Studie State of the CIO

CIOs kommen gestärkt aus der Krise

30.04.2021
Von 
Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.
Laut der Studie "State of the CIO"- übernehmen IT-Chefs mehr Aufgaben und gelten als Innovationstreiber in ihren Unternehmen.
Nachdem die CIOs 2020 meist damit beschäftigt waren, den Betrieb trotz Krise sicherzustellen, übernehmen Sie nun wieder eine Führungsrolle bei der Digitalisierung ihrer Unternehmen.
Nachdem die CIOs 2020 meist damit beschäftigt waren, den Betrieb trotz Krise sicherzustellen, übernehmen Sie nun wieder eine Führungsrolle bei der Digitalisierung ihrer Unternehmen.
Foto: Who is Danny - shutterstock.com

Jedes Jahr befragt die US-Schwesterpublikation des CIO Magazins IT-Leiter auf der ganzen Welt zu ihren Herausforderungen. 2020 war geprägt von der Pandemie. Jedoch konzentrieren sich die CIOs nun stärker auf Innovationen, anstatt nur den Betrieb sicherzustellen. Das verschafft ihnen ein besseres Standing bei den Business-Kollegen und mehr Zeit mit dem Vorstand.

Der CIO als treibende Kraft

Knapp die Hälfte der befragten CIOs beschreibt ihre Funktion als "transformational". 25 Prozent sehen sich eher als Business-Strategen. Diese Studienteilnehmer stammen meist aus der High-Tech-Branche. Der Rest stellt funktionale Aufgaben in den Vordergrund. Hier finden sich oft IT-Leiter aus der Fertigungsindustrie oder dem öffentlichen Sektor.

Fast alle CIOs sind sich jedoch einig: Ihre Rolle dreht sich stärker um Digitales und Innovation. Zudem werde der IT-Chef von seinen Pendants im Business als stärkste treibende Kraft hinter der Digitalisierung wahrgenommen.

Vier von fünf Befragten sagen, ihre Unternehmen hätten hauptsächlich mit neuen Technologien, IT-Strategien und -Methoden auf die Corona-Pandemie reagiert. Meist kamen neue Technologien zum Einsatz, um das Kundenerlebnis und die Interaktion zu verbessern. An zweiter Stelle stehen digitale Alternativen zum persönlichen Gespräch. Darauf folgen Produkte und Services, die an neue Anforderungen angepasst oder auf neue Arten ausgeliefert wurden.

Innovation auf Raten

Der erzwungene Wechsel ins Homeoffice führte vielerorts zu einem Innovationsschub. Rund 80 Prozent der CIOs sagen, sie hätten die IT modernisiert, um Mitarbeitern rasch zu ermöglichen, von zuhause aus zu arbeiten.

Anfangs sei es jedoch darum gegangen, dass Systeme stabil ihren Dienst taten - Modernisierung kam später. Security gehörte zu den Top-Prioritäten, gefolgt von "Remote-First" und besseren Kommunikationsmethoden. Nur jeder Vierte konzentrierte sich 2020 auf IT- und Business-Innovation. Drei Viertel aller IT-Leiter haben immer noch Schwierigkeiten damit, die Balance zwischen Business-Innovationen und IT-Betrieb zu finden.

Um den Betrieb in Remote-Umgebungen stabil zu halten, konzentrierten sich die strategisch orientierten CIOs auf Cloud-Migrationen und den Support von Cloud-Infrastruktur. Weiterhin automatisierten sie manuelle IT-Prozesse und verbesserten die Customer Experience. Funktional orientierte CIOs setzten dagegen eher auf Business Continuity und Disaster Recovery.

Um die Mitarbeiter mit neuen Systemen, Tools und Arbeitsweisen vertraut zu machen, verstärkten etwa zwei Drittel der IT-Leiter Schulungen und Trainings. Vier von fünf Befragten überarbeiteten zudem ihre internen Kommunikationsmethoden und -Kanäle für die neue Situation.

Gleichzeitig türmten sich die funktionalen Pflichten. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Security-Management, Verbesserung des IT-Betriebs und der System-Performance sowie Kosten-Management. Besonders betroffen davon sind CIOs von Finanzdienstleistern.

