Deutsche Unternehmen hegen ein gewisses Misstrauen gegenüber Cloud-Services von externen Anbietern. Das spiegelt sich in Anforderungen wie der Datenspeicherung in Deutschland und der Vertragsgestaltung wider. - Wenn, dann sind es Konzerne
Laut der Studie Cloud Monitor 2014, welche die Beratungsgesellschaft KPMG im Auftrag des Hightech-Verbandes Bitkom erstellte, standen deutsche Unternehmen bis Ende 2013 Public-Cloud-Diensten skeptisch gegenüber. Nur 15 Prozent griffen auf solche Angebote zurück, vor allem Großfirmen. - Geeignetes Gegenmittel?
Amazon Web Services (AWS) versucht, ein Vertrauensverhältnis zu misstrauischen Kunden aufzubauen. - Hybride Modelle gefragt
Um die Kontrolle über ihre Daten nicht komplett an einen externen Provider abgeben zu müssen, tendieren viele Anwender mittlerweile zu Hybrid-Modellen. - HP Helion
HP setzt mit seiner auf OpenStack basierenden Helion-Architektur sowohl auf Private- als auch Public-Cloud-Ansätze. - Oracle Solaris
"Build for Clouds": Auch Oracle preist gewohnt vollmundig seine Cloud-Infrastruktur-Angebote an. - Die Deutschen dürfen mitspielen
T-Systems geht als größter nationaler CSP einen diversifizierten Weg und offeriert Dienste in allen Bereichen - von Business-Apps über Kommunikations-Dienste und Security bis hin zu PaaS- und BPM-Services. - Hindernisse bleiben
Für die Cloud-Provider sind aber immer noch große Steine zu klopfen: Sicherheitsbedenken, individuelle Wünsche, unternehmensinterne Widerstände und andere Prioritäten bremsen den "vollen Cloud-Umstieg" in vielen deutschen Anwenderunternehmen noch aus. - ... und wenn, dann bitte von hier
Globale Cloud-Provider werden es wohl weiterhin nicht leicht haben - die lokalen Dienstleister und Fachhändler oder stark spezialisierte Provider, die Kundenwünsche gezielt befriedigen können, haben Vorteile.
Während viele Wettbewerber zu eindimensional gefahren sind und sich zum Beispiel nur nur auf IaaS fokussiert haben, hat Citrix sein Portfolio modular weiterentwickelt und die Integration einzelner Elemente schneller vorangetrieben als viele Konkurrenten. Beispiel ist hier die einheitliche Bereitstellung und Administration von XenDesktop- und XenApp-Umgebungen über die Citrix Cloud Platform. In einer Zeit, in der mehr als jeder dritte Euro des Cloud-Budgets für Integration aufgewendet wird, ist dies ein nicht zu unterschätzendes Argument.
Neuerungen in 2015 - Partner Summit, Management und Akquisitionen
Zu Beginn des Kalenderjahres gibt es bei Citrix eine Reihe an Neuerungen. So wurden auf dem Partner Summit in Las Vegas neue Produkte und Technologien vorgestellt, Managementwechsel in der DACH-Region verkündet und weitere Akquisitionen beschlossen. Die wichtigsten Updates werden in Folge skizziert und bewertet:
Mit dem Update des XenServer in der Version 6.5 hat Citrix vor allem bei der Performance und den Administrationsmöglichkeiten zugelegt. So arbeitet der aktuelle Hypervisor mit deutlich mehr virtuellen Event-Channels und kann damit eine größere Anzahl virtueller Clients unterstützen. Auch wurden neue Workload-Balancing-Funktionen implementiert, um Administratoren eine verbesserte Analyse- und Optimierung der Systemperformance ihrer virtualisierten Landschaften zu ermöglichen.
Mit dem XenMobile Server beziehungsweise XenMobile 10 können Administratoren zukünftig mobile Devices und Apps über eine integrierte Konsole managen. Der XenMobile Server verbindet also MDM und MAM in einem Produkt. Das sollte bei den meisten Unternehmen für schnellere und weniger komplexe Deployments sorgen, da Konfiguration und Set-Up vereinheitlicht werden.
Der WorkspacePodwird, gemeinsam von Citrix und HP entwickelt, im Frühjahr 2015 am Markt eingeführt. Auf einer Converged Infrastructure auf Basis von HP Moonshot integriert Citrix seine Workspace-Infrastruktur-Software. Durch die Software-defined Storage-Technologie der kürzlich akquirierten Sanbolic wird in dieser Architektur die Nutzerdichte per Rack deutlich erhöht, bei gleichzeitiger Reduzierung des Energiebedarfs. Im Vergleich mit SAN-basierten Architekturen, lässt sich so in vielen Einsatzszenarien auch der Hardware-Einsatz reduzieren.
Umbau im Channel - das neue Citrix-Partnerprogramm namens Citrix Solution Advisor (CSA) soll eine stärkere Differenzierung der Partnerlandschaft nach technischer Kompetenz, Vertriebsstärke und Serviceleistungen bringen. Damit soll die Grundlage für eine individuellere Betreuung sowie Anreize für die spezialisierten Partner geschaffen werden. Diese können zukünftig 33% statt 22% Marge mit den Citrix-Technologien erwirtschaften.
DACH-Management unter neuer Führung- Mit Dirk Pfefferle und Peter Goldbrunner stehen mit Dirk Pfefferle für die DACH-Region und Peter Goldbrunner für den deutschen Markt zwei "neue" Führungspersonen an der Spitze der lokalen Organisation. Während mit Peter Goldbrunner ein Citrix-Veteran mit langjährigem Track Record im Sales- und Partner Management für Deutschland in der Verantwortung steht, wechselt mit Dirk Pfefferle ein erfahrener General Manager von EMC zu Citrix. Speziell der Schachzug, den ehemaligen Partnermanager Goldbrunner zum Deutschland-Chef zumachen, weist in die richtige Richtung. Denn nur die Aktivierung der eigenen Partnerbasis kann das Wachstum der Cloud-Anbieter weiter befeuern.
Mit der Akquisition von Sanbolic unterstreicht Citrix die konsequente Umsetzung der gefassten Strategie hin zum Anbieter für Lösungen die "Software-defined" sind. Der Anbieter für virtualisierte Storage-Lösungen war schon lange Jahre Citrix-Partner und lieferte ebenso die technologische Grundlage für die neue Appliance namens "Citrix WorkspacePod".
- OpenStack-Studie von Crisp Research
Wie lässt sich Cloud-Infrastruktur im Unternehmen einfach bereitstellen und wie können Multicloud-Umgebungen verwaltet werden? Für deutsche IT-Entscheider lautet die Antwort immer häufiger "OpenStack", wie eine brandneue Studie von Crisp Research zeigt. - Cloud in der Unternehmensrealität – Einsatz & Planung
- Anforderungen an Cloud Platformen
- Cloud-Bau – Favorisierte Technologieanbieter
- Bekanntheit von OpenStack (unter Cloud-Nutzern)
- Bedeutung von OpenStack
- Warum beschäftigen Sie sich aktuell mit OpenStack?
- Argumente für OpenStack (Pro)
- Argumente gegen OpenStack (Contra)
- Planung und Einsatz von OpenStack – Anteil aller Cloud-Nutzer
- OpenStack – Eine Technologie für die Cloud-Pro ´s
- OpenStack Workloads – Ein breites Einsatzspektrum
- OpenStack Releases reflektieren den frühen Reifegrad
- Buy oder Build – Umsetzung von OpenStack
- Kriterien bei der OpenStack-Partnerwahl
- Einschätzung von OpenStack-Partnern (nach Leistungsfähigkeit)
Ausblick - Citrix´s Chancen in 2015/2016
Auf kurze Sicht wird Citrix in den kommenden 12 bis 18 Monaten einer der zentralen Profiteure des "Enterprise Mobility"-Trends sein. Da viele Unternehmen ihre mobilen Geschäftsanwendungen nicht "from scratch" als Web-basierte Anwendungen selbst entwickeln und betreiben, sondern eher bestehende Standardapplikationen und Collaboration Services auf mobilen Devices sicher und schnell bereitstellen wollen, kommt Citrix mit seinen Technologien und Produkten derzeit eine hoch relevante Marktposition zu. Die Kombination von Application Delivery für mobile Endgeräte mit MDM, Security und Collaboration ist für viele CIOs sehr attraktiv. Zumindest bestehen für Citrix und seine Partner gute Cross- und Upselling-Potenziale.
Während Citrix im Geschäft mit Virtualisierungs- und Mobility-Lösungen ein hohes Momentum hat, fristet die Cloud Management-Lösung "Citrix CloudPlatform" noch eher ein Schattendasein. Hier könnte mittelfristig die branchenweit geführte Diskussion um "OpenStack" und neue Standards für das Management von hybriden und Multi-Cloud-IaaS-Umgebungen neue Impulse setzen. Denn OpenStack ist zwar in aller Munde, aber in vielen Bereichen technisch noch nicht so ausgereift wie die ebenfalls Open Source-basierte "Citrix CloudPlatform"-Lösung. Hieraus können Citrix-Vertriebsteams und Partner möglicherweise Kapital schlagen. Allerdings nur, wenn sie die Diskussion um Cloud-Architekturen, -Betriebsmodelle sowie Orchestrierungs- und Automatisierungstechnologien auf höchsten Niveau zu führen wissen und Anwender ernsthaft beraten können.
Langfristig wird vor allem relevant sein, wie schnell Citrix seine Strategie vom "Software-Defined Workplace" beziehungsweise "Software-Defined Architecture" auf Portfolio-, Technologie- und Partner-Seite umsetzen kann. Denn das Umsatzwachstum und die Margen im Geschäft mit den reinen Virtualisierungslösungen beginnen zu bröckeln. Eine neue Welle der Abstrahierung und Automatisierung bei der Bereitstellung von Anwendungen und Diensten steht an. Und die wird noch stärker Software-getrieben beziehungsweise Software-gesteuert sein. Falls Citrix in diesem Bereichen weiter Fuß fassen kann, steht aus Perspektive von Crisp Research einem weiterhin dynamischen Wachstum nichts im Wege.
Citrix ist derzeit besser aufgestellt als viele vergleichbar große Software-Unternehmen. So liegt der Cloud-Umsatzanteil schon deutlich über 20%. Citrix hat die eigene Cloud-Transformation damit deutlich besser gemeistert als viele der IT-Majors, die seit Jahren Personal abbauen. Nach Einschätzungen von Crisp Research, hat Citrix das Potenzial bis Ende 2017 die Grenze von 4 Milliarden US Dollar Umsatz zu erreichen. Die letzten Finanzkennzahlen zum ausgehenden Geschäftsjahr 2014 deuten allerdings an, dass auch Citrix in den kommenden Jahren ein rauer Wind ins Gesicht weht. So hat sich das Wachstum der letzten Jahre nahezu halbiert. Citrix wird bei seiner Transformation daher weiter aufs Gaspedal drücken müssen.
(bw)