Die Mehrzahl der CIOs befasst sich zusätzlich mit transformativen Aufgaben. Diese Befragten richten die IT an Geschäftszielen aus und fördern die Zusammenarbeit mit den Geschäftseinheiten. Zudem implementieren sie neue Systeme und Architekturen, bauen Geschäftsprozesse um und forcieren Change-Initiativen. Gegenüber 2020 sind mittlerweile auch fast alle IT-Chefs im Fertigungs- und im öffentlichen Sektor damit beschäftigt.

Knapp die Hälfte der Interviewten geht davon aus, dass der Druck, den Betrieb aufrecht zu erhalten, nachlassen wird. Mehr Automatisierung und andere moderne Technologien sollen ihnen ermöglichen, sich auf strategische Aufgaben zu konzentrieren. Dazu zählen Business-Innovation, Change-Initiativen sowie neue Systeme und Architekturen.

Das wollen die CEOs

Gegenüber 2020 erwarten mehr CEOs, dass CIOs die digitale Transformation vorantreiben. Zudem sollen die IT-Chefs die Zusammenarbeit zwischen IT und Business stärken sowie das Unternehmen durch Daten- und IT-Sicherheit widerstandsfähiger machen. Des Weiteren sei es Aufgabe der IT-Leiter das Erreichen von Umsatzzielen zu unterstützen.

Die meisten IT-Investitionen flossen in die Transformation bestehender Geschäftsprozesse. 2020 galt es noch, den Betrieb effizienter zu gestalten. An zweiter Stelle steht mehr Cybersicherheit, gefolgt von besserer Customer Experience. Auch Initiativen, um das digitale Erlebnis für Mitarbeiter zu verbessern, rangieren höher auf den Agenden als letztes Jahr. Dagegen ist das Interesse an wirtschaftlichen Themen wie dem Erschließen neuer Umsatzquellen weitgehend gleichgeblieben.

Verständigungsschwierigkeiten

Anders als die CEOs stufen die Business-Einheiten digitale Transformation als weniger wichtig für die IT ein. Stattdessen legen sie eher Wert auf Hilfe bei den Umsatzzielen, neben besserer Datensicherheit und Mitarbeitererfahrung.

Bei den Treibern für IT-Investitionen bewerten die Business-Vertreter betriebliche Effizienz, bessere Profitabilität und Mitarbeiterproduktivität am höchsten. In der Fertigungsindustrie belegten optimierte Geschäftsprozesse den ersten Platz, in der Gesundheitsbranche und im öffentlichen Sektor mehr Cybersicherheit und in der Finanzbranche eine verbesserte Nutzererfahrung.

Dazu wollen die Business-Verantwortlichen in entsprechende Technologien investieren. Für sie stehen Lösungen für Sicherheit und Risikomanagement, Cloud-Migration sowie Daten- und Business-Analytics ganz oben auf der Wunschliste. Für CIOs spielen dagegen Chatbots und mobile Apps für bessere Kundenerfahrung, Machine Learning und künstliche Intelligenz sowie Collaboration-Tools die wichtigsten Rollen. Trendthemen wie IoT, Blockchain oder AR/VR sind nur für wenige Unternehmen relevant.

Der CIO als Alleskönner

Einem Trend der letzten Jahre folgend haben fast alle CIOs auch 2020 immer mehr Aufgaben jenseits ihrer traditionellen Zuständigkeit übernommen. Dazu zählen Cybersicherheit sowie Datenschutz und Compliance. Auf dem dritten Platz verdrängt der Bereich Datenanalyse die Customer Experience aus dem Vorjahr. Ein Teil der IT-Manager hat auch Aufgaben aus den Bereichen Geschäftsentwicklung, Marketing und Vertrieb hinzubekommen.

Nach Branchen aufgeschlüsselt befassen sich CIOs aus dem öffentlichen Sektor meist mit Cybersecurity. In der Fertigungsindustrie und im Handel übernehmen die IT-Chefs vor allem Aufgaben in der Datenanalyse. Befragte aus Finanzunternehmen fokussieren sich eher auf Customer Experience.

Daneben sind rund zwei Drittel aller CIOs damit betraut, neue Wege zu finden, um Umsatz zu generieren. Sie helfen dabei, neue Produkte und Services zu entwickeln, indem sie Geschäfts- und IT-Prozesse automatisieren. Zudem bauen Sie Teams auf, die sich auf Innovationen konzentrieren und interagieren direkt mit Kunden. Für das Gros der Business-Entscheider gehören solche Aktivitäten zu den Kernaufgaben des CIOs.

Immer mehr CIOs sehen sich als strategische Berater. Dagegen nimmt ihre Selbstwahrnehmung als Risikobewerter und Berater für neue Technologieinvestitionen eher ab. Business-Leader verlassen sich stark auf die technologische Expertise des IT-Chefs. Für sie ist der CIO essenziell dafür, ihnen zu helfen, frühzeitig Business-Anforderungen und Chancen zu erkennen sowie technologische Empfehlungen zu geben.

Aufgrund ihres breiten Aufgabenspektrums bekommen 80 Prozent der CIOs auch viel Zeit mit dem Vorstand. Gleichzeitig verlässt sich ein Großteil der IT-Chefs selbst auf eine größer werdende Gruppe von vertrauten Beratern. Sie sollen ihnen helfen, bei neuen Technologien, Prozessen und Methoden auf dem Laufenden zu bleiben. Das betrifft vor allem die transformativen CIOs.

IT-Budgets steigen

Trotz der Veränderungen, die die Pandemie mit sich brachte, bleiben die IT-Budgets weitgehend unverändert. Knapp drei Viertel der Unternehmen erhöhten ihre IT-Investitionen oder behielten sie bei. Für 2021 erwartet etwa die Hälfte der befragten IT-Chefs, dass das IT-Budget wächst. 40 Prozent gehen davon aus, dass es gleichbleibt. Nur etwa jeder zehnte befürchtet Einschnitte. Diese Ansichten teilen auch die meisten Business-Verantwortlichen.

Rund die Hälfte der Ausgaben für Technologie werden direkt von der IT verwaltet. Marketing-, Betriebs- und Finanzabteilungen gehören dagegen zu den Business Units, die zunehmend selbst über IT-Ausgaben entscheiden.

Fachkräfte bleiben rar

Wegen des Innovationschubs durch die Pandemie bewerten knapp zwei Drittel der Unternehmen ihre benötigten IT-Ressourcen neu. Am gefragtesten waren 2020 Fachleute für Technologieintegration und -implementierung. Darauf folgen Experten mit Soft Skills für Themen wie Change Management sowie Strategen, die etwa digitale Businesspläne aufstellen können. Zudem bleiben Risiko- und Security Management begehrte Kernkompetenzen.

In den kommenden zwölf Monaten wollen die meisten Unternehmen ihr technisches Know-how verbessern. Das betrifft vor allem die Bereiche Cybersecurity, Data Science und Analytics sowie künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML). Zudem werden Fachkräfte für Cloud-Integration und agile Methoden wie DevOps und DevSecOps gesucht. Die meisten IT-Leiter gehen davon aus, dass Fachkräfte in diesen Bereichen auch weiterhin gefragt und schwer zu finden sein werden. Kenntnisse in Technologien wie Robotic Process Automation (RPA), Internet of Things (IoT) und Blockchain finden sich dagegen eher weiter unten auf den Prioritätenlisten der CIOs.

Im öffentlichen Sektor liegt der Fokus auf IT-Sicherheit, während Gesundheits- und Finanzunternehmen eher nach Datenanalysten suchen. Letztere sehen sich gemeinsam mit Kollegen aus dem Handel auch nach Spezialisten für KI und ML um.

Knapp drei Viertel der befragten Unternehmen achten zudem bei Neueinstellungen verstärkt auf Diversität und Inklusion. Fast 80 Prozent der IT-Leiter sehen eine Verbindung zwischen der Innovationsrate ihres Unternehmens und der Diversität der Technologieteams.